Ein weiteres Fußballfeld soll beim Walldorfer Sportzentrum entstehen: Das hat Walldorfs Rat jetzt mehrheitlich entschieden und kam damit dem Wunsch der Sportvereine entgegen. Dass dafür östlich des Waldstadions (links im Bild) Rodungen nötig werden, stieß auf den Widerstand der Grünen-Fraktion. Archiv-Foto: Pfeifer
Walldorf. (seb) Nach kontrovers geführter Debatte hat Walldorfs Gemeinderat sich in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich dafür entschieden, einen neuen Sportplatz östlich des Waldstadions anzulegen und dafür ein Stück Wald zu roden. Die vier Räte der Grünen-Fraktion stimmten dagegen, Horst Hennl (FDP) enthielt sich.
Man habe alle anderen in Frage kommenden Standorte prüfen lassen, so Bürgermeisterin Christiane Staab. Das Sportzentrum in der Schwetzinger Straße verfüge bereits über die nötige Infrastruktur. Anderswo müsste man aufwendig Parkplätze neu anlegen sowie beispielsweise Strom, Wasser und Flutlicht installieren lassen. Auf intensive Diskussionen blickte Stadtbaumeister Andreas Tisch zurück und schloss: "Das ist der optimale Standort."
"Seit Jahren steigt die Zahl der Fußballspieler - zur Freude von uns Eltern": Schon im Wahlkampf ums Bürgermeisteramt sei ihr die angespannte Trainingssituation geschildert worden, blickte Christiane Staab auf Gespräche mit den Sportvereinen sowie dem Förderzentrum "Anpfiff ins Leben" zurück. Walldorf habe auch wegen der Sportplätze an "Strahlkraft" gewonnen, so Christiane Staab, "das sind doch Pfunde, mit denen wir wuchern können". Ihr zufolge haben die Vereine FC-Astoria, VfR und Safakspor sowie das Förderzentrum versichert, dass dies das letzte neue Spielfeld sein werde. Für den Eingriff in den Wald dort plane man eine größere Wiederaufforstung.
Ähnlich argumentierten Uwe Lindner (CDU), Dr. Günter Willinger (FDP) und Manfred Zuber (SPD). Die Entscheidung sei ihnen nicht leicht gefallen, betonten sie. Lindner argumentierte für das Sportgelände mit der Bedeutung einer sinnvollen Freizeitgestaltung und von Bewegung und schloss: "Das sind wir den Jugendlichen schuldig." Es sei "eine sachgerechte Lösung", bekräftigte sein Fraktionskollege Dr. Gerhard Baldes in der späteren Diskussion, "mit geringem Schaden für die Umwelt und Walldorf". Für den Standort östlich des Waldstadions spricht für Günter Willinger, dass der Eingriff dort kleiner sei. Manfred Zuber zog diese Lösung einem völlig neuen Sportplatz-Standort vor, für den auch eine aufwendige Infrastruktur nötig gewesen wäre. Sie alle betonten, dass dies das letzte derartige Zugeständnis an die Sportvereine sei.
"Für uns ist die Erweiterung der Sportplätze ins Waldgebiet nicht tragbar": Die Kritik der Grünen, die Wilfried Weisbrod energisch deutlich machte, entzündete sich vor allem an der erforderlich werdenden Rodung. Für Weisbrod ist der dortige Wald inzwischen "dünn geworden, durchlöchert wie ein Schweizer Käse". Dabei habe man ihn ursprünglich sogar eigens schützen wollen, so Weisbrod: nämlich indem man ihn in das geplante regionale Waldschutzgebiet "Schwetzinger Hardt" (ebenfalls ein Punkt der Tagesordnung) aufnimmt.
Prinzipiell fand Weisbrod die Standortentscheidung problematisch, nachdem man sich grundsätzlich gegen Eingriffe in den Wald entschieden hatte. Der Bedarf der Fußballvereine sei da, "dem verschließen wir uns nicht", aber die Alternativen waren seiner Meinung nach nicht gründlich genug geprüft worden. Auch zog Weisbrod die Aussagen der Ratskollegen, dies sei der letzte Sportplatz, für den Wald weichen muss, in Zweifel: Keiner könne sagen, "das Ende der Fahnenstange ist erreicht". Schließlich, wegen der von Bürgermeisterin Staab erwähnten "Strahlkraft", werde der Bedarf weiter wachsen. Dem widersprach Gerhard Baldes mit Blick auf den demografischen Wandel: Dass die Zahl der jungen Sportler steige, sei nicht wahrscheinlich. Auf einen weiteren Einwand der Grünen hin erklärte Christiane Staab, dass man Spielfeld-Standorte an der Autobahn verworfen habe, weil man dann landwirtschaftliche Flächen hätte stilllegen müssen.
Statt eines neuen Sportplatzes, war ein weiteres Argument Wilfried Weisbrods, könnten die Sportvereine Spielgemeinschaften mit anderen Gemeinden gründen und die Sportplätze dort nutzen. Viele der Jugendlichen, die in Walldorf trainieren, kommen ihm zufolge ohnehin von außerhalb. Bürgermeisterin Staab entgegnete, dass die Nähe zum Schulzentrum für "Anpfiff ins Leben" ein Grund gewesen sei, dort den Förderstützpunkt zu errichten. Zum Konzept gehöre ja auch, dass die Kinder dort ihre Hausaufgaben machen - und nicht stattdessen längere Fahrten in Nachbargemeinden unternehmen, so Christiane Staab.