Wildschweine werden in und um Walldorf immer mehr und zunehmend zum Problem. Foto: dpa
Walldorf. (rö) "Das Ergebnis wird so gut wie noch nie", freute sich Walldorfs Revierförster Gunter Glasbrenner. Er stellte dem Gemeinderat gemeinsam mit Forstdirektor Sebastian Eick die Planung für das Forstwirtschaftsjahr 2015 vor und blickte dabei zunächst aufs noch laufende Jahr. Statt dem üblichen Defizit von rund 100.000 Euro wird sich das Minus laut Glasbrenner in diesem Jahr zwischen 60.000 und 65.000 Euro einpendeln. Gründe dafür sind nach seinen Worten die sehr guten Holzpreise, ein gewinnbringender Harvester-Einsatz in den Douglasien-Beständen des Hochholzes sowie die hohe Leistungsfähigkeit des jungen Teams, das nach einer Neueinstellung im September wieder aus den benötigten drei Forstwirten besteht.
Für 2015 hat der Förster dann aber wieder mit einem Defizit von 97.000 Euro geplant. Zum einen wird der Hiebs-plan auf 1900 Festmeter zurückgefahren und auch ein Harvester-Einsatz ist nicht geplant, sodass die Einnahmen zurückgehen werden. Die geplanten Einschläge werden vor allem in zwei Laubholzbeständen im Distrikt Hochholz nahe dem Waldklassenzimmer sowie im über 170-jährigen Kiefern-Altholz im "Reilinger Eck" stattfinden. In Sachen Brennholzbedarf für die Bevölkerung "werden wir in den nächsten acht bis zehn Jahren keine Probleme haben", versprach Glasbrenner. Allerdings werde es sich hauptsächlich um das Sortiment "Brennholz lang" handeln, Schlagraum werde man auch künftig nur in Ausnahmefällen vergeben können. Der Förster sprach auch das "extrem erfolgreiche" Projekt der Waldbeweidung im "Reilinger Eck" an. Inzwischen könne man bereits fünf Pflanzenarten nachweisen, die als extrem gefährdet gelten, aber auch Insekten wie der auf der Roten Liste stehende Steppengrashüpfer finden sich wieder. "Ich wünsche mir, dass wir das Projekt fortsetzen können", sagte Glasbrenner.
Forstdirektor Eick, der Leiter des Forstbezirks Rheintal, ging vor allem auf die zunehmende Schwarzwildproblematik ein. "Ich bin leider sehr skeptisch, wie sich das weiter entwickeln wird", sagte er. Das Schwarzwild profitiere vom Klimawandel und der Landwirtschaft und sei sehr anpassungsfähig, "auch an die Jagdmethoden", so Eick. Förster Glasbrenner präzisierte, es vergehe "fast kein Tag ohne Wildschwein-Sichtung, auch in Vorgärten oder im Bereich der Waldschule". Der Förster nahm bei diesem Punkt kein Blatt vor den Mund: "Die Unvernunft vieler Hundebesitzer trägt wesentlich dazu bei." Diese ließen ihre Hunde im Wald von der Leine, die wiederum die Wildschweine aufscheuchten.
Auf Nachfrage ging Eick auch auf den jüngst veröffentlichten Waldzustandsbericht für Baden-Württemberg ein. Darin wurde beispielsweise große Sorge um die Buche geäußert. "Das ist mir bei uns nicht als problematisch aufgefallen", sagte Eick. Das Eschentriebssterben breite sich dagegen immer weiter aus, inzwischen seien rund 40 Prozent der Bäume befallen. "Da mache ich mir große Sorgen", erklärte der Forstdirektor.
Aus den Reihen des Gemeinderats gab es lobende Worte für die Arbeit des Forsts und einhellige Zustimmung zur Betriebsplanung. Besonders hervorgehoben wurde die Waldpädagogik, von der vor allem Schulen und Kindergärten profitieren.