Von Alexandra Bülow
Erst sitzt man ewig im Wartezimmer, dann geht es endlich los - und dann ist alles ganz plötzlich vorbei. Erst später fallen einem als Patient die vielen Fragen ein, die man noch stellen wollte. Und eigentlich hat man nicht alles verstanden, was der Arzt gesagt hat.
Eine Seltenheit sind solche Erlebnisse nicht, auch wenn es anders sein sollte. "Patient und Arzt sollen partnerschaftlich miteinander umgehen, der Patient soll alle Entscheidungen für eine Behandlung informiert treffen", erklärt Johannes Schenkel das Idealbild der Beziehung. Schenkel ist ärztlicher Leiter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland.
Wer einen Termin vereinbart hat, nimmt sich dafür am besten einen Spickzettel mit. So vergisst man in der Aufregung nichts. "Man sollte sich notieren, was man geklärt haben möchte und wovor man Angst hat", rät Schenkel.
Schlägt der Mediziner für die Diagnose Untersuchungen vor, sollte er seinem Patienten erklären, warum diese nötig sind. Mit einer fertigen Diagnose und fordernden Ansagen sollte man aber nicht im Behandlungszimmer sitzen. "Der diagnostische Prozess ist ein Puzzle", sagt Schenkel. Das bedeutet, dass der Arzt Schritt für Schritt Untersuchungen macht und sich so einer Diagnose nähert.
Der Patient sollte dabei abwägen können, welche Untersuchung er will. Das gilt für die Diagnose und die Behandlung: Der Patient muss nicht sofort entscheiden, kann sich Bedenkzeit nehmen und einen weiteren Termin vereinbaren. Das gilt übrigens auch für die Igel-Leistungen - Angebote, die Krankenkassen nicht bezahlen.
Es kann passieren, dass der Arzt davon nicht begeistert ist. Das ist dann aber Problem des Mediziners: "Ärzte müssen lernen, mit einem mündigen Patienten umzugehen. Ein guter Arzt kann das auch", sagt Charlotte Henkel. Die Juristin berät Patienten bei der Verbraucherzentrale Hamburg.
Auch hat jeder Patient das Recht, eine zweite Meinung einzuholen. Im Sinne der freien Arztwahl kann er dafür einfach einen Termin bei einem Arzt machen. Und wer zu einem Spezialisten gehen möchte, kann das auch tun - notfalls ohne Überweisung.
Bleibt die Frage, ob man seinem Arzt mitteilt, dass man eine zweite Meinung einholt. Auch da gilt: Arzt und Patient sind Partner. Man braucht also weder eine Erlaubnis noch muss man Sorge haben, ihn zu verärgern. Hat man bereits Befunde wie Blutwerte oder Röntgenaufnahmen, sollte man diese zum zweiten Arzt mitnehmen. Geht man zu dem anderen Arzt, ist es allerdings fair, ihn über die Umstände zu informieren. Auch bei der Rückkehr zum Original-Arzt spielen Patienten am besten mit offenen Karten. "Wenn ein Arzt ein Problem damit hat, dass man eine Zweitmeinung einholt oder öfter nachfragt, ist es der falsche Arzt", sagt Schenkel.