Eppingen/Bad Rappenau. (end) "Die Niederschläge waren längst überfällig, für den Wald ist das jetzt ein Segen". Martin Rüter, Leiter des Forstamts Eppingen, kann dem aktuellen Wetter positive Seiten abgewinnen. "Was wir noch bräuchten wären einige Zentimeter Schnee". Denn der Wald im Kraichgau hat in diesem Jahr gelitten, wie der Forstexperte in seiner Jahresrückschau bemerkt. "Es war viel zu trocken, die Laubbäume hatten Stress", erklärt er.
Die rund 120 Liter Niederschlag, die es in den letzten Wochen geregnet hat, können nur allmählich die trockenen Waldböden durchfeuchten, "deshalb wäre etwas Schnee für den Wasserhaushalt optimal", erklärt Martin Rüter. "Schnee sorgt für entsprechende Grundfeuchte". Ideal ist im Winter die weiße Pracht, denn die gibt sehr langsam die Feuchtigkeit an den Boden ab. Kritisch werde es laut Martin Rüter erst, wenn große Mengen von nassem Schnee kommen, "dann kann es - wie vor Jahren im Forstrevierbereich passiert - vor allem bei Fichten zu Schneebruch und Schneewurf kommen.
Keinerlei Not leidet im Winter das Rehwild, wie der Leiter des Forstamts Eppingen ausdrücklich betont, "die sind das von Natur aus gewohnt und können sich anpassen". Denn der Winter ist ja nichts Außergewöhnliches, nur manche Menschen haben dieses jahreszeitliche Phänomen offensichtlich verdrängt. Wenn die weiße Pracht über den Kraichgau nicht meterhoch hereinfällt, gibt's seiner Ansicht nach keinerlei Probleme.
Knackiger Frost schadet (leider) nicht den vielen Schädlingen wie Borkenkäfer, Eichenprozessionsspinner, Maikäfer, Zecken & Co. Insekten - nützliche wie schädliche - stecken lange Frostperioden locker weg. Trockene Kälte sei für sie völlig ungefährlich. In Frostperioden reduzierten Insekten ihre Körperfunktionen auf ein Minimum und fielen in eine Art Kältestarre.
Viel schlimmer für die Insekten ist mildes und feuchtes Wetter. Bei Plusgraden und Regen drohen tödliche Pilzkrankheiten. Insekten verbringen den Winter meist als Eier, Puppen oder Larven im Boden oder unter der Rinde von Bäumen. Auch wochenlanger Frost ist für sie kein Problem.
Auf der anderen Seite kann der Forstrevierleiter der zurückliegenden Trockenheit durchaus etwas Positives abgewinnen. Die Holzrückearbeiten in den verschiedenen Revieren haben auf den trockenen Waldböden kaum Schäden hinterlassen, "der Holzeinschlag ging bislang sehr zügig voran", sagt er.
Und ungebrochen ist die Nachfrage nach Brennholz, wie der Forstrevierleiter zum Auftakt der Brennholzsaison feststellt. Hier sind bei Versteigerungen bis zu 80 Euro je Festmeter bezahlt worden, "das sind aber die Ausnahmen", wie Martin Rüter ausdrücklich betont. Aktuell kostet aus dem Eppinger Stadtwald der Festmeter Laubholz (Polter) im Durchschnitt 56 Euro, "der Preistrend zeigt aber für die nächsten Jahre ganz klar nach oben".
1100 Festmeter Brennholz wurden für die Eppinger angeboten, "bis auf zwei Festmeter ist alles weg". Ein weiterer Nachfrageboom kommt aus Asien, "wir verkaufen mittlerweile eine respektable Menge an Buchenholz nach China. In den zurückliegenden Wochen wurden aus den Wäldern des Forstamtsbezirks, der neben der Gesamtstadt Eppingen die Gemeinden Bad Rappenau, Kirchardt, Siegelsbach und Gemmingen umfasst, direkt vor Ort die Überseecontainer mit einem Fassungsvermögen von jeweils 22 Festmeter beladen.