Hintergrund Merkels neues Kabinett

Kanzlerin setzt auf jüngere, aber auch auf altvertraute Gesichter - Karliczek als Bildungsministerin

25.02.2018 UPDATE: 25.02.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Hintergrund Merkels neues Kabinett

Sechs Ministerposten hat die CDU zu vergeben, falls die SPD-Mitglieder einer Neuauflage der Großen Koalition zustimmen. Kurz vor dem Bundesparteitag hat die Kanzlerin und Parteivorsitzende Angela Merkel am Sonntagabend Klarheit in den Personalien geschaffen. Fotos: dpa

Kanzleramtschef: Helge Braun (45)

Die Kanzlerin hält große Stücke auf den Arzt aus Hessen, der von sich sagt, dass er eigentlich immer gut gelaunt ist. 2002 zog er erstmals in den Bundestag ein, 2005 scheiterte er. Bei der Wahl 2009 eroberte er das Mandat zurück - und wurde Staatssekretär im Bildungsministerium. In der vergangenen Wahlperiode war er als Staatsminister bei der Bundeskanzlerin zuständig für die Bund-Länder-Beziehungen und koordinierte für Merkel die Bewältigung der Flüchtlingskrise. Nun soll er Chef des Kanzleramts werden. Wegen seiner besonnenen Art ist Braun auch in der SPD geschätzt.

Wirtschaft: Peter Altmaier (59)

Der Saarländer gilt als einer der engsten Vertrauten von Angela Merkel. Der bisherige Kanzleramtschef und geschäftsführende Finanzminister gilt als gesetzt für das Wirtschaftsressort. Viele sehen das Wirtschaftsministerium nur als "Trostpreis", weil Merkel das Finanzressort der SPD überlassen hat. Die Frage wird nun sein, was Altmaier aus dem Amt macht. Der Genussmensch kann auf eine lange politische Erfahrung verweisen, er war auch schon Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion, Parlamentarischer Innenstaatssekretär und Umweltminister.

Gesundheit: Jens Spahn (37)

Der 37-Jährige hat sich als Kritiker Merkels und als konservativer Politiker profiliert. Nach sechs Jahren als gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion und zweieinhalb Jahren als parlamentarischer Finanzstaatssekretär soll er Gesundheitsminister werden. Oft wird Spahn mit Schwulenfeindlichkeit konfrontiert. Wenige Tage vor Weihnachten heiratete er seinen Lebenspartner, den Journalisten Daniel Funke.

Verteidigung: Ursula von der Leyen (59):

Der Umgang mit Skandalen in der Truppe hat am Image der derzeitigen Verteidigungsministerin gekratzt. Dafür gilt die Niedersächsin als Frau mit dem ausgeprägtesten Machtwillen in der CDU. Sie soll im Amt bleiben. Die Politik wurde von der Leyen in die Wiege gelegt: Sie ist Tochter des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht. Sie hat ein Medizinstudium mit Doktortitel in der Tasche, ist Mutter von sieben Kindern und legte als politische Quereinsteigerin eine Blitzkarriere hin.

Agrar: Julia Klöckner (45):

Die rheinland-pfälzische Landes- und Fraktionschefin ist eine Hoffnungsträgerin der CDU. Sie ist seit 2012 stellvertretende Bundesvorsitzende. In der Partei genießt sie Respekt unter Kollegen. Sie soll das Agrarressort übernehmen. In der Landwirtschaft kennt sie sich aus - nicht nur, weil sie von 2009 bis 2011 Parlamentarische Staatssekretärin unter Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) war. Bei den Jamaika-Sondierungen und den Koalitionsverhandlungen mit der SPD war sie Chefunterhändlerin der CDU für den Agrarbereich.

Bildung: Anja Karliczek (46):

Quasi aus dem Hut gezaubert hat Merkel die neue Bildungs- und Forschungsministerin Anja Karliczek. Die Hotelmanagerin aus NRW solle sich vor allem um berufliche Bildung kümmern, heißt es. Ob dies dem Ministerium gerecht wird, das mit Digitalisierungsoffensive und der Lockerung des Kooperationsverbotes von Bund und Ländern in der Bildung zusehends zu einem Schlüsselressort wird, bleibt abzuwarten. Karliczek war Parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion. Die 46-Jährige ist seit 2013 Abgeordnete des münsterländischen Wahlkreises Steinfurt III. Bisher hat sie sich eher mit Finanzthemen befasst.

Annette Widmann-Mauz (51):

Die Baden-Württembergerin ist seit 2009 parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium und soll nun Staatsministerin für Integration bei der Kanzlerin werden. In Tübingen wurde sie am 13. Juni 1966 geboren, in Balingen (Zollernalbkreis) ging sie zur Schule. Dort lebt sie bis heute mit ihrem Mann. Sie studierte an der Universität Tübingen Politik- und Rechtswissenschaften, machte aber keinen Abschluss. 1998 zog sie in den Bundestag ein. Von 1995 bis 2015 war Widmann-Mauz Vorsitzende der Frauen Union der CDU Baden-Württemberg, seit drei Jahren ist sie Bundesvorsitzende der Frauen Union. Widmann-Mauz gilt als durchsetzungsstark.