Hintergrund: Nur jeder Dritte hat eine "Inselbegabung"

Fakten zu Autismus und Asperger

23.05.2017 UPDATE: 23.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 31 Sekunden

Fakten zu Autismus und Asperger

dns. Asperger gilt als abgeschwächte Form des Autismus. Die wichtigsten Fragen:

Wie äußert sich Asperger? Auf den ersten Blick sieht man es den Betroffenen nicht an. Sie zeigen jedoch häufig sonderbar wirkende Verhaltensweisen. Typisch sind vor allem Beeinträchtigungen des Sozialverhaltens, Probleme, sich in andere Menschen einzufühlen und Festhalten an Gewohnheiten. Betroffene können Informationen oft nicht nach ihrer Bedeutung filtern und Gelerntes nur schwer übertragen, sind oft vergesslich und relativ leicht ablenkbar. Sie legen Sprache mitunter wortwörtlich aus und können die Wirkung ihres Verhaltens auf andere nur schwer einschätzen. Dies kann zu Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen führen - da diese das Verhalten der Autisten meist ebenso wenig verstehen.

Gibt es andere Formen des Autismus? Es wird zwischen Asperger- und Kanner-Autismus (auch "frühkindlicher Autismus") unterschieden. Ersterer geht auf den Wiener Kinderarzt Hans Asperger (1906-1980) zurück, der sich mit Kindern beschäftigte, die über vergleichsweise gute soziale Fähigkeiten verfügten. Leo Kanner hatte schon früher eine Abhandlung über autistische Kinder veröffentlicht und die stärkere Ausprägung untersucht.

Wie unterscheiden sich die beiden Varianten? Kanner-Autismus äußert sich früh, meist wird er vor dem dritten Lebensjahr festgestellt. Betroffene haben Schwierigkeiten in sozialen Situationen, ihre Sprache entwickelt sich oft verzögert. Eine geistige Beeinträchtigung kann vorliegen, muss aber nicht. Kinder mit Kanner-Autismus besuchen in der Regel Sonderschulen. Motorisch haben sie normalerweise keine Einschränkung. Asperger wird dagegen im Schnitt erst mit acht Jahren diagnostiziert. Betroffene sind geistig normal entwickelt, teilweise auch hochbegabt. Typisch sind besondere Interessen, in die sich vertiefen. Die Sprache entwickelt sich meist normal. Motorisch wirken sie häufig ungeschickt.

Haben alle Autisten eine besondere Begabung? Nein, der Eindruck wird nur durch Filme und Medien erweckt. Etwa jeder dritte Autist besitzt eine "Inselbegabung". Forscher gehen davon aus, dass wegen der Informationsflüsse im Gehirn autistische Merkmale und die Tendenz zu Spezialbegabungen miteinander verknüpft sind. Sie äußern sich etwa in einem fotografischen Gedächtnis oder herausragendem Erinnerungsvermögen in Bezug auf ein Spezialgebiet. Dieses liegt oft in technischen Gebieten wie Informatik, Mathematik oder Physik. Andere beschäftigen sich leidenschaftlich mit Musik oder dem Auswendiglernen von Fakten. Wenn Sie in diesem Gebiet Experte sind, fühlen sich die Betroffenen oft deutlich sicherer.

Wie viele Betroffene gibt es? Das ist schwer zu sagen. Eine finnische Studie hat 2007 bei achtjährigen Kindern eine Häufigkeit von 0,25 bis 0,29 Prozent ausgemacht. Zur Häufigkeit im Erwachsenenalter gibt es keine aussagekräftige Untersuchung.