Hintergrund Chronik HeidelbergCement

15.09.2020 UPDATE: 15.09.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Leimen. (luw) Mit der Stilllegung der Klinkerproduktion im Zementwerk von HeidelbergCement endet eine lange Tradition. Die wichtigsten Stationen der fast 150-jährigen Werksgeschichte im Überblick:

> 1873: Der aus Mosbach stammende Bierbrauer Johann Philipp Schifferdecker kauft die "Bergheimer Mühle" in Heidelberg im Konkursverfahren und baut sie zu einer Zementfabrik um.

>1874/75: Das "Portland-Cement-Werk Heidelberg, Schifferdecker & Söhne" wird ins Handelsregister eingetragen. Im Folgejahr beginnt die Zementproduktion mit rund 35 Mitarbeitern. In dieser Zeit wird auch der Zementchemiker Friedrich Schott als technischer Betriebsleiter eingestellt.

> 1889: Nach Schifferdeckers Tod gründen seine Erben die Aktiengesellschaft "Portland-Cement-Werk Heidelberg AG". Friedrich Schott wird mit 39 Jahren erster Vorstand der Aktiengesellschaft. Inzwischen hat die Fabrik ihre Jahresproduktion auf fast 67.000 Tonnen Zement gesteigert und beschäftigt 750 Mitarbeiter.

> 1895: Die Fabrikgebäude – größtenteils aus Holz gebaut – brennen bis auf die Grundmauern nieder. Die Dampfmaschinen und Ringöfen werden nur leicht beschädigt. Bis heute ist die Brandursache nicht geklärt.

> 1896: Ein neuer Standort soll möglichst in der Nähe der Rohstoffe gefunden werden. Noch Ende des Jahres geht die moderne Fabrik nach Schotts Plänen in Leimen in Betrieb. Die Verwaltung bleibt in Heidelberg.

> 1897: Zusammen mit dem Werk werden eine Waschanstalt, eine Kantine und direkt bei der Fabrik Werkswohnungen gebaut. So entsteht eine eigene kleine Gemeinde. Nach und nach werden ein Hallenschwimmbad, eine Festhalle, Kindergarten und Werksbücherei fertiggestellt.

> 1899-1901: In diesen Jahren expandiert das Unternehmen stetig durch den Kauf von Zement-, Kalk- und Gipswerken im Süden Deutschlands. Nach einem Preissturz für Zement in Deutschland beschließen die Portland-Cement-Werke Heidelberg und die Mannheimer Portland-Cement-Fabrik AG 1901 die Fusion.

>1914-1918: Mit Beginn des Ersten Weltkriegs kommt die Bautätigkeit fast vollständig zum Erliegen. Absatzrückgang und Kohlerationierung schränken die Produktion in allen Werken ein. Über 700 Arbeiter und Angestellte der Heidelberger Werke sind im Kriegseinsatz.

> 1929-1933: Die Weltwirtschaftskrise sorgt für periodenweise Stilllegungen in den Werken. Im Jahr 1931 stirbt Friedrich Schott. Später versucht die NSDAP, in den Werken sogenannte Betriebszellen einzurichten, um die politische Einstellung in den Werken zu überwachen. Friedrich Schotts Sohn Erhart Schott, Vorstandsmitglied und Werksleiter in Leimen, tritt dem entschieden entgegen – und kommt in Schutzhaft. Unter dem Diktat der NSDAP muss er im Mai 1933 von seinen Ämtern zurücktreten. Otto Karl Hermann Heuer folgt an die Spitze des Unternehmens.

>1939-1945: Sämtliche Zementwerke bleiben nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in voller Produktion, um den Rüstungsbedarf zu decken. Durch Einberufungen reichen die Arbeitskräfte aber nicht mehr aus. Zunehmend kommen neben Frauen auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter zum Einsatz. Nach dem Krieg entlässt die amerikanische Militärregierung den Vorstand und bestellt drei Treuhänder, darunter Ehrhart Schott. Er wird später wieder Vorstand.

> 1963: Das Unternehmen macht den ersten Schritt ins Ausland mit einer Beteiligung an einem französischen Zementwerk. Aufgrund der guten Baukonjunktur übernehmen die Portland-Zementwerke Heidelberg seit Ende der 1950er Jahre auch mehrere deutsche Produktionsstandorte.

> 2013: Das Unternehmen ist bei seinem 140-jährigen Bestehen Weltmarktführer im Zuschlagstoffbereich und nimmt eine führende Position im Zement und Transportbeton ein. Der Konzern beschäftigt rund 52.000 Mitarbeiter an 2500 Standorten in mehr als 40 Ländern auf fünf Kontinenten.

> 2016: Mit dem "HeidelbergCement Technology Center" weiht der Konzern ein Forschungszentrum ein, dessen Bau rund 20 Millionen Euro kostete und das Platz für rund 190 Mitarbeiter bietet.