Von Birgit-Cathrin Duval
Die Alpen zum Greifen nah, Liegeschaukeln inmitten von Streuobstwiesen, schmale Wege, wurzlige Pfade, die mal im Wald, mal zwischen Wiesen verlaufen, verträumte Weiler, in denen die Uhr einen Tick langsamer geht - die neuen Premiumwanderwege am Bodensee haben alles, was Wanderer glücklich macht. Gleich vom Start weg in Deggenhausen geht es bergauf. Bald schon liegt das liebliche Deggenhausertal zu Füßen. Über Wiesen und abgelegene Aussiedlerhöfe windet sich der schmale Weg hinauf. Erste Blicke auf die Alpen lassen erahnen, welch grandiose Aussichten den Aufstieg belohnen.
Dieser Weg ist nichts für die schnelle Tour. Das höchste der Wandergefühle will er bieten, so beschreibt der Wanderführer die Bergtour Höchsten, mit 16,4 Kilometer und 512 Höhenmetern die anspruchsvollste der drei Rundwanderungen. 6 bis 7 Stunden gibt die kleine Broschüre als Gehzeit an. Ein Weg, der mit allen Sinnen bewandert werden will. Dazu sollte man sich Zeit lassen. Bereits auf den ersten drei Kilometern gibt es einen Vespertisch mit Aussicht und nur wenig später lädt eine große Liege auf einer Streuobstwiese zum entspannten Abhängen zwischen Erde und Himmel ein.
Kein Autolärm, kein Flugzeug, keine Motorsäge. Pure Natur. Vögel zwitschern, Bienen summen, die Sonne scheint von einem tiefblauen Himmel und kitzelt auf der Nase. Wanderherz, was willst du mehr? Die Alpen sehen, natürlich. Denn die sind hinter einem Wäldchen versteckt. Doch nur wenige Höhenmeter später eröffnet sich im Rücken des Wanderers das Panorama. Alpen so weit das Auge blickt. 240 Kilometer breit soll es sein, das Alpenpanorama. Doch wer denkt bei solchen Blicken schon an Zahlen?
Wenn wir aber schon von Zahlen sprechen: Mit 838 Metern ist der Höchsten tatsächlich die höchste Erhebung zwischen den Schwarzwald und dem Allgäu. Fantastische Weitblicke inklusive. Viele Besucher tummeln sich auf dem Aussichtsturm, der sich mit dem Auto bequem erreichen lässt. Ist die Landstraße gequert, hat man Wanderweg und Aussicht wieder ganz für sich. Da kommt die Ruhebank bei Möggenhausen, einem kleinen Weiler mit einer Handvoll Häusern gerade recht und lädt zum Picknick ein. Wegzehrung sollte sich jedenfalls im Rucksack befinden. Nicht immer führt der Weg an einer Gaststätte vorbei oder diese hat heute Ruhetag.
Der Weg folgt zumeist auf schmalen, naturbelassenen Pfaden über Felder, Wiesen und durch Wälder. So macht das Gehen einfach Freude. Gutes Schuhwerk ist dennoch Pflicht, denn grade nach Regentagen sind einige Abschnitte sehr matschig und rutschig. Für die Anstiege leisten Wanderstöcke gute Hilfe. Wer öfter verschnaufen möchte, findet unterwegs weitere Holzliegen und Rastplätze. Die Wege sind bestens ausgeschildert und machen eine Wanderkarte so gut wie überflüssig.
Nach Azenweiler mündet der Pfad in einen dichten Mischwald und zieht sich als regelrechter Grat zwischen steil abfallenden Flanken durch den Wald. Vor einem steilen Treppenabstieg bietet sich nochmals Gelegenheit zur Pause. Entweder an den neu gestalteten Vespertischen oder ein paar Meter weiter auf moosigem Waldboden. Raus aus den Wanderschuhen und Socken, den Füßen Luft verschaffen, mit den Zehen den erdigen Waldboden ertasten. Barfuß gehen verschafft Glücksgefühle. Auf entspannte Art geerdet geht es weiter - die Wanderschuhe fest geschnürt. Die Treppenabsätze sind steil, da ist gutes Schuhwerk von Nöten. Es geht zurück ins Deggenhausertal, zum Ausgangspunkt der Tour. Wer beim Blick auf die Kirchturmuhr denkt "Es ist schon 18 Uhr" hat sich viel Zeit gelassen - genau so soll es sein.
