Hintergrund - Einschätzungen der Piloten

19.04.2018 UPDATE: 19.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 16 Sekunden

Einschätzungen der Piloten

Anhand zweier Szenarien beleuchten Claus Kapferer und Dr. Chris Kuhn die möglichen Auswirkungen des Windparks für den Flugbetrieb:

Westwind, Landung auf der Landebahn 24 (von Höpfingen in Richtung Buchen): Die Flugzeuge gehen in Richtung Osten in den Gegenanflug, gehen östlich der Eckwaldsiedlung in den Queranflug und beim "Zieglers-Kreuz" in den Endanflug. Ist ein langsameres Flugzeug vor dem eigenen Flugzeug oder kommt ein Segelflugzeug (das natürlich immer Vorrang hat, da ohne Motor) von der Nordplatzrunde, muss man verzögern - bei einem Flugzeug geht das nicht durch bremsen, da man eine typspezifische Mindestgeschwindigkeit einhalten muss. Normalerweise ging das Verzögern bisher durch Verlängern des Gegenanflugs (Richtung "Kornberg") und späterem Eindrehen in den Queranflug ohne Beeinträchtigung der umliegenden Gemeinden. Das geht zukünftig aufgrund der Windkraftanlagen nicht mehr - der Pilot wird eingeengt und muss jetzt seitlich ausweichen; insbesondere unerfahrene und nicht ortskundige Piloten werden einer erhöhten Stresssituation ausgesetzt, die Kollisionsgefahr nimmt stark zu. Außerdem ist ein ortsnäheres Ausweichen wahrscheinlich.

Ostwind, Start auf der Startbahn 6 (von Buchen in Richtung Höpfingen): Die Flugzeuge starten in Richtung Höpfingen und drehen nach ca. einem Kilometer nach rechts in Richtung "Fuchsenloch" ab (Durchflug zwischen Eckwaldsiedlung und "Kornberg"). Genau dann wird es kritisch: Nicht nur aufgrund der möglichen "Wirbelschleppen" (Nachlaufturbulenzen), allein durch die Größe und Anordnung der Anlagen und die imposante Erscheinung der drehenden Flügel ("Mixer-Wand") wird der Pilot in dieser kritischen Phase des Startvorgangs (niedrige Höhe, niedrige Geschwindigkeit) verstärkt nach Süden abdrehen, von den Windkraftanlagen weg. Bei größerem Querwinkel wird das Flugzeug wiederum instabiler - Probleme sind zu erwarten, insbesondere bei Flugzeugen mit niedrigem Leistungsgewicht. Es muss also nicht nur eine Kollision sein, die eine potentielle Gefahr darstellt. Nachlaufturbulenzen in Windrichtung sorgen für atmosphärische Verwirbelungen und verstärken die Instabilität weiter, genauso wie die Leewirkung durch den Kornberg und den Wald. Gerade für Flugschüler, Piloten mit wenig Erfahrung oder Ortsfremde sind diese Zusammenhänge gefährdend - bis hin zu einem möglichen totalen Kontrollverlust über das Flugzeug. (rüb)