Der einzige Weg zum Betriebsgelände der Firma Gaa in Rauenberg führt durch die Frauenweilerstraße. Laut Betriebsgenehmigung des Kreises dürfen pro Tag 24 Lastwagen dorthin fahren. Foto: tt
Von Timo Teufert
Rauenberg. Wie viele Lastwagen fahren wirklich pro Tag durch die Frauenweilerstraße in Rauenberg, um das ehemalige Gelände der Firma Becker Entsorgung zu erreichen? Darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Laut Betriebserlaubnis des Rhein-Neckar-Kreises für das Grundstück dürfen es nur 24 Lkw-Bewegungen pro Tag sein, die durch die Wohnstraße zum Gelände fahren, das westlich der Bundesstraße B39 liegt. Die Firma Gaa, die das etwa 25.000 Quadratmeter große Areal seit dem 1. Juli nutzt, hält diese Zahl nach eigenen Angaben ein. Die Anwohner hingegen haben deutlich mehr Fahrbewegungen gezählt: Zwischen 30 und 40 Fahrten sollen es nach ihren Angaben an manchen Tagen sein. Nun soll eine Verkehrszählung der Behörden Klarheit bringen.
Seit mehr als einem Monat zählen die Anwohner die Lastwagen, die durch die Frauenweilerstraße zum Betriebsgelände der Firma Gaa fahren. "Am Wochenende ist es oft besonders massiv, wenn man eigentlich seine Ruhe haben will", berichtet ein Anwohner der RNZ. Die schweren Lastwagen hätten Schutt, Erdaushub und Abbruchmaterial geladen: "Ich vermute, dass die bei großen Aufträgen so oft fahren, wie sie müssen. Die Begrenzung stört sie dann nicht weiter", meint der Anwohner. Im Moment fahren die Lastwagen sehr oft: "An fünf Tagen in der Woche dürfen die Laster fahren und an drei bis vier Tagen in der Woche werden die 24 Fahrten deutlich überschritten", ärgert er sich.
Die Zählungen von ihm und weiteren Nachbarn werden regelmäßig an die Stadt weitergegeben: So sollen es am 21. August insgesamt 32 Fahrten gewesen sein, am 22. August sogar 35 Fahrten und am 29. August wieder 32 Lastwagen-Bewegungen. Den Spitzenwert haben die Anwohner am Freitag, 28. August, gezählt: An diesem Tag sollen 40 Lastwagen durch das Wohngebiet gefahren sein. "Wenn es zu Überschreitungen der 24 Fahrten kommt, dann sind diese wirklich massiv", hat der Anwohner festgestellt.
Beim Rhein-Neckar-Kreis, der die Betriebserlaubnis für das Grundstück erteilt hat, hinterfragt man allerdings die Zählungen der Anwohner: "Es liegen uns unterschiedliche Angaben zu den Fahrzeugbewegungen vor, die verifiziert werden müssen", berichtet Silke Hartmann, Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises, auf RNZ-Anfrage. Man habe deshalb die Stadt Rauenberg gebeten, die Fahrzeugbewegungen auf dem örtlichen Straßennetz zu kontrollieren und dem Kreis verlässliche Daten diesbezüglich zu übermitteln. "Sollte sich bestätigen, dass der Genehmigungsumfang tatsächlich überschritten wird, werden wir gegebenenfalls eine Untersagungsverfügung erlassen", so die Sprecherin. Werde der Genehmigungsumfang nicht eingehalten, stelle dies eine Ordnungswidrigkeit dar, die geahndet werden könne.
Schon in der Gemeinderatssitzung im Juli hatten die Anwohner beklagt, dass die Lastwagen mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Frauenweilerstraße fahren. Der Rhein-Neckar-Kreis kontrolliert in der Straße regelmäßig das Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde, allerdings nicht mehr seit Anfang Juli. "Im September sind die nächsten Messungen eingeplant", erklärt Hartmann.
Gerd Gaa, Geschäftsführer der Firma Gaa, bestreitet die Vorwürfe der Anwohner vehement: "Meine Sekretärin hat eine Strichliste im Büro, damit wir mit den Touren die Gesamtzahl der Fahrten nicht überschreiten." Jede Woche werde diese Liste auch an das Landratsamts weitergegeben. "Ich will damit Ärger vorbeugen", sagt der Unternehmer. Es könne zudem sein, dass es Tage mit nur zwei bis drei Fahrten gebe. "Wenn wir nur Baustellen haben, die weiter weg sind, kann es auch sein, dass es zwei, drei Wochen lang gar keinen Verkehr gibt", so Gaa, der zunächst auch noch einen weiteren Betriebsteil nach Rauenberg verlagern wollte: den Winterdienst. Nach eigenen Angaben betreibt er mit 150 Fahrzeugen Deutschlands größten Winterservice. "Das lassen wir aber erstmal", erklärte Gaa gestern im RNZ-Gespräch.
Das Grundstück benutzt er nun nur als Zwischenlager: "Wenn wir irgendwo eine Baugrube ausheben, wird das Erdmaterial in Rauenberg gelagert." Man habe dafür zusätzliche Flächen gebraucht und das Grundstück in Rauenberg für eineinhalb Jahre gepachtet. Gelagert werde in Rauenberg auch Recyclingschotter: "Den benötigen wir primär samstags, wenn wir Terminbaustellen haben und andere Deponien geschlossen haben", so Gaa.
Er legt Wert darauf, dass seine Firma – die im Kerngeschäft Erd- und Baggerarbeiten macht und einen Containerdienst betreibt – auf dem Gelände keinen Lärm verursache, weil auf dem Areal nichts produziert werde. "Ich glaube, die Anwohner sind noch von früher verärgert, als auf dem Gelände Müll gelagert wurde, es stank und es eine Fliegenplage gab", sagt Gaa im RNZ-Gespräch. Die Angst, dass es wieder zu solchen Zuständen komme, sei aber unbegründet.