Bitteres 0:2-Europa-League-Aus (Update)
Die Hoffenheimer verpassten mit ihrer schwachen Leistung am Donnerstagabend den Achtelfinal-Einzug.
Von Achim Wittich
Sinsheim. Am 25. Februar 2021 ist ein weiteres bedeutsames Kapitel in der Geschichte von 1899 Hoffenheim geschrieben worden. Allerdings leider nicht wie vom Dorfklub erhofft. Die TSG verlor am Donnerstagabend völlig überraschend das Rückspiel gegen Molde FK mit 0:2 (0:1) und verpasste damit den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale eines internationalen Wettbewerbs. "Das wäre für den Klub, das Team und auch für mich persönlich ein super Erfolg", hatte Trainer Sebastian Hoeneß am Mittwoch zuversichtlich auf ein Weiterkommen gehofft. Es kam anders.
Nach dem 3:3 beim ersten Aufeinandertreffen in Villarreal wollte die TSG von Beginn an keine Zweifel daran aufkommen lassen, in der nächsten K.o.-Runde weiter mit im Lostopf zu sein und dann einen namhaften Gegner in Sinsheim begrüßen zu dürfen.
Schon die ersten Minuten brachten keine Überraschung. Hoffenheim hatte den Ball – und die Gäste stellten den in der Fußballsprache oft zitierten "Bus vor den eigenen Strafraum", verteidigten mit Mann und Maus. Es dauerte eine Viertelstunde, bis Chris Richards per Kopf die erste Großchance für die TSG vergab (15.). Der 20-jährige Leihspieler des FC Bayern München hatte vorher forsche Töne angeschlagen und davon gesprochen, "den Titel gewinnen zu können".
Umso größer der Schock in der 20. Minute. Molde kam tatsächlich einmal in das letzte Drittel der Hoffenheimer, Eirik Ulland Andersen schoss einfach mal und plötzlich lag der Ball im rechten Toreck. Das 0:1 machte nicht nur Torhüter Oliver Baumann fassungslos.
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Sebastian Hoeneß war ebenso bedient, ließ nach nicht einmal einer halben Stunde vier seiner Ersatzkräfte an der Seitenlinie ihren Einsatz vorbereiten, darunter auch Andrej Kramaric. Musste es der kroatische Torjäger richten? Munas Dabbur und Ihlas Bebou – zuletzt gegen Bremen noch stark auftrumpfend – taten sich schwer. Dabbur fand in der 29. Minute aus zwei Metern seinen Meister in Molde-Torhüter Andreas Linde.
Auffällig, dass dem Bundesligisten gegen den erwartungsgemäß vehement verteidigenden Außenseiter kein probates Mittel einfiel, um aussichtsreiche Tormöglichkeiten zu kreieren. "Hoffe"rannte einfallslos an. Häufig flankte Pavel Kaderabek von rechts, doch darauf konnte sich Molde einstellen. Auch Christoph Baumgartner fehlte in der 38. Minute das Abschlussglück, sein Schuss wurde noch geblockt. Hoeneß schritt zur Pause nachdenklich in die Kabine. Sollte es völlig überraschend statt eines historischen Sieges eine historische Pleite geben?
Hoeneß brachte Kramaric noch nicht, wartete damit bis zu 56. Minute. Der Vizeweltmeister musste kurz vor seiner Einwechslung mitansehen, wie Pedersen bei einem Konter völlig allein auf das Tor von Baumann zu rannte und fast das 0:2 erzielt hätte. Der herbeieilende Grillitsch konnte gerade noch rechtzeitig die Grätsche ausfahren. (55.). Genauso unentwegt wie uninspiriert bestürmte die TSG weiter das gegnerische Tor, die Körpersprache wurde dabei immer verzweifelter. Die Pässe kamen nicht an, die harmlosen und weit geschlagenen Flanken pflückte Linde locker herunter oder sie segelten von alleine ins Aus.
Ein bisschen Rudelbildung gab’s auch noch (82.), Kramaric scheiterte am starken Linde (85.), Rudy hämmerte in der Nachspielzeit drüber (90.+3) – und dann besiegelte wieder Andersen (90.+4) die Sensation. Ein unfassbar schlechter Auftritt von "Hoffe" endete mit einer geschichtsträchtigen Vereinsniederlage.
Hoeneß war in der Pressekonferenz sichtlich um Fassung bemüht: "Ja, wir haben eine historische Chance vertan. Ich würde es aber nicht als Blamage bezeichnen, es ist bitter." Er wird wieder verstärkter Kritik ausgesetzt sein – und diesen peinlichen Auftritt auch vereinsintern erklären müssen.
Hoffenheim: Baumann - Vogt, Grillitsch, Richards - Kaderabek (70. Adamyan), Rudy, Samassekou (83. Rutter), John (70. Sessegnon) - Baumgartner (56. Kramaric) - Bebou, Dabbur.
Molde: Linde - Pedersen, Sinyan, Risa, Haugen - Ellingsen - Aursnes, Ulland Andersen - Knudtzon (78. Hestad), Sigurdarson (63. Bolly), Eikrem.
Schiedsrichter: Kulbakow (Weißrussland); Tore: 0:1 Ulland Andersen (19.), 0:2 Ulland Andersen (90.+4).
Update: Donnerstag, 25. Februar 2021, 21.48 Uhr