Schleichverkehr im Ochsenkopf

Bezirksbeirat gehen Pläne der Stadt nicht weit genug

Verkehr soll ausgebremst werden – Kommt die Pförtnerampel?

13.12.2018 UPDATE: 18.12.2018 06:00 Uhr 2 Minuten

Im Oktober 2017 legten die Bewohner des Ochsenkopfes den Berufsverkehr am Morgen einfach mal selbst lahm: Mit einer Demonstration machten sie auf ihr Problem aufmerksam - und blockierten dabei gleichzeitig den Wieblinger Weg. Foto: Alex

Von Denis Schnur

Heidelberg-Wieblingen. Der Verkehr in der Siedlung Ochsenkopf ist ein altbekanntes Thema. "Das diskutieren wir schon 20 Jahre im Bezirksbeirat", platzte es in der Sitzung des Wieblinger Stadtteilgremiums irgendwann aus Werner Baumann (CDU) heraus. Nun hat die Stadtverwaltung zwar Maßnahmen in die Wege geleitet, die den Schleichverkehr durch den Wieblinger Weg eindämmen sollen - nur im Bezirksbeirat glaubt niemand an deren Wirkung.

Im Oktober 2017 legten die Bewohner des Ochsenkopfes den Berufsverkehr am Morgen einfach mal selbst lahm: Mit einer Demonstration machten sie auf ihr Problem aufmerksam - und blockierten dabei gleichzeitig den Wieblinger Weg. Foto: Alex

Was die Wieblinger stört: Der schnellste Weg von der Abfahrt "Rittel" zum SRH-Campus und den Schulen im ehemaligen Heinsteinwerk führt durch das Wohngebiet Ochsenkopf. Also fahren täglich Tausende Autos durch die Anliegerstraße. "Ich habe viel in der RNZ über das Problem gelesen, bevor ich hergezogen bin", erklärte ein junger Mann, der seit Kurzem im Ochsenkopf lebt. "Aber wenn man das selbst sieht, ist es einfach absurd - diese Blechlawinen."

Langfristig soll das Problem gelöst werden, indem an der Ludwig-Guttmann-Straße ein Bahnübergang geschaffen wird. So käme man zügig vom "Rittel" auf den Campus, ohne das Wohngebiet zu durchqueren. Da jedoch nicht klar ist, wann dieser Ausbau kommt, sollen mehrere Maßnahmen bis dahin Abhilfe schaffen - und die Durchfahrt unattraktiver machen. Dazu soll etwa die Fahrbahn des Gutachwegs, der vom Wieblinger Weg in Richtung SRH-Campus führt, an der Unterführung auf 3,5 Meter verengt und der Gehweg verbreitert werden. Dies soll schon im Frühjahr 2019 geschehen.

Außerdem soll das Parken im Wieblinger Weg neu geordnet werden: Parkflächen sollen abwechselnd auf beiden Seiten eingerichtet werden. Autos müssten dann "Slalom" fahren, wären gezwungen, ihre Geschwindigkeit zu verringern. Dazwischen sollen immer wieder Ausweichflächen ganz frei bleiben, damit zwei Autos aneinander vorbei kommen. Zudem sollen Aufpflasterungen an drei Stellen dazu führen, dass die Pkws langsamer fahren: an der Einmündung des Elsenzweges, an der Kreuzung zum Gutachweg sowie am Eingang zum Spielplatz. Insgesamt 183.000 Euro rechnet die Stadtverwaltung für die Maßnahmen ein.

Auch interessant
Schleichverkehr im Ochsenkopf: Der Poller im Wieblinger Weg wird reaktiviert (Update)

Den Bezirksbeiräten gehen diese Pläne aber nicht weit genug: "Damit werden sie vielleicht die Geschwindigkeit senken und die Sicherheit erhöhen", erklärte Christina Kreckel-Arslan (Grüne), die auch Mitglied im Aktionsbündnis "Anliegergebiet Ochsenkopf" ist, "aber damit wird sich der Durchfahrtsverkehr nicht verringern". Rolf Freymüller, Vorstand der Siedlungsgemeinschaft Ochsenkopf, sieht das ähnlich: "Das ist ein Ablenkungsmanöver der Stadt", polterte er im Bezirksbeirat. "Wir begrüßen das natürlich, aber es bringt nicht viel."

Wirklich etwas bringen dürfte dagegen eine weitere Maßnahme, die die Stadt für den Fall in petto hat, dass der Ausbau des Bahnübergangs sich hinzieht: Eine sogenannte "Pförtnerampel" im Wieblinger Weg könnte den Verkehr ausbremsen. Diese würde die meiste Zeit Rot zeigen und nur wenige Fahrzeuge in Grünphasen durchlassen. "Das funktioniert", ist sich Reiner Herzog vom Verkehrsmanagement der Stadt sicher, "aber das ist verkehrsrechtlich umstritten und müsste erst geprüft werden."

Geht es nach dem Bezirksbeirat, sieht die Lösung jedoch ganz anders aus: Er forderte mit einer großen Mehrheit, den Bahnübergang an der Ludwig-Guttmann-Straße unverzüglich zu bauen - unabhängig von den Planungen der SRH. Und bis das passiert, soll der Poller reaktiviert werden, der im Jahr 2007 für 47 Tage bereits den Durchgangsverkehr verhinderte. Um diese Forderungen auch im Gemeinderat durchzubekommen, hat der Bezirksbeirat Kreckel-Arslan in den Stadtentwicklungsausschuss entsandt.