Merkel kuschelt mit den Gewerkschaften

Viel gegenseitiges Lob beim Treffen mit dem DGB-Vorstand - Steinbrück hat es heute schwerer

16.01.2013 UPDATE: 16.01.2013 07:48 Uhr 1 Minute, 17 Sekunden
Zwei, die sich schätzen: Bundeskanzlerin Merkel und DGB-Chef Sommer. Foto: dpa
Von Andreas Herholz, RNZ Berlin

Berlin. Am Ende ein freundlicher Händedruck, ein warmes Lächeln. "Danke für diese Möglichkeit des Dialogs", sagt Angela Merkel und lobt die Gewerkschaften in den höchsten Tönen: "Eine starke Säule" seien die in der Gesellschaft.

"Eine ganze Menge von Gemeinsamkeiten" gebe es, versichert die CDU-Chefin nach dem Treffen mit den Gewerkschaftsbossen bei der DGB-Vorstandsklausur . Die Kanzlerin hat einen Vorteil: SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück steht Sommer und Co. erst heute, einen Tag später, Rede und Antwort. Waren solche Treffen früher Heimspiele für SPD-Politiker, muss Steinbrück wohl um die Unterstützung kämpfen. Schließlich gilt er als Anhänger von Schröders Agenda-Politik, die zum vorübergehenden Zerwürfnis zwischen Arbeitnehmervertretern und Genossen geführt hatte.

Merkel belässt es nicht bei freundlichen Worten über das "sehr intensive und konstruktive" Gespräch, sondern verspricht Hilfe: Auf die von den Gewerkschaften kritisierten Werksverträge und den Missbrauch in diesem Bereich werde man "einen Blick haben müssen", kündigt Merkel an, und DGB-Chef Sommer lächelt zufrieden. Die Umgehung von "vernünftigen tariflichen Abmachungen" müsse verhindert werden.

Der DGB-Chef und die Kanzlerin - da stimmt die Chemie. Das wird auch nach dem gestrigen Spitzengespräch deutlich. Sommer macht keinen Hehl mehr daraus, dass er inzwischen beinahe ein Merkel-Fan geworden ist. Bereits vor dem Treffen hatte die Kanzlerin warme Worte für die Gewerkschafter gefunden. "Ausgesprochen konstruktiv und positiv" hätten die sich in der Finanz- und Wirtschaftskrise verhalten, erklärte Merkel. Und auch Sommer lobte die CDU-Chefin. "Man kann der Kanzlerin zugute halten, dass es trotz der Regierungsbeteiligung der FDP keine gravierenden Angriffe auf Arbeitnehmerrechte gegeben hat", sagte er bereits vor dem Treffen. Merkel betone immer wieder die Bedeutung der Tarifautonomie, von Mitbestimmung und Kündigungsschutz und mache zaghafte Schritte in Richtung gesetzlicher Mindestlohn.

Arbeiterführerin Merkel? Die CDU-Chefin habe ihre Partei regelrecht "sozialdemokratisiert", lautet der Vorwurf einstiger und heutiger Rivalen. Doch die Kanzlerin denkt gar nicht daran, ihren Kurs zu ändern. Dass die Gewerkschaften auch im Wahljahr 2013 keine Wahlempfehlung abgeben wollen - wohl auch ein Erfolg von Merkels Strategie des Dialogs.