Hintergrund ZEAG Energie AG

19.01.2018 UPDATE: 19.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden

> Die Zeag Energie AG mit Sitz in Heilbronn ist einer der ältesten deutschen Energieversorger. Der Name leitet sich aus "Zementwerk Aktiengesellschaft" ab. Die 1888 gegründete Zeag war weltweit der erste kommerzielle Anbieter von fernübertragenem Drehstrom. Nachdem die Zeag über Jahrzehnte auf die Kernenergie ausgerichtet war, wurde ab 2011 mit der Gründung der "Zeag Erneuerbare Energien GmbH" der Fokus in den letzten Jahren ganz auf die erneuerbaren Energien gerichtet. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima (2011) startete die Tochterfirma mit Windenergieprojekten in der Region.

> Für die "grüne" Tochter des Energieversorgers wurde mit Harald Endreß, dem damaligen Leiter des Zeag-Netzbetriebs, ein Geschäftsführer mit tiefer Überzeugung für die Sache gefunden: "Ich wollte immer schon etwas im Bereich erneuerbare Energien machen", berichtet Endreß, der familiär "vorbelastet" ist: Sein Urgroßvater Leonhard Endreß betrieb bereits vor 1900 in Gochsen ein Wasserkraftwerk.

> "Die Denkweise bei der Zeag war früher voll auf die Kernenergie ausgelegt, heute haben wir zu mindestens 95 Prozent die erneuerbaren Energien im Fokus", erklärt Geschäftsfeldentwickler Claus Flore. Im Denken der handelnden Personen sei die Neuausrichtung der Energieversorgung bereits vollzogen. Auch in der Stromerzeugung selbst sind die Ziele gesetzt: Rund 800 Millionen Kilowattstunden gibt das Unternehmen jährlich an seine Privatkunden ab. Bis 2025 soll über die Hälfte davon aus erneuerbaren Energien stammen..

> Seit 2011 hat die Erneuerbare Energien GmbH gemeinsam mit 18 Kommunen Betreibergesellschaften für den Bau und den Betrieb von Windenergieanlagen gegründet. 32 Anlagen wurden bereits errichtet. Sie erzeugen im Jahr rund 250 Millionen Kilowattstunden.

> Regionales Beteiligungsmodell: "Unser Ziel ist es, so viel Wertschöpfung vor Ort zu generieren wie möglich", erklärt Harald Endreß. So liegt der Sitz der Betreibergesellschaften in den jeweiligen Kommunen, die damit auch von der Gewerbesteuer profitieren. Gleichberechtigte Gesellschafter sind jeweils die Gemeinde, die Zeag und eine Bürgerenergiegenossenschaft.

> Bürger und Vereine können sich über den Ankauf von Anteilen (ab 300 Euro) an den Bürgerenergiegenossenschaften beteiligen - und so von den Einnahmen profitieren. Angestrebt wird eine Rendite von durchschnittlich 3 bis 3,5 Prozent. Anders als bei anderen Beteiligungsmodellen ist der Einstieg (oder auch der Nachkauf von Anteilen) auch nach dem Bau der Anlagen über die gesamte Betriebszeit hinweg noch möglich. Inwieweit sich neben einheimischen auch auswärtige Bürger beteiligen können, darüber befinden jeweils die Mitglieder der Genossenschaft. Maximal können 74 Prozent der Anteile an Bürger verkauft werden.

Das unternehmerische Risiko trägt die Zeag fast komplett. Alle wichtigen Entscheidungen sind nur mit Zustimmung der Kommunen möglich. Für die Bürger liegt ein besonderer Vorteil darin, dass sie zunächst abwarten können, wie sich der Windpark entwickelt, und erst dann einsteigen können, wenn erste positive Erfahrungswerte vorliegen. rüb