Countdown für "Rio+20": Weichenstellung für eine nachhaltigere Welt

Rio de Janeiro (dpa) - Die Welt lebt seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse. Die Menschheit verbraucht die natürlichen Ressourcen 1,3 mal schneller als die Erde sie wieder regenerieren kann. Und das, obwohl rund 800 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, etwa eine Milliarde Menschen Hunger leiden und jeder Fünfte keinen Zugang zu Elektrizität hat. Und die Erdbevölkerung soll bis 2050 von derzeit sieben auf neun Milliarden Einwohner wachsen.

15.06.2012 UPDATE: 15.06.2012 09:09 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden
Die Schüler Yannick Klecker (Jahrgang 11, l-r), Sophia Kreuzkamp und Caroline Tisson halten in Osnabrück im Hof der Ursulaschule einem Globus in den Händen. Die drei Schüler fliegen zur UNO-Rio+20-Konferenz und möchten auf die globale Jugend-Bildungsinitiative YOUTHinkgreen aufmerksam machen. Foto: dpa
Rio de Janeiro. (dpa) Die Welt lebt seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse. Die Menschheit verbraucht die natürlichen Ressourcen 1,3 mal schneller als die Erde sie wieder regenerieren kann. Und das, obwohl rund 800 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, etwa eine Milliarde Menschen Hunger leiden und jeder Fünfte keinen Zugang zu Elektrizität hat. Und die Erdbevölkerung soll bis 2050 von derzeit sieben auf neun Milliarden Einwohner wachsen.

Das ist die Ausgangslage für den UN-Gipfel "Rio+20", zu dem sich vom 20. bis 22. Juni rund 130 Staats- und Regierungschefs in Rio de Janeiro treffen. Die Konferenz soll die Weichen stellen für eine nachhaltigere Entwicklung in nahezu allen Lebensbereichen. Deutschland wird durch Umweltminister Peter Altmaier (CDU) und Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) vertreten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte ihre Teilnahme abgesagt.

Die Themen in Rio sind vielfältig. Die Armut soll effektiver bekämpft, Ozeane, Wälder und das Klima sollen besser geschützt und Energiequellen umgestellt und effizienter genutzt werden. Zudem soll die Grundlage für Nachhaltigkeitsziele ("Sustainable Development Goals") gelegt werden. Auch die Umweltinstitutionen der UN sollen gestärkt werden. Soweit die Theorie. Wie konkret die Schritte letztlich ausfallen, bleibt abzuwarten.

"Rio+20" steht in der Nachfolge des 1992 in Rio de Janeiro abgehaltenen "Erdgipfels", bei dem wegweisende Konventionen auf den Weg gebracht und das Thema Klimaschutz erstmals ins Rampenlicht gesetzt wurde. "Rio 92" war die Geburtsstunde für die Klimaschutzkonvention, die Biodiversitätskonvention, die Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung sowie der Agenda-21-Strategie zur nationalen Umsetzung nachhaltiger Entwicklung.

Aus Sicht von Umweltschützern lässt sich schon vor Beginn des Gipfels absehen, dass derart weitreichende Entscheidungen diesmal nicht getroffen werden. "Es ist jetzt schon klar, dass Rio+20 nicht das liefern wird, was die Welt erwartet", befürchtet Martin Kaiser, Leiter Internationale Klimapolitik der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die bei dem Gipfel Beobachterstatus hat.

Verlauf und Ergebnisse des Gipfels werden von den Kritikern genau beobachtet. Parallel zur offiziellen Konferenz läuft in Rio der "Gipfel der Völker", zu dem 30 000 Teilnehmer erwartet werden, darunter Umweltschützer, Globalisierungsgegner und Vertreter von Zivilgesellschaften. Sie lehnen das vorgelegte Konzept der "Grünen Ökonomie" ab und sehen darin vor allem den Versuch, die Natur zu kommerzialisieren.

Entwurf der Abschlussdeklaration

UN-Seite Rio+20

Gipfel der Völker