Bandjubiläum in Wiesloch

Der Rock’n’Roll hält die "Nachtigallen" jung

Die unnachahmliche Band besteht seit 25 Jahren - Jubiläumskonzerte und eine Jubiläums-CD im Oktober

14.09.2018 UPDATE: 17.09.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 51 Sekunden

Too old to Rock’n’Roll? Aber keine Spur: Die Nachtigallen feiern ihr silbernes Jubiläum. Vor 25 Jahren hatte die Band ihren ersten Auftritt. Das wird im Oktober mit einer kleinen Konzert-Reihe im Café Art groß gefeiert. Foto: Nachtigallen

Wiesloch. (oé) Über die Nachtigallen muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Wenn es eine Band gibt, die die regionale Musik- und Kulturszene ihren Stempel aufgedrückt hat, dann sie. Ihr musikalisches Konzept ist so einfach wie genial. Es lautet kurz gefasst: geringstmöglicher technischer Aufwand, dafür umso mehr Musikalität. Nicht zu vergessen der Witz und die Originalität, mit denen man zeitlosen Klassikern der Rockgeschichte ein ganz neues Klangkleid schneidert. Was dabei am Ende herauskommt, begeistert das Publikum immer wieder aufs Neue - und das seit mittlerweile 25 Jahren.

Ein Vierteljahrhundert also - so lange gibt es die Nachtigallen nun schon. Die meiste Zeit davon in der "klassischen" Besetzung mit "Gründervater" Rolf Schaude, Martin Haaß und Jutta Werbelow. Sie musizieren in dieser Formation seit Mai 1997 miteinander und haben längst diese "spezielle Chemie" entwickelt, wie sie nur entsteht, wenn man über Jahrzehnte hinweg "kontinuierlich auf der Bühne und im Proberaum" zusammen Musik macht, wie es Rolf Schaude formuliert.

Musikalische Reife, ohne in Routine zu erstarren: So könnte man es vielleicht auf den Punkt bringen. Erleben kann das Publikum all das bei einer ganz speziellen Konzert-Serie im Oktober, mit der die Nachtigallen ihr Jubiläum feiern wollen. Drei Abende im Walldorfer Café Art sind dafür reserviert: vom Freitag, 19., bis Sonntag, 21. Oktober. An jedem Abend wird es ein anderes Programm geben und illustre Gäste werden mit dem Trio die Bühne teilen. Dabei geht die musikalische Reise zurück bis zu den Anfängen im Oktober 1993, als die Nachtigallen ihren ersten Auftritt im Café Kakadu in Schriesheim hatten - damals ganz ohne Mikrofone, wie sich Rolf Schaude erinnert. Nicht umsonst waren die Nachtigallen aus der Straßenmusik hervorgegangen.

Von diesen "ganz reduzierten" Ursprüngen bis zu den "ausgefallensten Interpretationen und Arrangements" soll das Repertoire der Jubiläumskonzerte reichen, versprechen Rolf Schaude und Jutta Werbelow. Dabei kommt natürlich auch ein anderes Markenzeichen der Nachtigallen zum Tragen: ihr ausgesprochenes Faible für ausgefallene und exotische Instrumente. Schon immer haben die Multiinstrumentalisten nicht nur an diversen Saiten- und Schlaginstrumenten brilliert, sondern auch mit Didgeridoo, Glockenspiel, Klarinette oder Melodika experimentiert. Selbst das iPhone wird bei ihnen zum Musikinstrument.

So wird es auch jetzt wieder sein. Dabei folgen die Konzerte einer ganz bestimmten Dramaturgie. Die "frühen Jahre" werden am ersten Abend gewürdigt. Dafür kehren auch die Gründungsmitglieder Holger Nesweda und Oliver Kuka zu den Nachtigallen zurück, die an diesem Abend zudem von Keyboarder Markus Schramhauser (The Busters) und von Meister-Gitarrist Adax Dörsam verstärkt werden. Nicht zu vergessen Bernhard Bentgens, der Dirigent des Heidelberger "Hardchors" und "erste Vorsitzende unseres Fanklubs", wie die Nachtigallen schmunzeln.

