"Völlig überzogen und unverhältnismäßig"

Sinsheim. "Hoffe"-Fans kritisieren Einsatz des Sicherheitsdienstes in der Rhein-Neckar-Arena

10.03.2012 UPDATE: 10.03.2012 06:29 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden
Von Berthold Jürriens

Sinsheim. "Der Einsatz stand in keinem Verhältnis zu den Ereignissen am Stadion", regt sich Martin Rhese immer noch auf. Der Waibstadter ist Vorsitzender des 1899-Fanclubs "Undercover Hoffenheim" und war mit einer Fangruppe in einer Auseinandersetzung vor der Rhein-Neckar-Arena nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln am Sonntagabend verwickelt.

Vor allem den Einsatz des Ordnungsdienstes kritisiert er dabei vehement. Kölner Fans seien zu diesem Zeitpunkt in keinster Weise beteiligt gewesen. Anzeigen wegen Körperverletzung und entsprechende Aussagen bei der örtlichen Polizei seien bereits getätigt worden. Es habe keinerlei Grund bestanden überhaupt gewalttätig zu reagieren, ergänzt der 2. Vorsitzende Jürgen Pfeifer, der ebenfalls Augenzeuge war. Die Fangruppe sei völlig überrascht gewesen von dem "regelrechten Angriff" der Sicherheitsleute. "Dabei sollen diese doch mit ihrer Anwesenheit deeskalieren."

Prellungen an den verschiedensten Körperteilen, Abschürfungen, eine Kopfverletzung, eine zerrissene Jacke und ein zerstörtes Handy sind das Ergebnis dieser "sinnlosen Aktion" gewesen, wie Bernd Penner von den "Blue Tigers" den Einsatz des Sicherheitsdiensts einordnet. Vom "brutalen zu Boden drücken" bis hin zu "heftigen Tritten" reichen die Anschuldigungen. Penner fuhr Rhese mit dessen am Kiefer lädierten 15-jährigen Tochter Saskia ins Krankenhaus, wo sich bereits ihr Bruder Patrick Rhese befand. Ob ihre Verletzung ebenfalls auf einen Ordner zurückzuführen gewesen sei, könne sie nicht bestätigen.

Ihr Bruder war mit einem Krankenwagen eingeliefert worden mit Verletzungen durch den Sicherheitsdienst im Lenden- und Wirbelbereich. Bei den Fans entsteht der Eindruck, dass der Sicherheitsdienst seine Kompetenzen erheblich überschritten hätte und dass die Grenze zur Gewaltbereitschaft bei dem einen oder anderen sehr niedrig sei. "Einen Sicherheitsmann haben wir verfolgt, um seine Personalien zu bekommen, aber als dieser in dem geschlossenen Bereich verschwunden ist, haben wir von seinen Kollegen trotz Nachfrage keine Auskunft erhalten", berichtet Penner.

Eine gut lesbare Nummer, vorne und hinten auf den Jacken des Sicherheitspersonals, die persönlich zugeordnet werden könne, um die möglichen Übeltäter schneller zu identifizieren, schlägt Pfeifer vor.

Auch im Internet liest man schon mal von "Schikanen der Ordner" gerade gegenüber den eigenen Fans. Überhaupt ist man mit der Situation nicht gerade zufrieden. "Wir werden bei den Heimspielen behandelt, als ob wir nicht gerade willkommen sind", regt sich auch Detlef Siegburg auf, Chef der "Hoffenheimer Legion" und, wie die anderen, 1899-Fan mit Leib und Seele.

Er sei genauso wie Manfred Barthelmeß unsanft von der Polizei gestoppt worden, weil sie ihren direkten Weg in Richtung Unterführung gehen wollten. "Es kann doch nicht sein, dass wir nach Spielende noch in unserem Stadionblock regelrecht eingeschlossen werden oder nicht den direkten Weg zu unseren Zügen oder in die Stadt nehmen dürfen", so Siegburg. Auswärts habe man, außer mit dem Anhören der gegnerischen Schmähgesängen, weniger Probleme mit dem Sicherheitsdienst als im eigenen Stadion.

Trotzdem wolle man Mannschaft und Verein auch weiterhin "an guten und an schlechten Tagen" unterstützen.

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