Wiesloch. (hds) Für den Neubau des geplanten Kindergartens in der Johann-Philipp-Bronner-Straße liegt inzwischen die Baugenehmigung vor. Die Verträge mit dem Träger, dem Verein Postillion, sind laut Oberbürgermeister Dirk Elkemann in den "wesentlichen Punkten" abgestimmt und sollen alsbald final unterzeichnet werden.
Allerdings ergaben sich bei der Aussprache in der jüngsten Gemeinderatssitzung noch einige Ansatzpunkte für eine Nachbesserung. Katharina Ebbecke und Susanne Merkel-Grau (Grüne) verwiesen auf einen Passus, den es zu verändern gelte: "Wir wollen und müssen da ein Schlupfloch schließen", denn bei der Regelung der Betreuung schwerstbehinderter Kinder handle es sich "um einen Gummiparagrafen". Sie wollten sichergestellt wissen, dass auch tatsächlich schwerstbehinderte Kinder im neuen Kindergarten angemessen betreut werden können und der Betreiber nicht mit dem Argument kommen könne, die Kapazitäten seien erschöpft oder das Betreuungspersonal reiche für diese speziellen Fälle nicht aus. "Es gibt dafür eigens Zuschüsse, wenn weiteres Personal eingestellt werden muss", betonte Ebbecke. Letztendlich einigte man sich im Rat darauf, dass mögliche Ablehnungen mit der Stadt abgestimmt werden müssten, damit jeder Einzelfall entsprechend überprüft werden könne. Eine Festlegung auf eine konkrete Zahl - ein Vorschlag von Orhan Bekyigit (Wählergemeinschaft Frauenweiler) - sei, so Elkemann, wegen der Unterschiedlichkeit des Betreuungsaufwands nicht möglich.
Einen Tag vor der Gemeinderatsitzung hatte in der Mensa der Merianschule eine Informationsveranstaltung stattgefunden, zu der in erster Linie Anwohner gekommen waren. "Niemand der etwa 30 Besucher hat sich gegen den Kindergarten selbst ausgesprochen, allerdings wurde große Sorge wegen des verstärkten Verkehrsaufkommens geäußert", berichtete Bürgermeister Ludwig Sauer. Man habe die Bedenken zumindest teilweise ausräumen können und zugesagt, gemeinsam mit der Verkehrsbehörde und der Polizei eine Begehung vor Ort durchzuführen, um Lösungen zu erarbeiten, wie die Belästigung für die Anwohner minimiert werden könne. 30 Parkplätze sind in den Planungen vorgesehen für die Eltern, die ihren Nachwuchs in den Kindergarten oder zur Merianschule fahren.
Klar geregelt sind die Kosten: So stellt die Stadt maximal 3,55 Millionen Euro zur Verfügung, abzüglich der zu erwartenden Zuschüsse - man geht von insgesamt 750.000 Euro aus. Postillion wird das Gebäude in Eigenregie bauen, die Stadt tritt als Vermieter auf. Das Gebäude selbst wird im Eigentum der Stadt Wiesloch verbleiben. Bereits bei der Vorstellung des Projekts vor einigen Monaten hatte Architekt Jürgen Roth berichtet, man habe in Eppelheim ein vergleichbares Kindergartengebäude fertiggestellt, daher könne man auch hinsichtlich der Kosten auf Erfahrungswerte zurückgreifen. Stefan Lenz, der geschäftsführende Vorsitzende des Vereins, ergänzte damals, man habe in der Vergangenheit die angesetzten Kosten in "keinem einzigen Fall" überschritten. Der Baubeginn wird demnächst erfolgen, sodass bereits im kommenden Jahr der Betrieb aufgenommen werden kann.
Zur Konzeption des Kindergartens: Auf dem Grundstück der einstigen Kelterhalle wird eine sechsgruppige Einrichtung für etwa 130 Kinder auf zwei Geschossen entstehen. Alle Gruppen sind ganztagsfähig, auch gibt es die Möglichkeit, Schlafräume einzurichten. Hinzu kommen je ein Differenzierungsraum pro Geschoss, nutzbar sowohl für Klein- und Intensivgruppen als auch als Rückzugs- und Behandlungsräume für mehrfach schwerstbehinderte Kinder. Die detaillierte Planung mit Gruppen für unter und über Dreijährige kann in der Umsetzungsphase je nach Bedarf modifiziert werden. Vorgesehen ist, das Grundstück mit Gebäude für mindestens 25 Jahre im Rahmen eines Erbpachtvertrags an den Träger zu verpachten. Danach wäre das Gebäude im Eigentum der Stadt und stünde weiteren Nutzungen zur Verfügung.