Wieslochs Rat hat Zuschüsse für die geplante Kinderbetreuungseinrichtung der Elterninitiative "Wilde 18" im früheren evangelischen Pfarrhaus in Frauenweiler bewilligt. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (hds) Der Wieslocher Gemeinderat hat jetzt die Finanzierung für zwei weitere Waldkindergärten unter der Trägerschaft des Vereins "Zipfelmützen" beschlossen. "Wir wollen damit schnell den Bedarf abdecken", betonte Oberbürgermeister Dirk Elkemann. Bereits im Herbst soll eine zweite Gruppe im "Gewann Haagen" am Dämmelwald starten, dem derzeitigen Standort, der erweitert wird. Die Öffnungszeiten: 8 bis 14 Uhr, also 30 Wochenstunden.
Die Betriebskosten belaufen sich pro Jahr auf insgesamt 121 000 Euro, der städtische Zuschuss dafür beträgt etwas mehr als 76 000 Euro. Somit unterstützt Wiesloch die Einrichtung nach den gesetzlichen Mindestvorgaben (63 Prozent der Betriebskosten). Für dieses Jahr fallen dann anteilsmäßig 25 410 Euro an. Die Investitionen für Gebäude - Hütte oder Bauwagen - werden mit 45 000 Euro veranschlagt und vom Trägerverein über einen Bankkredit finanziert. Die Raten für Zinsen und Tilgung werden der Stadt in Rechnung gestellt.
Wie Martina Thum von den "Zipfelmützen" berichtete, ist eine weitere Waldkindergarteneinrichtung vorgesehen, diesmal im Ganztagesbetrieb. "Viele Eltern haben uns darauf angesprochen." Nach ersten Berechnungen ist dafür eine Investition von rund 85 000 Euro notwendig, die jährlichen Betriebskosten werden mit 172 000 Euro angegeben, die Beteiligung der Stadt läge bei 108 500 Euro. Dieser Betrag wird in den Haushalt für das kommende Jahr eingestellt. Die Elternbeiträge sind auf 260 Euro für die sogenannte "Einkindfamilie" angesetzt, bei den kürzeren Öffnungszeiten sind 180 Euro zu zahlen.
"Den Waldkindergarten am Rande des Dämmelwaldes kann man getrost als Erfolgsgeschichte bezeichnen", lobte Dr. Gerhard Veits (Grüne). Ähnlich äußerten sich Klaus Deschner (CDU), Adrian Klares (SPD), Dr. Fritz Zeier (Freie Wähler), Bernd Lang (FDP) und Stefan Seewöster (Fraktionsgemeinschaft Wählergemeinschaft Frauenweiler/Altwieslocher Liste). "Wir sollten jedoch bei der Standortwahl darauf achten, die Stadtteile mit einzubeziehen", mahnte Veits an. Vor allem in Baiertal und Schatthausen bestehe Bedarf für eine solche Einrichtung. "Wir prüfen auch in diese Richtung", versprach OB Elkemann.
Auf die Frage nach den Kosten im Vergleich zu konventionellen Kindergärten (Bernd Lang) erläuterte Martina Thum, bei den Betriebskosten liege man leicht darunter. Auf Seewösters Frage nach der Ausschreibung erklärte Silke Röntgen (bei der Stadt für Kindergartenangelegenheiten zuständig): "Wir haben zuerst aufgrund der positiven Erfahrungen Kontakt zu den ’Zipfelmützen’ aufgenommen, aber auch andere Institutionen mit einbezogen." Diese liegen ihr zufolge auf dem gleichen Angebotsniveau.
Ebenfalls beschlossen wurde die Finanzierung der neuen Einrichtung des Kindergartens "Wilde 18" in Frauenweiler. Im Herbst wird der Verein im einstigen evangelischen Pfarrhaus mit einer Ganztagesgruppe für zehn Krippenkinder (U 3) sowie - ebenfalls als Ganztageseinrichtung geplant - für Kinder ab drei Jahren starten. Der jetzige Standort in Wiesloch entspricht nicht mehr modernen Anforderungen. Von 7.30 bis 16.30 Uhr soll geöffnet sein. Die Aufnahme in die städtische Bedarfsplanung wurde bereits im Februar beschlossen. Es fallen Betriebskosten von jährlich rund 360 000 Euro an (Anteil der Stadt: knapp 236 000 Euro). Ein derzeit errechnetes Defizit von etwa 7500 Euro im Jahr könnte von der Stadt übernommen oder durch Erhöhung der Elternbeiträge ausgeglichen werden. Es sei auch eine Kombination möglich, so Silke Röntgen.
Da die baulichen Voraussetzungen des ehemaligen Pfarrhauses (1973 erbaut) nicht den Anforderungen für eine Kindertagesstätte entsprechen, müssen 175 000 Euro investiert werden. Allerdings gibt es Bundeszuschüsse in Höhe von 74 000 Euro. Für die Umgestaltung der Außenanlagen sind 40 000 Euro angesetzt. Dieser Betrag allerdings könnte, so Anregungen von den Stadträten, vielleicht über Eigeninitiativen gemindert werden. Das Gebäude selbst ist in Besitz eines privaten Investors, der in unmittelbarer Nachbarschaft eine Seniorenresidenz errichtet. "Wir freuen uns auf einen zweiten Kindergarten in Frauenweiler", so Seewöster. Auch Adrian Seidler (CDU) begrüßte die Entscheidung, zumal eine unmittelbare Verbindung zu Seniorenheim und Grundschule bestehe: ein generationsübergreifender Ansatz.
Bezüglich der Inklusion (Anfrage Katharina Ebbecke, Grüne) sei das neue Domizil sicher nicht ideal, da es nicht komplett barrierefrei sei, so Silke Röntgen. "Allerdings wird der Kinderschutzbund ein eigenes Konzept in Sachen Inklusion im kommenden Monat vorstellen." Begrüßt wurde die Entscheidung auch von Fritz Zeier, der allerdings die Kosten als "Wermutstropfen" bezeichnete.