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Der Samstagabend widmet sich den mittleren acht Jahren der Nachtigallen - wieder mit namhaften musikalischen Gästen. Diesmal sind es der Heidelberger Posaunist Otto Engelhardt von der Lounge-Jazz-Band "DePhazz", Ausnahme-Gitarrist Max Jeschek und Sängerin Marina Wörner, die bei den Nachtigallen zweimal die Schwangerschaftsvertretung für Jutta Werbelow übernommen hat. Am Sonntag stehen dann die jüngsten acht Jahre im Mittelpunkt, die gerade auch von der literarisch-musikalischen Zusammenarbeit der Nachtigallen mit dem Schriftsteller, Musiker und Maler Thommie Bayer geprägt waren. Der Songwriter (sein Hit war "Der letzte Cowboy kommt aus Gütersloh") hat zwei seiner Romane zusammen mit den Nachtigallen auf die Bühne gebracht. Während der Autor aus seinem Werk las, steuerten die Nachtigallen den musikalischen Soundtrack zur Literatur bei, in der bestimmte Songs eine wichtige Rolle spielen. Thommie Bayer ist an diesem Abend ebenso mit von der Partie wie Saxofonist Peter Klein und Gitarren-Virtuose Stephan Zobeley (Grönemeyer-Band).

Auch diese Schar prominenter Jubiläums-Gäste zeigt, welchen Stellenwert die Nachtigallen in der Musikszene des Rhein-Neckar-Dreiecks und darüber hinaus haben. Aber nicht nur der Nachtigallen wegen zählen Rolf Schaude, Martin Haaß und Jutta Werbelow zu den profiliertesten Musikern der Region. Alle drei haben sie noch weitere musikalisch-künstlerische Projekte laufen. Bei Jutta Werbelow ist es die Zusammenarbeit mit Oliver Kuka in der "Drei-Viertel-Frauencombo" "Three in the box"; bei Rolf Schaude sind es das Weltmusik-Trio "Blu", ein Jimi-Hendrix-Projekt, die Rockband "Die Diebe" (zusammen mit Martin Haaß) und "natürlich" die "Weltmusik-Trio "Blu"; und Gitarrist Martin Haaß schließlich bastelt aktuell an einem Eric-Clapton-Projekt - für ihn quasi eine Rückkehr zu seinen Wurzeln: "Eric Clapton war mein großer Lehrer. Mit seiner Musik habe ich angefangen, Gitarre zu spielen", erzählt Martin Haaß. Die vielen Fans seines bluesig-ausdrucksstarken Spiels werden sich bereits auf die ersten Konzerte der neuen Band freuen.

Trotz all dieser musikalischen Aktivitäten bleiben die Nachtigallen doch das wichtigste Standbein der drei Profis - immerhin absolviert das Trio noch immer zwischen 40 und 50 Auftritte im Jahr (in Spitzenzeiten waren es sogar schon einmal 70 bis 80 Konzerte). Und wie geht es weiter? Auch wenn die Band ihre "goldene Hochzeit wohl nicht mehr erleben wird", wie Martin Haaß schmunzelnd anmerkt, so steht für Jutta Werbelow doch fest, dass "nach 25 Jahren noch lange nicht Schluss ist". "Von meiner Seite aus geht es weiter, ganz klar", sagt sie. Band-Senior Rolf Schaude sieht dies nicht grundsätzlich anders, auch wenn sich natürlich manche Frage stelle, "wenn der Chef auf die Siebzig zugeht", wie er ein wenig nachdenklich sagt. Aber warum sollen es nicht noch eine ganze Reihe Jahre mehr werden, wenn die Gesundheit mitspielt und auch die Freude erhalten bleibt, so der Bandleader. "Und die Leute uns natürlich noch hören wollen."

Aber darüber müssen sich die Nachtigallen wohl keine Sorgen machen. Seit drei Jahren treten sie nun schon beim Ferienkurs der Uni Heidelberg auf - und ernten begeisterte Reaktionen. Von einem Publikum aus lauter Studenten, die gut und gerne die Kinder, wenn nicht schon die Enkel der Musiker sein könnten. Keine Frage also: Das musikalische Konzept der Nachtigallen, ihre schiere Musikalität und die Begeisterung, mit der sie immer noch zu Werke gehen, wirkt auch auf die junge Generation ansteckend. Und neue Musik gibt es obendrein: Zum Jubiläum wird eine Doppel-CD mit aktuellen Cover-Songs und unveröffentlichten alten Perlen erscheinen. Der Titel der CD könnte (mit Paul Simon) nicht treffender gewählt sein: "Still crazy after all these years".

Info: Die Jubiläumskonzerte finden statt am Freitag, 19. Oktober, 20 Uhr; am Samstag, 20. Oktober, 20 Uhr; und am Sonntag 21. Oktober, 19 Uhr; jeweils im Café Art in Walldorf; Vorverkauf: Bücherei Dörner (Wiesloch und Walldorf) sowie Buchhandlung Eulenspiegel in Wiesloch (keine Sitzplatzgarantie).

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