Hintergrund - Nußloch Brunnen Der Mond schien feuerrot

19.07.2019 UPDATE: 19.07.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 4 Sekunden

Eine Begebenheit im Jahr 1911 gab den Nußlochern ihren Namen

Lange bevor Neil Armstrong den Mond betrat, machten sich die Nußlocher einen Namen: nämlich als Mondspritzer. Seit über 100 Jahren werden die Bewohner der 12.000- Einwohner-Gemeinde südlich von Heidelberg so genannt. Doch warum überhaupt? Die RNZ hat sich auf Spurensuche begeben.

Wie die beiden Heimatkundler Heiner Schmidt und Klaus Wipfler berichten, ist der Name auf eine wahre Begebenheit im Jahre 1911 zurückzuführen. Alles fing damit an, dass ein Bauer auf dem Nachhauseweg vom Wald am Hohen Berg an zwei zündelnden Buben vorbeikam. Es war ein trockener Sommer gewesen, daher warnte der Bauer, dessen Name nicht überliefert ist, die Jungen. Später, als er schon zu Hause war, sah er Feuerschein im Wald. Er erinnerte sich an die Begegnung mit den Buben und ahnte nichts Gutes.

Zu diesem Zeitpunkt waren gerade Arbeiter der Waggonfabrik aus Kirchheim aus der Straßenbahn gestiegen und der Bauer rief ihnen zu: "Do, guckt emol nuff; i glab, der Wald brennt!" Auch die Männer sahen den Feuerschein zwischen den Bäumen. Und so eilte man zum Rathaus, wo hoch oben die Feuerglocke hing, und läutete diese. Die Männer stürmten Richtung Alter Berg - und stellten fest: Es gab gar keine Flammen. Der Mond hatte ihnen einen Streich gespielt. Zu einem Löscheinsatz kam es also - entgegen des Namens "Mondspritzer" - nie.

Wie es überhaupt so weit kommen konnte, erklärt Heiner Schmidt folgendermaßen: "Nußloch liegt an der Schnittstelle von Kraichgau und Odenwald." Dadurch treffen im Herbst die kalten Winde des Odenwalds auf die warme Luft des Rheintals. Die Folge: Nebel zieht auf. "Und der wabert und lässt den Mond größer und röter erscheinen", so Schmidt. (aham)