Heidelberg. (hol) Das geringste Armutsrisiko aller Bundesländer, nach Bayern die zweitwenigsten Menschen, die auf staatliche Mindestsicherung angewiesen sind, gemeinsam mit dem Freistaat die geringste Arbeitslosigkeit - Baden-Württemberg gilt als reiche Region. Und doch gibt es auch hier Bedürftigkeit: 1995 wurde in Heidelberg die landesweit erste "Tafel" gegründet, um arme Menschen mit günstigen Lebensmitteln zu versorgen. Inzwischen gibt es mehr als 140 Einrichtungen dieser Art im "Ländle".
Gemessen an der Einwohnerzahl liegt Baden-Württemberg damit nur hinter drei ostdeutschen Ländern mit deutlich schlechteren Wirtschaftsdaten (siehe Grafik) auf Rang vier. In Mecklenburg-Vorpommern etwa, dem Land mit den meisten Tafeln, sind mehr als 20 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht, im Südwesten "nur" knapp zwölf. Aber eben doch: zwölf Prozent.
Im Vergleich zu NRW oder der Region Berlin-Brandenburg hat Baden-Württemberg deutlich mehr Tafeln. Doch sind die Zahlen auch nicht überzubewerten, da sie keinen Aufschluss über die Zahl der Bedürftigen geben: Die riesige Berliner Tafel versorgt jeden Monat 125.000 Menschen, die in Bad Saulgau ein paar Hundert.
Aus Daten des Bundesverbands Tafel e.V. geht aber hervor, wann die Tafeln bundesweit wie Pilze aus dem Boden schossen: Zwischen 2003 und 2006 hat sich ihre Zahl von 330 auf 657 fast verdoppelt, weitere drei Jahre später (2009) waren es dann schon 861. Seither stieg ihre Zahl nur noch langsam an.