Derek Cofie-Nunoo stellte sich gestern als der gemeinsame OB-Kandidat von Grünen und Generation HD vor. In drei Wochen entscheidet darüber dann die grüne Basis. Foto: Alex
Von Micha Hörnle
Das klingt überraschend und etwas kurios: Die in Heidelberg traditionell starken Grünen nominieren einen OB-Kandidaten, der noch nicht mal Grünen-Mitglied ist, der sogar bei Kommunalwahlen seit 1999 drei Mal mit einer eigenen Liste, Generation HD, antrat: Derek Cofie-Nunoo. Der 48-Jährige wie auch die Grünen-Spitze sind vom Erfolg bei der OB-Wahl in knapp einem Jahr überzeugt: "Wenn ich nicht an einen Sieg glauben würde, würde ich es mir nicht antun", sagte Cofie-Nunoo gestern im RNZ-Gespräch. "Wir wollen auf Sieg spielen", meint auch der Grünen-Kreisvorsitzende Florian Kollmann. Die Siegesserie soll schon gut viereinhalb Monate vor der OB-Wahl, bei der Kommunalwahl, beginnen: Da wollen Grüne und Generation HD, die jetzt schon als Fraktionsgemeinschaft die stärkste Kraft im Gemeinderat sind, mit einer eigenen Liste antreten, ein möglichst glanzvolles Ergebnis erringen und damit eine Steilvorlage für den Kampf um den OB-Sessel haben.
Aber wieso ausgerechnet ein Nicht-Grüner? "Wir haben damit kein Problem", sagt Kollmann. Nachdem man sich mit Generation HD einig wurde, "stand der Kandidatur nichts mehr im Weg". Für Cofie-Nunoo habe "ein Dreiklang" (Kollmann) gesprochen: "Die fachliche Eignung; dass er die ganze Stadtgesellschaft ansprechen will; und dass er mit Leib und Seele Heidelberger ist." Der designierte (oder vielmehr von der Parteispitze den Mitgliedern empfohlene) Kandidat sieht sein "stärkstes Motiv, mich für meine Stadt einzusetzen". Das habe er schon bei seiner ersten, etwas unkonventionell-turbulenten Gemeinderatskandidatur 1999 so empfunden - und ziehe sich seitdem durch sein politisches Leben. Insofern sei der OB-Sessel nur die letzte Konsequenz. Zu diesem Schritt habe er sich Mitte Oktober entschieden, die letzten Würfel fielen, als der innere Grünen-Zirkel am Sonntag beschloss, Cofie-Nunoo für die Partei aufs Schild zu heben.
Während es bei Generation HD keine großen internen Diskussionen gab - auch wenn man sich prinzipiell als parteiunabhängig sieht -, hat bei den Grünen die Basis das letzte Wort, und zwar bei einer Mitgliederversammlung am 17. Dezember. Dann wird nicht nur über die Personalie des OB-Kandidaten zu beraten sein, sondern auch, ob man zusammen mit Generation HD in den Kommunalwahlkampf ziehen will. Noch völlig offen ist das Kräfteverhältnis auf der gemeinsamen Liste. Bei der letzten Kommunalwahl 2009 kamen die Grünen auf 15,05 Prozent (sechs von 41 Sitzen), Generation HD auf 5,9 Prozent (zwei Sitze). Allerdings gehen alle davon aus, dass Cofie-Nunoo wahrscheinlich auf der gemeinsamen Liste an der Spitze oder zumindest ganz vorne stehen wird. Dabei will er nicht nur Kandidat der Grünen sein: "Ich will einfach eine Alternative zum Amtsinhaber sein, das Wahlbündnis lässt sich jederzeit erweitern - auch über die SPD hinaus."
Mit einer klaren inhaltlichen Positionierung hält sich der Kandidat in spe zurück: Er will die Vielfalt in der Stadt fördern, Begeisterung wecken, Potenziale heben, den Bürgern die Politik erklären, in Zusammenhängen statt in Einzelprojekten denken - und "Zukunftsthemen auf die Agenda" heben. Dazu gehört für den studierten Gerontologen gerade auch die Herausforderung einer alternden Gesellschaft. Große Konfliktlinien mit Würzner sind noch nicht auszumachen, es ist eher ein anderer Führungsstil: "Die Position des OB sollte sein, die Stadtgesellschaft zusammenzuführen. Die Vielfalt bei uns sollte anders moderiert werden." Dazu gehört für ihn auch, sich nicht - wie Würzner - wechselnde Mehrheiten zu suchen, sondern Bürger und Ratsfraktionen zu überzeugen - "durch meine integrative Art". Die Grünen-Spitze ist da schon angriffslustiger: Würzner habe viel versprochen, aber wenig umgesetzt. "Es gibt Hinweise darauf, dass es an Würzner selbst lag - und nicht nur an den Mehrheitsverhältnissen im Rat", sagt Kollmann.
Dass die Heidelberger Grünen von der Bundespolitik im Moment eher Gegenwind bekommen, ficht den Kreisvorstand nicht an: "Erstens können die Wähler bei einer OB-Wahl gut differenzieren, wer zur Wahl steht. Und zweitens wird die Große Koalition keine Begeisterungsstürme auslösen, die bis in den nächsten Herbst reichen."