Die Gemeinschaft macht Lust aufs Essen

Reichartshausen. Im Kinderrestaurant isst der Nachwuchs, was auf den Tisch kommt, die Wählerischen verlieren ihre Scheu

14.12.2011 UPDATE: 14.12.2011 04:29 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Von Christiane Barth

Reichartshausen. 47 Kinder bauen sich Hamburger, es riecht nach frisch Gekochtem im ganzen Rathaus, im Parterre parken Berge von Schulranzen. Das Kinderrestaurant ist fast drei Jahre nach seiner Eröffnung zur festen Institution geworden. Kindergarten- und Grundschulkinder essen jeden Werktag im Centsaal gemeinsam, was auf den Tisch kommt.

Dies war nicht immer so. Denn es gibt von Haus aus wählerische Kinder, die erst einmal die Nase rümpfen, wenn's nicht so schmeckt wie bei Muttern. Doch das hat sich schnell gegeben. "Die Gemeinschaft sorgt dafür, dass auch die, die sich zunächst geziert haben, bald anfangen, mitzuessen", weiß die Köchin Heike Lang, die gerade Hamburgerbrötchen knusprig backt, "sie probieren erst mal, weil sie neugierig geworden sind und sind dann schnell dabei".

Für die Gemeinde ist das Kinderrestaurant zwar ein Zuschussbetrieb, doch die jährlichen fast 8000 Euro, die aus der Gemeindekasse in die Küche fließen (ohne Raum- und Betriebskosten), nimmt sie gerne in Kauf, um in Sachen Kinderfreundlichkeit die Nase vorn zu haben.

Die Centschule und die beiden Kindergärten sind jeden Tag mit einer Delegation an Kindern zu Gast. Gemeinsam laufen die Betreuerinnen mit den Kindern ins Rathaus. Auch die Erzieherinnen und die Rathausmitarbeiter nutzen die kommunale Küche im Haus.

Im Rahmen der verlässlichen Grundschule, die die Beaufsichtigung der Kinder täglich bis 13.15 Uhr garantiert, ist das Angebot sehr willkommen. Die Betreuungszeit für Kinder, die zum Essen gehen, endet dann erst um 14 Uhr.

Für die Eltern kostet der Spaß durch den Zuschuss der Gemeinde am Ende nur 30 Euro im Monat. Also reichlich wenig für einen ausgewogenen Speiseplan, der sich es etwa alle acht Wochen wiederholt.

Zwei Köchinnen (außer Heike Lang noch Peggy Habath), die auch in Eigenregie einkaufen, sind per jeweils 400-Euro-Basis im Restaurant beschäftigt. Dabei nutzen sie die Ressourcen im Dorf und kaufen regionale Produkte: Dienstags gibt's frisches Gemüse vom Wochenmarkt, mittwochs Rind- oder Schweinefleisch vom Baumeister-Metzgerwagen , der wöchentlich im Dorf Station macht, und freitags Pute vom Weilerhof.

"Ganz verrückt" sind die Kinder auf Mehlspeisen wie Kaiserschmarrn, Apfelküchle oder Karthäuser Klöße, so Heike Lang. Und auf Spaghetti.

Diese Vielfalt kommt an. Auch Heike Lang ist überrascht, wie gut die Kinder inzwischen die abwechslungsreiche Kost annehmen.

Auf Allergien nehmen die Köchinnen nach Möglichkeit Rücksicht. Das geht jedoch nicht immer. Reagiert beispielsweise ein Kind auf Glutamat, ist dem nicht gänzlich Abhilfe zu schaffen. "Glutamat ist inzwischen ja fast überall drin", so Heike Lang.

Pädagogisches Geschick braucht es auch, die Kinderschar vom Dreijährigen bis zum Viertklässler unter einen Hut zu bringen. "Das ist nicht immer einfach" meint auch Kindergarten-Praktikantin Corinna Peikert. Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Kinderrestaurants: Der Übergang von Kindergarten in die Grundschule soll durch diese Schnittstelle Kinderrestaurant erleichtert werden.

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