Saufklientel

02.07.2020 UPDATE: 02.07.2020 20:30 Uhr 43 Sekunden

Klaus Welzel über die politische Nachlässigkeit in Sachen Alkohol

Vom sozialen Schmierstoff zum Treibstoff für Aggressionsabbau ist es manchmal nur ein kleiner Schritt. Die Übergänge sind fließend, und es wäre fahrlässig, aus jedem Biertrinker einen potenziellen Schläger zu machen. Aber umgekehrt wäre die Randalenacht von Stuttgart ohne reichlich Alkoholkonsum schwer vorstellbar gewesen. Deshalb stellt sich die Frage: War der Krawall vermeidbar? Vermutlich schon. Denn so ein Exzess bedarf einer gewissen Enthemmung.

Die grün-schwarze Landesregierung schaffte im Jahr 2017 gegen jede Vernunft das nächtliche Alkoholverkaufsverbot wieder ab. Die grüne Jugend hatte Druck auf den Ministerpräsidenten ausgeübt. Jetzt kam die Rechnung für diese Klientelpolitik – und sie wird immer wieder kommen, so lange die Regierung es in Ordnung findet, wenn sich Menschen nachts in aller Öffentlichkeit betrinken. Der Nachschub wartet ja notfalls in der Tankstelle um die Ecke. In Stuttgart wird jetzt über ein Alkoholkonsumverbot nachgedacht – auch das ist ein richtiger Ansatz. So bleiben zwar auch ohne Promille zahlreiche Konflikte, die sich ja vor zwei Wochen vor allem innerhalb eines Migrantenmilieus entladen haben sollen. Aber nüchtern betrachtet sollte das Geschehen auch den Tätern mehr als peinlich sein.