Smartphone

Das Samsung Galaxy Note 9 im Test

Mit guten Neuerungen macht Samsung sein bewährtes Smartphone-Konzept fit für die Zukunft

21.08.2018 UPDATE: 21.08.2018 14:28 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden
Der Zeichenstift des Note 9 lässt sich zum Verfassen von handschriftlichen Notizen direkt auf dem Bildschirm nutzen. Foto: Andrea Warnecke/dpa​

Berlin. (dpa) Es soll ein Telefon für Menschen in Spitzenpositionen sein, aber auch ein Lifestyle-Produkt. So ganz legt sich Samsungs Galaxy Note 9 hier nicht fest. Elegant ist es, mit seinem schlanken und doch wuchtigen Gehäuse aus Glas und Metall. Der Preis jedoch dürfte manchen Lifestyle-Jünger eher abschrecken. 999 Euro unverbindliche Preisempfehlung stehen auf dem Preisschild - für die Version mit 128 Gigabyte (GB) Speicher.

Wer sagenhafte 512 GB möchte, muss Apple-eske 1249 Euro zahlen. Wem das noch nicht reicht, sei zur Speicherkarte geraten, die bis 512 GB extra bringt. Optisch an die aktuellen S9-Modelle angelehnt, gefällt das Note 9 auf Anhieb. Klare Formen, ein riesiges Display ohne Einbuchtungen, Stereolautsprecher und eine gut platzierte Doppelkamera auf der Rückseite mit dem Fingerabdrucksensor darunter. Note-typisch steckt unten rechts ein Zeichen- und Bedienstift im Gehäuse.

Der S Pen genannte Zeichenstift hat nun einen Kondensator als Energiespeicher für das Bluetooth-Funkmodul. Geladen wird per Induktion, während der Stift im Gerät steckt. Foto: Andrea Warnecke/dpa

Im Inneren des Note 9 ist aktuelle Spitzentechnik verbaut. Acht Rechenkerne hat der Prozessor namens Exynos 9810, davon vier schnelle und vier etwas langsamere, dazu sechs oder acht GB Arbeitsspeicher. Das dürfte für die kommenden Jahre reichen. Für Fotos gibt es die schon im Galaxy S9+ verbaute Doppelkamera mit jeweils 12 Megapixeln und variabler Blende von f2.4 und f1.5. Sie spielt im Vergleich zu aktuellen Spitzenmodellen vorne mit und überzeugt auch bei wenig Licht. Neu ist die erweiterte Kamerasoftware. Sie erkennt Szenen und passt die Bildeinstellungen an oder meldet sich, falls jemand auf dem Foto die Augen geschlossen hat oder es Unschärfen gibt.

Im Fokus der Note-Reihe steht die Produktivität. Also Mails wegarbeiten, Texte schreiben, Termine jonglieren und mehr. Der große Bildschirm mit 6,4 Zoll (2960 zu 1440 Pixel) hilft dabei, auch der gute Splitscreen-Modus zum Parallelbetrieb zweier Apps. Handschriftliches nimmt das Note 9 über besagten Stift an - in Spezial-Apps oder ad hoc auf dem Standby-Display. Die Eingabe klappt gut und macht sogar aus Krakelschrift ansehnliche Notizen.

Auf dem Galaxy Note 9 kommt Googles Android mit Samsungs eigener Oberfläche zum Einsatz. Foto: Andrea Warnecke/dpa

Größte Neuerung hier ist der Stift selbst. Statt rein passiv zu sein, funkt er nun via Bluetooth mit dem Telefon - und zwar reibungslos. Das hat den Vorteil, dass der Plastikstift nun auch zum Auslösen der Kamera oder zum Durchschalten von Präsentationen genutzt werden kann. Strom dafür speichert er in einem kleinen Kondensator im Innern, der per Induktion geladen wird, wenn der Stift im Gehäuse steckt. 40 Sekunden Ladung sollen für 30 Minuten Powerpoint-Klicken reichen - das stimmt ungefähr. Im Vergleich zum Vorgängerstift, der nur bei direktem Displaykontakt funktioniert, ist es eine klare Verbesserung.

Eine Verbesserung gibt es auch beim Akku. 4000 Milliamperestunden fasst der Energiespeicher, statt 3300 beim Vorgänger Note 8. Das bringt das 201 Gramm schwere Note 9 gut durch den Tag und - wenn man nicht übertreibt - auch bis weit in den nächsten.

Die Ausmal- und Zeichen-App des Note 9 ist sehr unterhaltsam. Leider lassen sich die fertigen «Kunstwerke» nur nach dem Anlegen eines Nutzerkontos speichern. Foto: Robert Günther/dpa

Etwas nervig ist Samsungs Software. Als Grundgerüst dient Googles Android 8.1, darüber liegt eine eigene Benutzeroberfläche. Sie ist eigentlich ganz hübsch, will aber sehr viel Aufmerksamkeit. Gerade in den ersten Tagen nach der Einrichtung meldet sie sich ständig und fordert Nutzereinsatz: Man soll einen Cloudspeicher einrichten, sein Samsungkonto aktivieren oder sich mit dem - immer noch weitgehend nutzlosen - Samsung-Assistenten Bixby beschäftigen.

Dreist ist der Versuch, Nutzern eine Schutzsoftware zum Einsatz in WLAN-Netzen unterzujubeln. Das Note 9 bewertet einfach pauschal alle Netze als vielleicht unsicher. Lösung soll ein kostenpflichtiges Schutzprogramm sein - nein danke. Auch nervig: Samsung legt ein interessantes Programm zum Zeichnen und Ausmalen für den Stift ab Werk bei. Leider braucht man auch hierfür ein Nutzerkonto, sonst lassen sich Zeichnungen nicht speichern. Wer denkt sich so etwas aus?

Der S Pen kann für Notizen, Zeichnungen, Präsentationen oder als Kameraauslöser genutzt werden. Foto: Andrea Warnecke/dpa

Fazit: Das Note 9 ist eine gute Kombination aus dem Besten des Galaxy S9 mit Stift und einigen sinnvollen Verbesserungen. Die Akkkulaufzeit ist für ein Gerät dieser Leistungsklasse fantastisch, die Kameras sind spitze, der Stift wurde sinnvoll weiterentwickelt, und der ohnehin üppige Speicher ist noch erweiterbar. Gut Voraussetzungen also, wäre da nicht der vielleicht angemessene, aber ziemlich hohe Preis. Es mag Menschen geben, die 999 oder sogar 1249 Euro für ihr Smartphone ausgeben können, die breite Masse ist das nicht. Aber immerhin gibt es das ziemlich ähnliche Galaxy S9+ aktuell schon ab rund 650 Euro - leider ohne den guten Stift. Eine ähnliche Preistalfahrt beim Note 9 ist nicht sonderlich unwahrscheinlich.