Hintergrund

03.09.2018 UPDATE: 03.09.2018 06:00 Uhr 56 Sekunden

Wenn das Studium der falsche Weg ist

Fast zwei von drei Studienabbrechern in Baden-Württemberg nehmen eine berufliche Ausbildung auf. Das geht aus einer Studie zur beruflichen Neuorientierung von Studienabbrechern an den Hochschulen des Landes hervor, die das Wissenschafts- und das Wirtschaftsministerium in Auftrag gegeben haben. Dafür wurden Abbrecher zweieinhalb Jahre nach Verlassen der Hochschule zu ihrem eingeschlagenen Weg befragt. Demzufolge nahmen im Zeitraum von zweieinhalb Jahren nach der Exmatrikulation 63 Prozent der Studienabbrecher mindestens eine berufliche Ausbildung auf. Als Gründe für den Wechsel werden vor allem günstigere Ausbildungsbedingungen angegeben - ein stärkerer Praxisbezug, eine intensivere Betreuung und das schnellere Erreichen eines Abschlusses als an der Hochschule.

Die Neuorientierung erfolge in Baden-Württemberg zudem früher als in anderen Ländern - jeder zweite Studienabbruch finde bereits in den ersten beiden Fachsemestern statt. "So können frühzeitig neue Wege eingeschlagen werden", teilte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) am Montag mit.

"Die Zahlen belegen klar die zunehmende Attraktivität der beruflichen Ausbildung", sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). Studienabbrecher gingen zudem hochmotiviert in die Ausbildung. Nur ein Prozent der Abbrecher in einer Berufsausbildung hätten diese wieder abgebrochen. Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium kündigten an, die Berufsorientierung an Gymnasien stärken zu wollen.

Die Wirtschaft bezeichnete Studienabbrecher als "besonderes Potenzial" gegen den Fachkräftemangel der Betriebe im Land. Ein Studienabbruch sei "alles andere als ein Karriereknick", sagte Wolfgang Grenke, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags. "Die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes hängt entscheidend davon ab, wie gut es uns gelingt, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken." (lsw)