Wer es lockerer angehen möchte, findet in der Bermatinger-Waldwiesen-Tour eine ideale Einsteigerwanderung auf neun Kilometern mit leichten Anstiegen. Wie der Name schon sagt, verläuft der Weg über Wiesen und Weinberge rund um Bermatingen. Bei klarer Sicht ist die nördliche Alpenkette zu sehen.
Die "GuckinsLand" Tour hat eine Länge von 15,2 Kilometern und knapp 470 Höhenmetern. Sie führt zu einem spektakulären Bergrutsch entlang des Fuchsbühls, dessen Abbruchkante, die sogenannte "Rutsche" 30 Meter senkrecht ins Tal stürzt - vermutlich durch ein Erdbeben im Jahr 1911 verursacht. Herrliche Aussichten locken vom Gehrenbergturm und am 5-Länder-Blick.
Info:
Allgemeine Auskünfte erteilt die Tourist Info Bodensee-Gehrenberg, Marktstr. 1, 88677 Markdorf, Telefon 07544/500 290, www.gehrenberg-bodensee.de. Infos zu den Wanderwegen auf www.bodensee-landgaenge.de.
Anreise: Die BodenseeLandgänge befinden sich in der Region Bermatingen, Deggenhausertal, Markdorf und Oberteuringen im Bodensee Hinterland. Mit dem Auto über die A 5, Karlsruhe, A 8, Stuttgart, A 81 Richtung Singen bis Ausfahrt Kreuz Hegau, auf der A 98 weiter Richtung Friedrichshafen, über die B 31 und B 33 nach Markdorf. Entfernung ab Heidelberg rund 295 Kilometer, drei Stunden Fahrzeit.
Übernachten: Das Hotel am Obstgarten Oberteuringen hat sich besonders auf Familien mit Kindern eingerichtet befindet sich in der Gehrenbergstraße 16, 88094 Oberteuringen-Bitzenhofen, Telefon 07546/9220, www.am-obstgarten.de. Ein Doppelzimmer mit Frühstück kostet ab 110 Euro pro Nacht. Das Naturhotel Mohren verwöhnt mit Bioküche und Wellnessbereich, Kirchgasse 1, 88693 Deggenhausertal-Limpach, Telefon 07555/9300, www.naturhotel-mohren.de. Ein Doppelzimmer mit Frühstück ist hier ab 120 Euro pro Nacht zu haben.
Essen und Trinken: Vom Bärlach-Schaumsüpple aus heimischen Wäldern bis zum Carpaccio vom eigenen Angus-Weiderind verwöhnt das Naturhotel Mohren mit frischen Lebensmitteln vom eigenen Bio-Gutshof, www.naturhotel-mohren.de. Auf dem Berghof Höchsten lädt der schattige Biergarten unterm Kastanienbaum zur Mittagsrast ein. Tolle Aussicht über das Deggenhausertal, Bodensee und Alpenkette. Leckere Kräutergerichte aus dem eigenen Kräutergarten, www.hoechsten.de.
Die Touren:
- Bermatinger Waldwiesen, 9,3 Kilometer, 243 Höhenmeter, leichte familienfreundliche Halbtagestour (nicht für Kinderwagen geeignet), Gehzeit: 3 Stunden.
- GuckinsLand, 15,2 Kilometer, 468 Höhenmeter, mittelschwere Tagestour (keine Einkehrmöglichkeit), Gehzeit: 5 bis 6 Stunden.
- Bergtour Höchsten, 16,4 Kilometer, 512 Höhenmeter, anspruchsvolle Tagestour, Gehzeit 6 bis 7 Stunden.
Premiumwanderwege: Die Bodensee-Landgänge können sich sehen lassen, nicht nur der tollen Aussicht wegen. Die Wege sind abwechslungsreich, führen auf unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten und weisen eine hohe Dichte von neu gestalteten Rastplätzen und Liegebänken auf. Die Bewertung als Premiumweg wird nach strengen Kriterien geprüft. Wege, die damit ausgezeichnet wurden, bieten laut Aussage des Deutschen Wanderinstitutes "Wandererlebnisse auf höchstem Niveau".