Hintergrund Historisches Rathaus Leimen

14.03.2019 UPDATE: 14.03.2019 06:00 Uhr 58 Sekunden

Der Spiegelsaal des historischen Rathauses befindet sich im ersten Obergeschoss, also auf der sogenannten Beletage, des klassizistischen Palais, das sich der Kaufmann und kurpfälzer Hoffinanzier Aron Elias Seligmann (1747-1824) um 1795 mitten in Leimen errichten ließ. Zwei große Torbögen erlaubten die Einfahrt von Kutschen und das Erreichen des eindrucksvollen Treppenhauses trockenen Hauptes.

Das mit einem Mansarddach bestückte Palais wurde womöglich nach den Plänen von Maximilian Verschaffelt errichtet, dem Sohn des kurfürstlichen Baumeisters, der unter anderem den Schwetzinger Schlossgarten schuf. Die Baukosten für das schlossähnliche Anwesen, zu dem einst auch eine Orangerie gehörte, sollen bei 80.000 Gulden gelegen haben.

Der Spiegelsaal im Hauptgeschoss öffnet sich nach Süden auf einen Balkon, der das Zentrum der Hauptfassade einnimmt. Die Wandbespannung des Saals und die Gemälde sind in warmen Tönen gehalten. Sie zeigen Gestalten der griechischen Mythologie, darunter das Zwillingspaar Castor und Pollux, den von Zeus auf den Olymp entführten Ganymed oder Silenos, den dem Trank nicht abholden Lehrer des Weingottes Dionysos. Weitere Bilder widmen sich Ariadne, Dionysos selbst und dem Geschwisterpaar Kaunos und Byblis. Zugeschrieben werden die Bilder dem Mannheimer Historien- und Porträtmaler Peter Ferdinand Deurer (1777-1844).

Seligmann wechselte schon bald nach München, rettete dort den bayrischen Staat vor dem Ruin und wurde nach seiner Taufe 1814 zum Freiherr von Eichthal. Sein Sohn Simon, der Begründer der Bayrischen Hypotheken- und Wechselbank, verkaufte das Anwesen samt Inventar, Treibhaus, Garten und Brunnen 1832 für 9000 Gulden an den Karlsruher Bierbrauer Peter Mathäus Müller. Neun Jahre später erwarb die Gemeinde Leimen das Anwesen für 8000 Gulden. (fre)