Hintergrund Wormser Hof HD Richtfest

21.11.2018 UPDATE: 21.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 21 Sekunden

Selten gab es so lange Diskussionen um ein Bauvorhaben, das sich dann auch noch verzögerte. Aber das liegt am speziellen Ort - der Hauptstraße 110, Wormser Hof (oder bis 2014 "Lux-Harmonie") genannt. Gestern wurde Richtfest für den Komplex gefeiert, der aus einem sanierten Alt- und einem Neubau in der Theaterstraße besteht (siehe Artikel unten). Bauherr Axel Manthey erinnerte daran, dass hier bis vor fünf Jahren Kinofilme gezeigt wurden, dass man ab den Sommerferien 2017 den alten Kinosaal abgerissen und ab Juni 2018 innerhalb von fünf Monaten einen Rohbau hochgezogen habe. Im Herbst 2019 soll alles fertig sein, dann kann auch die hessische Supermarkt-Kette "Tegut" hier einziehen.

"Tegut"-Expansionsleiterin Mar᠆tina Becker berichtete davon, wie ihre Kette, die in Fulda ihren Sitz hat, auf Heidelberg kam: 2007 machte man einen Betriebsausflug nach Heidelberg und schaute beim Brückenaffen vorbei: "Man sagte uns, wer ihn streichelt, der kommt wieder. Ich habe den Affen ordentlich poliert." Sechs Jahre später, die Firma gehörte nun zum schweizerischen Handelskonzern Migros, entschied man sich, gen Süden zu expandieren - und klopfte auch in Heidelberg an. Die Altstadt sei zwar lebensmittelmäßig unterversorgt, aber ein neuer Markt sei eigentlich unmöglich, weil hier wegen des strengen Denkmalschutzes alles vollkommen reglementiert sei. Und dann noch die Anlieferung, die besonders kompliziert, da nur früh morgens möglich ist: "Wir haben dann ab Herbst ab 7 Uhr frisches Obst - wenn wir anliefern können. Ansonsten steht unser Lastwagen in der Plöck." Becker verwies darauf, dass in ihrem Unternehmen nur Berufskraftfahrer angestellt seien, die sich der Problematik und der Sensibilität der Situation in der Altstadt bewusst seien: "Da wird nicht über die Schwellen gerast - das mögen Joghurt-Paletten überhaupt nicht."

Insofern war auch Baubürgermeister Jürgen Odszuck erleichtert, dass "Tegut" "viel mitgegangen" sei und man "die Einschränkungen in der Logistik" hingenommen habe. Selbst das anfangs argwöhnisch beobachtete An- und Abfahren von der Baustelle sei heute kein großes Thema mehr: "Es gab keinen Unfall und meines Wissens auch keine kritischen Situationen in der Plöck." Odszuck meinte: "Wir sind alle an unsere Grenzen gegangen, aber ich bin mir sicher, dass sich das neue Gebäude ganz selbstverständlich in die Altstadt einfügen wird." (hö)