Zum Streikauftakt im Öffentlichen Dienst kamen gut 1800 nach Heilbronn

Die Streikenden kamen nicht nur aus Heilbronn Stadt- und Landkreis, sondern aus ganz Nordwürttemberg in die Unterlandmetropole gereist. Weitere Streiks am Mittwoch geplant.

25.03.2014 UPDATE: 25.03.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Gut 1800 Angestellte des öffentlichen Dienstes gingen gestern für ihre Forderungen auf die Straße. Foto: bfk
Von Brigitte Fritz-Kador

Marianne Kugler-Wendt, Geschäftsführerin des verdi-Bezirks Heilbronn-Neckar-Franken und SPD-Stadträtin war, wie die ersten Streikenden auch, seit 5.30 Uhr auf den Beinen, viel später werden die 1800 Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst auch nicht aufgestanden sein, die sich am landesweit ersten Streik in Heilbronn beteiligten. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte zu dem Warnstreik aufgerufen, bevor am nächsten Montag in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde mit Innenminister de Maizière startet. Die Streikenden kamen nicht nur aus Heilbronn Stadt- und Landkreis, sondern aus ganz Nordwürttemberg in die Unterlandmetropole gereist.

Die Streikenden hatten sich in zwei Züge am Beginn der Allee zusammengefunden, einer davon am Theater vorbei, wo sich die Bühnenarbeiter anschlossen - sie marschierten, begleitet von einem Polizeiaufgebot, das wenig zu tun hatte, zum Marktplatz. Stummes Spalier standen dabei auch einige Dutzend hier abgestellter Stadtbusse, keiner fuhr mehr bis zum Abend.

Wie ernst es den Streikenden war, zeigte sich auch daran, aus wie vielen Bereichen sie kamen. So hatten sich beispielsweise noch nie so viele Mitarbeiter der Kreissparkasse an einem Streik beteiligt. Dass man dieses auch mit Humor machen kann, bewiesen die Erzieherinnen, die sich auf einem Plakat mit "Dessous" verglichen: Auch sie arbeiteten "für einen Hauch von Nichts". Das passte gar nicht so schlecht zu der bei der Kundgebung am Marktplatz dann offensichtlich gewordene Frauenpower: Vier Frauen und kein einziger Mann am Mikrofon, allen voran eine sichtlich gut gelaunte Leni Breymeier, die mit so viel Teilnehmern nicht gerechnet hatte. "Wir sind hier laut, sonst wird uns unser Geld geklaut" oder "Erzieherinnen verdienen mehr!" stand auf den Plakaten, und eingeübt von Kugler-Wendt klappte der Sprechchor fast augenblicklich, bei dem Forderungen nach 100 Euro Sonderzahlung und 3,5 Prozent mehr Lohn skandiert wurden, wie auch der Slogan "Wir sind die Guten!"

Leni Breymaier, verdi Landesleiterin Baden-Württemberg, kritisierte in ihrer Rede scharf das Verhalten der Arbeitgeber und kündigte an, so lange zu streiken, bis ein abschlussfähiges Angebot in Potsdam auf dem Tisch liege. "Wir streiken nicht gegen die Bevölkerung, sondern für gute Arbeitsbedingungen und kämpfen für alle, die nichts anderes zu verkaufen haben, als ihre Hände und das was sie im Kopf haben", sagte sie unter starkem Beifall und appellierte an Arbeitsministerin Andrea Nahles, sich für einen bedingungslosen Mindestlohn von 8,50 Euro für alle einzusetzen. Und weil sie auch künftig gerne gute Artikel in der Zeitung lesen wolle, solidarisierte sie sich auch mit den streikenden Redakteuren.

Zuvor hatte schon Kugler-Wendt beklagt, dass die Öffentlichen Arbeitgeber die verdi-Forderungen nicht ernst nähmen und Silke Ortwein, DGB-Kreisvorsitzende, lieferte den Streikenden die Argumente. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels könne man es sich gar nicht leisten, da man für den Öffentlich Dienst künftig keine Menschen mehr finden werde, wenn deren Bezahlung wesentlich schlechter sei als in der Wirtschaft. Es müsse Schluss damit sein, die fehlenden Finanzen in den Kommunen aus den Taschen ihrer Arbeitnehmer zu holen. Dass viele Kommunen finanziell mit dem Rücken an der Wand stünden, sei nicht die Schuld der Angestellten.

Nicht zur Kasse, aber dafür zum Vesper wurden dann die Streikenden gebeten. Schon um 8.30 Uhr standen Brötchen und Kaffee bereit. Kugler-Wendts Rat: Sich hier zu bedienen und dann nach Hause - und nicht zur Arbeit zu gehen! Also auch nicht an den Arbeitsplatz in den Kliniken der Kläranlage, der Stadtreinigung, im Kindergarten oder auf den Friedhöfen.

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