Buga Mannheim Zwischen Lust und Frust

Die Mannheimer und ihre wechselhafte Einstellung zur Bundesgartenschau in vier Jahren

12.04.2019 UPDATE: 12.04.2019 22:15 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

Die Mannheimer und ihre wechselhafte Einstellung zur Bundesgartenschau in vier Jahren

Ein Boot der Gondoletta, die Originalkostüme vom "Jäger aus Kurpfalz", historische Liegestühle, ein Modell vom Aerobus, Plakate, Fotos, Filme und Souvenirs: Hinter den dicken Mauern des Marchivums im Ochsenpferchbunker blüht die Bundesgartenschau 1975 in Mannheim bei einer Ausstellung neu auf. Die Großveranstaltung lockte damals mehr als acht Millionen Besucher in die Stadt.

Doch für Mannheim bedeutete die Buga weit mehr. Sie leitete einen "gewaltigen Modernisierungsschub" ein, "eine Generalüberholung der Stadt", wie Oberbürgermeister Peter Kurz sagt: zwei Stadtparks, die Multihalle, der Fernmeldeturm oder auch das Wohngebiet Herzogenried entstanden in dieser Zeit. Und die Planken wurden aus Anlass der Buga zur Fußgängerzone umgewandelt.

In vier Jahren trägt Mannheim wieder eine Bundesgartenschau aus. Und genauso wie 1975 erhofft sich Archiv-Direktor Ulrich Nieß ein "Wir-Gefühl", das durch die Stadt zieht. "Das ist das, was wir noch erreichen müssen." Denn noch hat sich weder große Begeisterung oder Vorfreude auf die Buga eingestellt.

Heute würde niemand mehr über das Mega-Projekt sprechen, wenn sich die Mannheimer bei einem Bürgerentscheid im September 2013 gegen die Bundesgartenschau gestellt hätten. Am Ende behielten die Befürworter mit gerade einmal 1953 Stimmen mehr die Oberhand. Deutlicher hätte wohl niemand die Spaltung der Stadt bei diesem Thema in Worte fassen können.

Die Gegner bemängelten, das Projekt sei zu teuer - Mannheim könne sich keine Buga leisten. Vor allem aber stießen sie sich an den Planungen, dass das Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au neben der ehemaligen US-Militärfläche Spinelli Teil des Gartenschaugeländes wird. Dieser Streit tobte auch nach dem Bürgerentscheid munter weiter und erreichte Mitte November 2015 einen neuen Höhepunkt, als sich der Gemeinderat nach monatelangem Streit gegen die Verlegung der Straße Am Aubuckel entschied, die das geplante Areal zwischen Au und Spinell durchschnitten hätte und über die täglich rund 20.000 Fahrzeuge rollen.

OB Kurz hatte sich für diese Variante stark gemacht, um damit ein viel wichtigeres Ziel zu erreichen: einen durchgehenden Grünzug mit rund 230 Hektar Fläche, der die Stadt mit Frischluft versorgt. Die Buga kommt trotzdem, ohne die Feudenheimer Au zwar, aber stärker an den Luisenpark angebunden. Verbindendes Element könnte eine Seilbahn sein. Vor wenigen Wochen haben auf dem Spinelli-Gelände zwischen Käfertal und Feudenheim die Abbrucharbeiten begonnen. Rund 75 Prozent der Fläche werden begrünt und auch nach der Buga unbebaut bleiben. Im nördlichen Teil des Areals entstehen 1800 Wohneinheiten, ein Drittel davon soll preisgünstig vermietet werden. (alb)