Hochstapler

14.03.2019 UPDATE: 21.03.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 13 Sekunden

Betrügerisch: Vom psychologischen Impostor-Phänomen, bei dem es eher um Unsicherheit geht, muss man den Hochstapler mit krimineller Energie unterscheiden. Dies sind Personen, die mehr scheinen wollen, als sie sind, indem sie einen höheren gesellschaftlichen Rang, eine bessere berufliche Position oder ein größeres Vermögen vortäuschen, oft eben, um daraus ganz persönlich Vorteile zu erschleichen. Ohne betrügerisches Ziel lässt sich das Hochstapeln auch als "Spiel mit unterschiedlichen Identitäten" interpretieren.

Juristisch: Hochstapelei als solche ist kein Straftatbestand. Unter Umständen kann sie aber einen der folgenden Straftatbestände erfüllen: Amtsanmaßung, Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen, Betrug, Urkundenfälschung. Die Voraussetzungen für einen Betrug liegen vor, wenn der Hochstapler sein Opfer durch Vortäuschung falscher Tatsachen (hier: über seine Identität) schädigt. Einen anderen wiederum als Hochstapler zu bezeichnen, kann eine Ehrverletzung darstellen.

Wort-Herkunft: Der Begriff Hochstapler bedeutete ursprünglich Bettler. Stapeln entstammt aus dem Rotwelsch (ein deutscher Soziolekt aus dem späten Mittelalter, vor allem von Randgruppen wie Bettlern und dem "fahrenden Volk" gesprochen) und bedeutete betteln, tippeln. Die Silbe hoch wiederum besagt, dass die Person sich als vornehm ausgibt.

Historische Hochstapler: Tile Kolup, der 1284 viele glauben machte, er sei der längst verstorbene Kaiser Friedrich II. - Karl May, der zwischen 1864 und 1870 als Augenarzt Dr. Heilig, als Seminarlehrer, als Mitglied der Geheimpolizei und als Neffe eines Plantagenbesitzers aus Martinique auftrat. - Friedrich Wilhelm Voigt, der 1906 mit einer Hauptmannsuniform verkleidet das Rathaus der Stadt Cöpenick besetzte. - Victor Lustig, der 1925 den Eiffelturm an einen Schrotthändler "verkaufte" und so Gangsterboss Al Capone betrog.

In Literatur und Film: Brüder Grimms "Der gestiefelte Kater" - Gottfried Kellers "Kleider machen Leute" - Thomas Manns "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" - "Catch Me If You Can" von Steven Spielberg mit Leonardo DiCaprio - "Zwei hinreißend verdorbene Schurken" von Frank Oz mit Michael Caine und Steve Martin - "Der talentierte Mr. Ripley" von Anthony Minghella (Romanvorlage: Patricia Highsmith) mit Matt Damon und Gwyneth Paltrow.