Heidelberg

500 Menschen solidarisierten sich mit Frauen in Iran und Afghanistan

Demonstranten protestierten gegen die Mullahs. In der Hauptstraße schlossen sich Passanten an.

10.10.2022 UPDATE: 10.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Mit Plakaten und iranischen sowie afghanischen Flaggen zogen am Samstag rund 500 Menschen durch die Hauptstraße. Sie wollten auf die Situation der Frauen in den beiden Ländern aufmerksam machen – und so den politischen Druck weiter erhöhen. Foto: vaf

Von Julia Schulte

Heidelberg. "Frauen. Leben. Freiheit!" – diese Worte waren am Samstag in der Innenstadt häufig zu hören und auf vielen Plakaten zu lesen. Denn auch in Heidelberg demonstrierten – wie dieser Tage in vielen Städten weltweit – Menschen für die Rechte iranischer Frauen und gegen das Mullah-Regime in dem Land, das die aktuellen Proteste brutal niederschlagen lässt.

"Es war toll, die Rufe in der Hauptstraße zu hören", freute sich Sahar Memar. Die Iranerin, die seit neun Jahren in Deutschland lebt, hatte die Demonstration zusammen mit einem Team, das neben Iranern auch aus Afghaninnen und Klimaaktivisten bestand, organisiert. Von der Stadtbücherei aus zogen am Nachmittag knapp 500 Menschen, die Solidarität mit den Demonstranten im Iran zeigen wollten, zum Universitätsplatz. "Viele haben sich auch spontan auf der Hauptstraße der Demo angeschlossen", erzählte der Deutsche Georg Quirll, der bei der Organisation der Veranstaltung geholfen hatte.

"Wir wollten nicht nur auf die schlimme Situation der iranischen Frauen aufmerksam machen, sondern auch auf die der Frauen in Afghanistan ", erklärte Memar. Denn diese fühlten den gleichen Schmerz wie die iranischen Frauen und seien gänzlich von der Außenwelt abgeschnitten. Daher sei es ihr wichtig gewesen, ebenfalls ein Zeichen für diese Frauen zu setzen, so Memar.

Die 35-jährige Pharmazeutin erklärte, dass sie direkt nach dem gewaltsamen Tod der Iranerin Mahsa Amini und den dadurch ausgelösten Protesten im Iran auch in Heidelberg etwas habe unternehmen wollen. "Hier leben viele Iraner, und die meisten von ihnen haben das Land verlassen, weil sie gegen das Regime sind", so Memar. Mit der Demonstration wolle sie das öffentliche Interesse auf den Iran richten und politischen Druck erzeugen, um so die protestierenden Menschen in ihrem Heimatland zu unterstützen. "Die deutsche Politik muss handeln, sämtliche Wirtschaftsbeziehungen mit dem Iran sollten gestoppt werden, denn die Menschen dort brauchen diese Unterstützung", sagt Memar. Zudem sei es wichtig, dass Proteste wie die in Heidelberg die öffentliche Aufmerksamkeit wach hielten.

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Tatsächlich kamen zu der Demonstration am Samstag mehr Menschen als gedacht. "Uns war wichtig, dass die Plakate und die Reden auch auf Deutsch waren, denn wir wollten vor allem jene Deutsche erreichen, die mit dem Iran eigentlich nichts zu haben", erklärte Quirll. Slogans, die an dem Tag häufig zu hören waren, lauteten etwa "Die Mullahs müssen weg", "One Solution – Revolution!" (Deutsch: Eine Lösung – Revolution) oder eben "Frauen. Leben. Freiheit!" – Letzterer erinnert an Mahsa Amini und die Frauen, die nach deren Tod auf die Straßen gingen und ihr Leben ließen. Fotos von diesen Frauen und ihre Namen waren auch auf zahlreichen Plakaten zu sehen, die die Demonstranten in die Luft hielten.

Zu der Abschlusskundgebung auf dem Universitätsplatz kamen auch die drei OB-Kandidaten Theresia Bauer (Grüne), Sören Michelsburg (SPD) und Bernd Zieger (Die Linke) und hielten kurze Reden. Sie zeigten sich solidarisch mit den Demonstranten, und Bauer forderte in ihrer Rede etwa von der Bundes- sowie den Landesregierungen – und explizit auch von der baden-württembergischen Regierung – einen generellen Abschiebestopp in den Iran. Neben den Politikern hielten zudem Iranerinnen und Afghaninnen Reden – und auch Männer aus den beiden Ländern ergriffen das Wort.

"Wir sind wirklich sehr zufrieden damit, wie viele Leute zu der Demo gekommen sind, etwa auch aus Mannheim und Karlsruhe", erklärte Memar. "Es werden immer mehr", freute sich auch Quirll. Nächsten Samstag soll wieder eine Demonstration stattfinden – "ich würde mir wünschen, dass dann noch mehr Deutsche kommen, um den politischen Druck weiter zu erhöhen", so Quirll.

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