Hintergrund Möbel-Streib

14.03.2018 UPDATE: 14.03.2018 19:00 Uhr 1 Minute, 25 Sekunden

Dieser Schriftzug prägte jahrzehntelang das Bild der Ortsmitte. Foto: Keller

Möbel-Streib gehört seit über 90 Jahren zum Inventar der Eschelbronner Schreinerzunft. Heinrich Streib hatte das Unternehmen 1925 in der Bahnhofstraße 13 als Ein-Mann-Betrieb gegründet. Mehr als eine Hobelbank und eine Hobelmaschine hatte er nicht. 1926 heiratete er das Nachbarmädchen Elsa Kaiser, deren Eltern in der Ortsmitte einen landwirtschaftlichen Betrieb führten. 1938 wurde das Wohnhaus in der Neidensteiner Straße gebaut, und nach und nach wurde das landwirtschaftliche Anwesen der Familie Kaiser durch die Schreinerei Streib ersetzt. Der Gebäudekomplex, der vor vier Jahren abgerissen wurde, wurde zwischen 1949 und 1959 gebaut und läutete die Blütezeit der Eschelbronner Möbelindustrie ein - und war gleichzeitig optisch ein Ausrufezeichen für das Handwerk. Dann verunglückte der Firmengründer Heinrich Streib 1963 bei einem Treppensturz tödlich, und Sohn Karl-Heinz übernahm den Betrieb, den er bis 2004 leitete. "Die Zeit zwischen 1950 und 1980, das waren unsere goldenen Jahre", erklärte Karl-Heinz Streib vor einigen Jahren im RNZ-Interview. Im angesehenen Möbelhaus Streib wurden die modernen Wohn- und Kücheneinrichtungen angeboten, die auf den umliegenden Möbelmessen gekauft wurden. Die Schreinerei, in der bis zu zwölf Schreiner beschäftigt waren, verlagerte man inzwischen in die Kandelstraße. Das "Möbelparadies" wurde 1962 in Bammental errichtet, und 1971 erwarb man eine weitere Ausstellungshalle in der Industriestraße. Nach und nach verlagerte sich der Kundenstrom vom Marktplatz an den Ortsrand, wo sich mit den Einrichtungshäusern Geiß und Amend noch weitere Firmen aus der Branche etablierten. Das verheerende Hochwasser 1994 brach dem Möbelhaus fast das Genick. "Hätten wir damals nicht etwas Fett auf den Rippen gehabt, wären wir pleite gewesen", berichtete Karl-Heinz Streib. Man konnte sich wieder aufrappeln, aber das gute Geschäft von früher blieb aus. Thomas Schuhmann, der letzte Möbelverkäufer am Marktplatz, erinnert sich, dass die bauliche Substanz sehr gelitten hat. Das Dach war undicht und im Keller machte das Grundwasser Probleme. Die Ausstellungsräume am Marktplatz waren inzwischen für den Kunden zu klein und unübersichtlich, die Hallen draußen am Ortsrand und besonders in Bammental wurden attraktiver. Seit 2005 stand der Komplex am Marktplatz leer. Gleichzeitig mauserte sich das Bammentaler "Möbelparadies" zum Hauptgeschäft mit dem dreifachen Angebot an Raum und Möbel gegenüber dem Standort Eschelbronn. Heute führen die Enkel des Firmengründers, die Diplom-Kaufleute Karl-Heinz Felke und Nicolette Felke-Esch, in der dritten Generation den Betrieb. (rw/kel)