Sie haben Spaß an ihrem ehrenamtlichen Engagement: (v.li.) Elke Schlenz, Roland Lorson und Sabine Bredtmann machen beim Lesepaten-Projekt der Bürgerstiftung Wiesloch mit. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (hds) Sie hat selbst sieben Enkel, aber "die sind teilweise schon zu alt, um mit ihnen gemeinsam zu lesen". Und so hat sich die Wieslocherin Elke Schlenz entschlossen, beim Projekt "Lesepaten" der Bürgerstiftung mitzumachen. Schon kurz nach dem Startschuss hat sich die bekennende "Leseratte" bei den Organisatoren gemeldet und nach einem Schnupperkurs in der Schillerschule und einem Vorbereitungsseminar ging es los. "Ich betreue zweimal in der Woche zwei bis drei Kinder, lese mit ihnen, rede, höre zu und so gelingt es, in dieser kleinen Gruppe Vertrauen aufzubauen", beschreibt Elke Schlenz ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Ziel des gesamten Projektes ist es, Leseschwächen bei Grundschülern zwischen der zweiten und vierten Klasse anzugehen und dies nicht in der klassischen Form einer eher zwanghaften Nachhilfe, sondern in einem offenen Dialog.
Begonnen hat das Projekt im November vor fünf Jahren und somit kann man in diesen Tagen ein kleines Jubiläum feiern. Zuvor hatten sich die Macher von der Bürgerstiftung mit den Grundschulen in Verbindung gesetzt, ein Konzept erstellt und sich dann auf die Suche nach ehrenamtlichen Lesepaten gemacht. In der Anfangsphase waren es zwölf Ehrenamtliche, die sich bereit erklärt hatten, zumindest für ein Schuljahr die Aufgabe zu übernehmen, Lesen mal auf eine ganz andere Art zu optimieren. "Ich orientiere mich an den Interessen der Kinder und suche dann die entsprechenden Bücher aus, mit denen wir arbeiten", erklärt Elke Schlenz ihre Vorgehensweise. Wichtig sei, Zeit für die Kinder zu haben. Selbst wenn der Unterricht der besonderen Art in den Räumen der Schule stattfindet, geht es stressfrei und damit ohne Leistungsdruck zu. Altersgerechtes Kommunizieren und Lust auf Lesen und Bücher zu machen, ist der Anspruch der Lesepaten. "Die Kinder fühlen sich ernst genommen und sind wesentlich kommunikativer als im klassischen Unterricht", berichtet Elke Schlenz über ihre Erfahrungen in der Schillerschule, die wie auch die Merianschule von Anfang an am Projekt teilnimmt.
Roland Lorson aus Baiertal hat über die Lesepaten-Aktion in der Zeitung gelesen und sich spontan entschlossen, mitzumachen. Lorson, der noch beruflich tätig ist und Unternehmen berät, will durch das ehrenamtliche Engagement "der Gesellschaft etwas zurückgeben". Auch er geht bei der Auswahl des Lesestoffes in erster Linie auf die Bedürfnisse der Kinder ein. In manchen Fällen bringen die Kinder auch selbst Bücher mit. "Ich stelle mich auf die kleinen Schüler ein, wir reden viel und es wird nicht nur gelesen", umreißt Lorson seine Tätigkeit. Oftmals lässt er die Kinder eine Inhaltsangabe des gerade Gehörten machen, um so die Kreativität anzukurbeln. "Häufig", so Roland Lorson, "bekomme ich auch Vorschläge für Bücher seitens der Lehrerschaft." Sein kleines Problem: Die 45 Minuten mit den Kindern finden noch vor dem offiziellen Start in den schulischen Alltag statt und da seien einige eben noch müde. "Aber das kriegen wir gemeinsam immer schnell in den Griff."
Mit dem "Apfel-Trick" arbeitet Sabine Bredtmann. Die Heilpraktikerin aus Schatthausen muss, im Gegensatz zu Roland Lorson, nicht "früh antreten", sondern liest mit den Kindern in der sechsten Stunde. "Da sind manche schon vom Unterricht etwas abgeschlafft - und da wirkt frisches Obst eben Wunder", meint Sabine Bredtmann. Während die Schüler sich dem Genuss der Äpfel widmen, liest sie selbst etwas vor, später sind die Kinder dran. Begonnen hat Sabine Bredtmann im Winter 2009 in der Schillerschule, jetzt ist sie in Schatthausen aktiv. An der dortigen Grundschule wurde das Projekt "Lesepaten" im Herbst 2012 eingeführt. Auch ihre Philosophie ist es, mehr Spaß als Stress zu vermitteln. "Die Motivation der Kinder ist für mich ein wichtiger Faktor", betont Sabine Bredtmann. Es sei wichtig, auf die jeweils individuellen Fähigkeiten der Schüler einzugehen. "Jedes Kind ist anders, aber in unseren Minigruppen ist das optimal zu bewerkstelligen", sagt die Patin.
Derzeit sind es 26 Lesepaten, die sich in den Dienst der guten Sache stellen. Es kommen immer wieder neue Paten hinzu und auch außerhalb der klassischen Stunden in der Schule ist man aktiv. So erst jüngst im Rahmen der Literaturtage, als die Lesepaten im Feldbahnmuseum aus Michael Endes "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" lasen. Da wird schon mal ein Teil der Familie mit eingespannt. "Zwei meiner Enkelinnen haben sich in die beiden lustigen Gesellen verwandelt und so dem nachmittäglichen Lesespektakel eine besondere Note verliehen", freut sich Elke Schlenz. Und sollte es einmal am geeigneten Lesestoff mangeln: Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek.
Auch "Rechenpaten" sind inzwischen im Angebot der Bürgerstiftung Wiesloch. Seit Februar 2011 werden auch Zahlen und Rechenvorgänge den Kindern näher gebracht. Dieses Angebot wird zurzeit an der Schillerschule und der Merianschule unterbreitet. Die Bürgerstiftung lädt regelmäßig zu lockeren Treffen ein, damit sich die Paten untereinander austauschen können. Hin und wieder steht auch ein Ausflug auf dem Programm - für Paten und Kinder gemeinsam.
Info: Interessenten an den Patenprogrammen (Lesen und Rechnen) können sich bei der Bürgerstiftung, Rosemarie Stindl, Telefon 06222/51365, E-Mail vorstand@buergerstiftung-wiesloch.de, melden.