Traktorenbau

Für John Deere war Waterloo ein Glücksfall

Mit dem Kauf des gleichnamigen Unternehmens gelang vor 100 Jahren der Einstieg in den Traktorenbau

23.04.2018 UPDATE: 23.04.2018 19:30 Uhr 1 Minute, 29 Sekunden

12 PS hatte der Traktor Waterloo Boy, dessen Hersteller vor 100 Jahren von John Deere gekauft wurde. Firmenbild

Für John Deere war Waterloo ein Glücksfall

(hab) Zu einem "Waterloo" im sprichwörtlichen Sinn wurde die Sache für John Deere nicht. Ganz im Gegenteil. Die Übernahme der Waterloo Gasoline Engine Company (mit Sitz im amerikanischen Städtchen Waterloo) durch John Deere im Jahr 1918 erwies sich als wahrer Glücksgriff des amerikanischen Landmaschinenpioniers. Dass er selbst dabei nur einen guten Spürsinn als Unternehmer bewies und vor allem durch den Zukauf von Know-how zur eigenen Entwicklung des Traktors beitrug, hindert niemand bei John Deere daran, in diesem Jahr eine 100-jährige Erfolgsgeschichte zu feiern. Auch nicht in der größten Landmaschinenfabrik von John Deere außerhalb Nordamerikas in Mannheim-Lindenhof. Dort, wo drei Jahre nach dem Kauf der Traktorenfabrik durch John Deere tatsächlich ein Ingenieur den ersten Traktor in Deutschland baute, der wegen seines Aussehens den Namen "Lanz-Bulldog" erhielt.

Heinrich Lanz hatte 1859 die Firma seines Vaters übernommen. Bis dahin baute man Lokomobile - bewegliche Dampfdreschmaschinen - war sich aber auch nicht zu schade dafür, mit Guano-Dünger für die Landwirtschaft zu handeln. Der Ingenieur Fritz Huber arbeitete für den deutschen Landtechnik-Pionier Heinrich Lanz in Mannheim. Berühmt wurde er durch seinen Satz, dass "ein Motor für die Landwirtschaft gar nicht einzylindrig genug sein kann". Unverwüstlich, stark und langlebig. Das waren die Merkmale, die ein Traktor in der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts besitzen musste. Er musste alles als Antriebsmittel klaglos schlucken, was gerade da war - billiges Rohöl, teures Ligroin oder heimisches Pflanzenöl. Entsprechend laut und holprig lief der Motor. Hauptsache er lief.

Ein paar Jahre zuvor in den USA: Bevor John Deere 1918 seinen zwölf PS starken Waterloo Boy auf den Markt brachte, hatte er mit seiner Firma seit einigen Jahren Prototypen und Versuchstraktoren entwickelt. Der Durchbruch kam mit dem Zukauf der Firma aus Waterloo.

Doch noch immer hatte der Autopionier Henry Ford mit der Traktormarke Fordson die Nase vorn. Die Waterloo-Traktoren brachten es 1918 bereits auf eine Stückzahl von 5634, aber Fordson blieb mit 34.000 verkauften Traktoren Marktführer. Ford konzentrierte sich zunehmend auf die Autoherstellung, John Deere wurde zum führenden Landmaschinenhersteller der Welt. Das in den 1930er Jahren gefertigte Modell A wurde über 300.000 mal verkauft. Seit 1963 ist man Weltmarktführer bei der Herstellung von Traktoren und Mähdreschern. Im Mannheimer Werk wurden im vergangenen 22.100 Traktoren gebaut. In den Firmenfarben grün-gelb und mit dem Schriftzug John-Deere tauchten die Traktoren seit 1923 auf den Feldern auf. Und das ist bis heute so geblieben.

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