Hintergrund "Der Stadtteil ist kein ungeliebtes Kind der GGH"

12.07.2018 UPDATE: 12.07.2018 20:45 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Wie GGH-Chef Peter Bresinski den Bürgerentscheid heute sieht

hö. Peter Bresinski ist seit 2003 Geschäftsführer der GGH. Vor zehn Jahren wollte er noch die 610 Emmertsgrundwohnungen aus seinem Bestand verkaufen.

Herr Bresinski, wenn Sie auf den Bürgerentscheid zurückblicken: War er gut oder schlecht für die GGH?

Auf jeden Fall hat er nicht geschadet. Er hat die Wahrnehmung der GGH als sozial verantwortungsbewusstes und gleichzeitig wirtschaftlich agierendes kommunales Unternehmen gestärkt. Dass bestimmte Entscheidungen bei Unternehmen der öffentlichen Hand schon einmal einem solchen Prozess unterworfen werden, muss man hinnehmen und den Diskurs führen.

Hätten Sie sich manchmal das Geld aus dem Verkauf der Emmertsgrundwohnungen gewünscht?

Selbstverständlich. Das Geld hätten wir sehr gut gebrauchen können. Das war damals eine Konsolidierungsphase, in der wir überlegt haben, wie man die vorhandenen finanziellen Ressourcen effektiver einsetzen und Verluste aus einzelnen Liegenschaften vermeiden kann.

Teilen Sie die Zweifel, die viele am damaligen Käufer, der Dreges, hatten?

Inhaltlich nicht so sehr, denn die Dreges hatte sich auf einen Vertrag eingelassen mit Sozialaspekten und Instandhaltungsverpflichtungen inklusive eines wirtschaftlich sehr harten Rückübereignungsrechts, das deutschlandweit seinesgleichen gesucht hätte. Von der Darstellung her allerdings schon, denn die Dreges konnte die Öffentlichkeit nicht durch einen transparenten Auftritt überzeugen. Das war sicher ein Fehler.

Andererseits verkaufte die Baugenossenschaft Neu-Heidelberg ihre Emmertsgrund-Wohnungen erst an die Dreges, dann an eine weitere Gesellschaft. Wissen Sie, wie sich das auf die Mieter am Jellinekplatz ausgewirkt hat?

Wie ich von den Kollegen der Genossenschaft weiß, gibt es dort keine Probleme. Die neue Eigentümerin, die GWH aus Frankfurt, bewirtschaftet die Wohnungen professionell im Sinne eines Dauerengagements eines typischen Bestandshalters. Viele Bewohner sind wohl auch Genossenschaftsmitglieder geblieben.

Ist der Emmertsgrund immer noch das ungeliebte Kind der GGH?

Das ist definitiv nicht der passende Ausdruck. Wir haben uns ja nach der Entscheidung über den Verbleib der Wohnungen bei der GGH nicht von den Bewohnern abgewendet. Wir bewirtschaften die Wohnungen dort mit genau demselben Engagement wie bei unserem übrigen Bestand. Wir haben die Emmertsgrundpassage 1986 leider zu teuer bezahlen müssen, das können wir nicht mehr zurückdrehen; aber dafür können ja die Mieter nichts.

Manches im Stadtteil wurde schon saniert, aber an die Hochhäuser hat sich die GGH noch nicht herangetraut, oder?

Teils, teils. Wir haben beispielsweise die Hauseingänge und Treppenhäuser der Emmertsgrundpassage 21 bis 31 und des Otto-Hahn-Platz 2 für sehr viel Geld saniert, ebenso die Tiefgarage. Bei den geraden Hausnummern zum Tal hin wurden die Dächer und Kellerdecken gedämmt und die Fassade renoviert. Außerdem haben wir zwei Gästewohnungen und zwei Studenten-WGs eingerichtet. Das Café vor der Passage 1 wurde aufgegeben, und wir haben dort für die Stadt das neue Seniorenzentrum gebaut. Das ehemalige Dienstleistungszentrum der GGH wurde zu einer Kinderarztpraxis umgebaut, und wir haben ein Sicherheitskonzept aufgelegt. Darüber hinaus haben wir über das Metropolink-Festival eine Fassadenmalerei erhalten, die identitätsstiftend wirkt. Eine Generalsanierung der Hochhäuser wird wohl ohne Fördermittel nicht machbar sein. Das ist aber auch nicht dringend nötig.

Es gab einen Leerstand von zehn Prozent in den Hochhäusern. Gibt es den noch?

Nein, der Leerstand liegt aktuell bei rund einem Prozent. Das ist für ein Ensemble mit dieser Struktur die absolute Untergrenze. Wir profitieren natürlich auch von der allgemein starken Nachfrage nach Wohnraum.

Wo steht Ihrer Meinung nach der Emmertsgrund in zehn Jahren?

In etwa wie heute. Ich rechne nicht mit nennenswerten Veränderungen in einer solchen Zeitspanne. Dafür müssten deutliche strukturelle Eingriffe erfolgen, die ich zunächst nicht erwarte.