Hintergrund - Der Abriss lockte die Schaulustigen an die Zäune

22.10.2017 UPDATE: 22.10.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 18 Sekunden

Abriss lockte Schaulustige

(cm) "An Schlaf war nicht zu denken", erzählt Michael Finck. "Ich habe kein Auge zugemacht." Der Eppelheimer wohnt direkt an der Autobahn in der Freiherr-von-Drais Straße und damit nur einen Steinwurf von der Brückenbaustelle entfernt. Sein Vorteil: Finck musste als Zusteller der Rhein-Neckar-Zeitung am Samstagmorgen ohnehin früh aus den Federn. "Aber es war ja zum Glück nur eine Nacht, da muss man auf die Zähne beißen - man kann ja in der nächsten Nacht länger schlafen", erzählte er gestern Mittag - schon wieder wach - vor Ort der RNZ.

So wie Michael Finck erging es vielen direkten Anwohnern. Das Hämmern der Meißel beim Abriss der alten Straßenbahnbrücke (siehe Artikel rechts) steckte vielen Eppelheimern am Samstag noch in den Gliedern. Bei der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) als Bauherrin gingen zwar keine Beschwerden ein, doch viele Anwohner machten ihrem Ärger im Internet Luft: "Gibt es nicht so was wie Lärmschutzbestimmungen? Ich würde gerne schlafen" schrieb einer auf Facebook.

Der Lärm lockte zahlreiche Schaulustige in die von der RNV eingerichteten "Zuschauerbereiche" auf Eppelheimer Seite. Hier verfolgten Dutzende bis weit in die Nacht das Geschehen - teils sogar auf mitgebrachten Stühlen.

Einer von ihnen war Rolf Hiefner, der am Samstagmorgen gleich noch mal vorbeischaute. "Das darf man sich doch nicht entgehen lassen", meinte der 80-Jährige, der einige Hundert Meter entfernt wohnt. Den Lärm habe er in der Nacht nicht gehört. Anders als Klaus Plies und Birgit Bader: "Mit offenem Fenster hätten wir nicht schlafen können", erzählten die Eppelheimer, die einen Kilometer weit weg wohnen. Für Kinder war das Schauspiel natürlich besonders beeindruckend. Gunar Pehlke aus Oftersheim machte mit seinem achtjährigen Sohn Philipp-Luca auf dem Weg zu einem Kindergeburtstag an seinem Arbeitsort Eppelheim Station. "Wir sind extra eine halbe Stunde früher losgefahren", erzählt Pehlke, der vor einigen Jahren als Elektroinstallateur beim Abriss der Brücke bei den Wild-Werken dabei war. Philipp-Luca schaute derweil ganz beeindruckt den Baggern zu.

Eine zweite Lärm-Nacht blieb den Anwohnern erspart. Der Abriss lief nämlich deutlich schneller als geplant.