Heidelberger Ochsenkopf: Sorge um die Sicherheit der Kinder

Trotz des Verbots nutzen viele Autofahrer die Straßen durch die Siedlung als Abkürzung. Die Stadt und die SRH wollen nun ein Erschließungskonzept erarbeiten.

24.01.2017 UPDATE: 25.01.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Schmale Fußwege, viele parkende Autos: Insbesondere für Kinder ist die Verkehrssituation in der Siedlung Ochsenkopf sehr unübersichtlich. Die Anwohner fordern deshalb Verbesserungen. Foto: Philipp Rothe

Von Timo Teufert

Seine Tochter Rosalie lässt Volkan Arslan aus dem Ochsenkopf nicht alleine in die Fröbelschule nach Wieblingen gehen. Beim "Laufenden Schulbus", bei dem Eltern die Kinder auf dem Schulweg begleiten, ist er oder ein Elternteil von Rosalies Mitschülern immer mit dabei - weil die Eltern die Verkehrssituation für ihre Kinder als zu gefährlich empfinden, denn in der Siedlung gibt es nur sehr schmale oder gar keine Fußwege. Und viele Autofahrer nutzen den Wieblinger Weg trotz eines Verbots als Abkürzung vom Rittel zur SRH oder zu den Schulen am Heinsteinwerk.

"Vor allem der sehr schmale Fußweg in der Unterführung der B 37 ist eine kritische Stelle", weiß Arslan. Auch der Zebrastreifen auf dem Gutachweg im SRH-Campus sei nicht unproblematisch: "Morgens haben es alle Studenten eilig, da bleibt fast keiner stehen, um die Kinder über die Straße zu lassen", berichtet der Vater. Und in der Siedlung selbst - in der viele der SRH-Studenten einen kostenlosen Parkplatz suchen - sei es ebenfalls gefährlich: "Da sind morgens viele hektische junge Autofahrer unterwegs."

Schon seit Langem streitet die Siedlungsgemeinschaft Ochsenkopf deshalb für eine Lösung (siehe Artikel unten). Denn: "Der Schleichverkehr wird immer mehr", berichtet Milena Pelka. Vor allem mit Kindern komme man nur schwer durch. "Überall fahren Autos dicht an einem vorbei", schildert sie die Situation. Ihr Vorwurf: Der Anliegerbereich werde nicht ausreichend kontrolliert, außerdem wolle die Stadt kein Anwohnerparken einrichten, um so die Fremdparker aus der Siedlung zu halten. "Für die 72 Kinder unter neun Jahren ist es extrem unübersichtlich, weil die Autos fast jeden Tag bis in die Kreuzungen parken", so Pelka. Kontrolliert werde das Falschparken im Ochsenkopf nur selten, auch Geschwindigkeitskontrollen fänden kaum statt.

Zudem klagen die Anwohner über die aggressive Stimmung bei den Autofahrern: "Man wird hier regelmäßig beschimpft", berichtet Marianne Schorr. Für Christina Kreckel-Arslan, die schon seit Kindheitstagen in der Siedlung lebt und früher stundenlang auf der Straße spielen konnte, ist auch die Beschilderung innerhalb des Ochsenkopfs chaotisch: Im Gutachweg und im Wieblinger Weg gilt ein Tempolimit von zehn Kilometern pro Stunde, auf allen Nebenstraßen aber Tempo 30. "Warum kann man nicht einheitlich Schrittgeschwindigkeit einführen?", fragt sie sich. Man müsse Möglichkeiten finden, den Verkehr zu entschleunigen, meinen die Mütter, die gerne im Ochsenkopf leben. "Wenn man den Wieblinger Weg schon offen hält, dann muss man ihn aber auch sicher machen."

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Die Problematik des Parksuchverkehrs im Ochsenkopf ist bei der Stadt durchaus bekannt: "Sämtliche bisherigen Lösungsansätze - auch die Installation eines versenkbaren Pollers - haben aufgrund der unterschiedlichen Interessenslagen nicht zu einer befriedigenden Lösung geführt", sagt eine Stadtsprecherin. Man habe in den letzten Jahren eine Reihe von Maßnahmen - wie die Geschwindigkeitsreduzierung - umgesetzt. Zudem gebe es im Wieblinger Weg schon an mehreren Stellen Einengungen und "Aufpflasterungen", um die Geschwindigkeit herabzusetzen. Derzeit erarbeite die Stadt zusammen mit der SRH ein Erschließungskonzept für den Campus, das sicherstellen soll, dass der Ochsenkopf nicht als Schleichweg genutzt wird.

Für das Anwohnerparken seien aber auch nach mehrmaliger Prüfung die rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben. Nur dort, wo mangels privater Stellflächen und aufgrund eines erheblichen Parkdrucks die Bewohner keine Möglichkeit zum Abstellen ihres Autos finden, ist ein solcher Bereich möglich. Der Gemeindevollzugsdienst habe 2016 in Wieblingen 3472 Verwarnungen ausgestellt, davon 368 im Bereich Ochsenkopf. Allein durch Kontrollen sei das Problem, dass sich viele Verkehrsteilnehmer nicht an die geltenden Vorschriften wie Höchstgeschwindigkeit und Parkmarkierungen halten, aber nicht in den Griff zu bekommen. Bei der Kontrolle des Anliegerbereichs verweist die Sprecherin auf die Polizei: Nur sie habe das Recht, eine solche Kontrolle zu machen, die aber sehr schwierig sei, "da der Anliegerbegriff sehr weitgehend ist".

Schmale Fußwege, viele parkende Autos: Insbesondere für Kinder ist die Verkehrssituation in der Siedlung Ochsenkopf sehr unübersichtlich. Die Anwohner fordern deshalb Verbesserungen. Foto: Philipp Rothe