Detaillierte Auskünfte zur Bebauung des St. Leoner Pfarrgartens mit einem Wohnheim für Jugendliche mit Behinderung gab jetzt die Johannes-Diakonie Mosbach. Foto: Lerche
St. Leon-Rot. (seb) Die "bestmögliche Lösung" für Pfarrhaus und -garten in St. Leon haben Gemeinde und Johannes-Diakonie Mosbach jetzt vorgestellt. Bürgermeister Dr. Alexander Eger hob in seiner Begrüßung hervor, dass man lange um die passende Fortentwicklung für das Haus mit Grundstück gerungen habe, das die Gemeinde von der katholischen Pfarrgemeinde St. Leon für 839.000 Euro erworben hatte. Vor allem war eine geringe Belastung der Anwohner, gerade durch Verkehr, das Ziel.
Neben der Sanierung des Pfarrhauses durch die Gemeinde, die hier eine Kinderkrippe einrichten will, plant die Johannes-Diakonie für den Pfarrgarten ein Wohnheim für Kinder und Jugendliche mit Behinderung. Zahlreiche Interessierte hatten sich im Pfarrhaus eingefunden, um sich über Umfang und Gestaltung zu informieren, überwiegend gab es ein positives Echo. Wichtig war den Besuchern vor allem, dass das Gebäude, das mitsamt Grundstücksmauer ein denkmalgeschütztes Ensemble ist, erhalten bleibt. Kritik aber wurde ausgerechnet an den Vorstellungen des Denkmalamts laut, die Ortsbaumeister Peter Dietz wiedergab: Die Mauer beispielsweise müsse "so krumm" bleiben. Es sei nicht einfach, meinte auch Eger, sah es aber als "politische Aufgabe", historische Gebäude zu erhalten.
Jörg Huber, Yvonne Jelinek und Thomas Böhm von der Johannes-Diakonie erläuterten mit Architekt Dieter Meurer den geplanten Neubau im Pfarrgarten näher, Ortsbaumeister Dietz sowie Anette Reich und Ana-Sophie Walter vom Hauptamt gingen auf die Pläne fürs Pfarrhaus ein. Anklang fand, dass auf dem fast 2900 Quadratmeter großen Grundstück trotz der Umnutzung noch eine großzügige Freifläche für öffentliche Festivitäten bleibt.
So könnten das Wohnheim für Jugendliche mit Behinderung im St. Leoner Pfarrgarten (oben) und das sanierte Pfarrhaus mit neu zugeschnittenem Außengelände aussehen. Johannes-Diakonie und Gemeinde stellten die Pläne vor. Grafiken: Meurer Architektur/Gemeinde St. Leon-Rot"Zum Glück hat St. Leon-Rot keine Berührungsängste", sagte Jörg Huber. Die Diakonie sei sehr dankbar für die Unterstützung der Gemeinde. Er erläuterte, dass der Rhein-Neckar-Kreis den Bedarf an Plätzen für Jugendliche mit Behinderung festgestellt und 2017 eine zweifache Ausschreibung gestartet hatte, die die Johannes-Diakonie für den Kreis-Süden gewonnen habe. Im Norden ist das "Pilgerhaus Weinheim", eine evangelische Einrichtung der Jugend- und Behindertenhilfe, bereits aktiv geworden. In Verhandlungen mit dem Kreis legte die Johannes-Diakonie für St. Leon die Zahl der Wohnheimplätze auf 24 fest, so erwartet man laut Huber eine Refinanzierung der Vier-Millionen-Investition in einem angemessenen Zeitraum. Zuschüsse der öffentlichen Hand gibt es keine, die Diakonie "verdient" am laufenden Betrieb. Bezahlt wird die Betreuung durch die Eingliederungshilfe des Kreises, laut Yvonne Jelinek werden erst ab einem jährlichen Gesamteinkommen von 100.000 Euro vergleichsweise geringe Beiträge von den Eltern erhoben.
Neben den 24 dauerhaften Plätzen werden vier Kurzzeit-Pflegeplätze angeboten, damit Angehörigen beispielsweise ein Urlaub möglich wird. Die Bewohner sind voraussichtlich zwischen sechs und 21 Jahre alt. Die Art der Behinderung kann von leichten geistigen oder körperlichen Einschränkungen bis Schwerstmehrfachbehinderungen reichen. Priorität haben Interessenten aus St. Leon-Rot und der näheren Umgebung, "eine erste Anfrage hat uns bereits erreicht", so Jelinek. "Nicht aufgenommen werden Jugendliche mit massiv herausforderndem Verhalten", dafür gebe es eigene Einrichtungen. Von St. Leon aus besuchen die Jugendlichen ihre jeweiligen Schulen in der Region, so Huber, zudem sollen sie in die Gesellschaft integriert werden und später weniger oder sogar keine Betreuung mehr benötigen: Ziel ist die größtmögliche Selbstständigkeit für sie. Der Pfarrgarten ist für Meurer in diesem Sinn ideal, nah am Ortsrand, an der Natur, zugleich kurze Wege zu Ortsmitte, Läden, Vereinen oder der Bushaltestelle, hier könnten die Bewohner gut Kontakte knüpfen.
So könnten das Wohnheim für Jugendliche mit Behinderung im St. Leoner Pfarrgarten (oben) und das sanierte Pfarrhaus mit neu zugeschnittenem Außengelände aussehen. Johannes-Diakonie und Gemeinde stellten die Pläne vor. Grafiken: Meurer Architektur/Gemeinde St. Leon-RotDiesen Gedanken der Inklusion drückt auch die Gebäudegestaltung aus, die sich gut ins Ortsbild einfügen soll, wie Architekt Meurer darlegte. Das Wohnheim soll in drei Teile gegliedert werden, mit Proportionen, "die überall im Dorf auftauchen", sodass es umliegende Häuser und besonders das Pfarrhaus nicht überragt. Zu den 24 Zimmern mit rund 15 Quadratmetern kommen mittig in Erd- und Obergeschoss je zwei gemeinsame Wohnbereiche mit 27 Quadratmetern, im Dachgeschoss sind neben Personalräumen auch eine Spiel- und Bewegungsfläche mit 62 Quadratmetern und eine Dachterrasse geplant. Zum Ende des Jahres rechnet man laut Huber mit dem Spatenstich und einer anschließenden Bauzeit von eineinhalb Jahren.
Im selben Zeitraum sollen laut Ortsbaumeister Dietz die Arbeiten am Pfarrhaus stattfinden, damit die Anwohner nicht durch gleich zwei aufeinander folgende Baustellen belästigt werden. Das Pfarrhaus wird ihm zufolge barrierefrei, die Raumgestaltung familiär und gemütlich wie in einer Privatwohnung. Zum Gruppenraum mit 40 Quadratmetern und dem Schlafraum mit 23 Quadratmetern pro Etage kommen jeweils Küche und Esszimmer, im Keller ist unter anderem ein Bewegungsraum, unterm Dach sind Räume für die Mitarbeiter geplant.
Die Betreuung der unter Dreijährigen soll durch Tageseltern erfolgen, laut Hauptamtsleiterin Reich ist die Gemeinde derzeit in Verhandlungen mit möglichen Trägervereinen. Ana-Sophie Walter erläuterte, dass die Gemeinde gegenwärtig ihre avisierte Betreuungsquote von 45 Prozent der Krippenkinder erfüllen kann, mittel- und langfristig aber diese neuen Plätze benötigt. Auf zwei Etagen können dann je sechs Kinder ganztags betreut werden, statt zwölf könnten es auch insgesamt 18 werden, wenn sich einige einen Betreuungsplatz teilen.