Wegen Hochwassergefahr

Neckarbischofsheimer im Steuer-Boykott

Weil die Stadt nichts gegen die Hochwassergefahr für sein Anwesen unternimmt, zahlt Roland Bopp jetzt keine Grundsteuer mehr

22.08.2018 UPDATE: 23.08.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Hier war früher ein Graben, zeigt Roland Bopp. Foto: Günther Keller

Von Günther Keller

Neckarbischofsheim. Weil die Stadt nichts gegen die Hochwassergefahr für sein Anwesen unternimmt, überweist ein Neckarbischofsheimer jetzt keine Grundsteuer mehr. Mit der Zahlungsverweigerung will Roland Bopp der Kommune Beine machen: Denn wenn es regnet, fließt das Wasser von öffentlichem Grund in sein Gehöft in der Heidäckersiedlung. "Das Rathaus macht einfach nichts", beklagt er.

In der Kommunalverwaltung sieht man die Steuerverweigerung indes gelassen. Mahnung, Zahlungsbefehl und Gerichtsvollzieher seien die konsequente Antwort für Steuersünder. Ob und wann die Stadt auch wegen des Straßenzustands am Boppschen Hof aktiv wird, ist dagegen noch unklar.

Beim letzten Wolkenbruch war das Wasser von der angrenzenden Straße über die Hofeinfahrt nicht nur in den Keller, sondern auch in den Stall geschossen. Dort stehen Pferde und lagern Heu und Stroh. Stundenlang kämpften Roland Bopp und Ehefrau Christine mit Kehrbesen gegen die eindringenden Fluten - und hatten Glück, dass der Regen bald aufhörte.

"Wenn das Wasser das Heu und das Streu erreicht hätte, wäre der Schaden enorm gewesen, sagt Bopp. Er befürchtet den Wiederholungsfall: "Wenn es wieder stark schüttet, haben wir wieder einen Gebirgsbach vor dem Haus."

Das Problem: Bopps Hof mit der Pferdepension liegt topografisch ungünstig am Eingang der Siedlung und damit an ihrem niedrigsten Punkt. Bei Regen läuft das Wasser den von Helmstadt kommenden abschüssigen Gemeindeverbindungsweg entlang und mündet aufs Grundstück.

Bis vor einigen Jahren, so erinnert sich Roland Bopp, verlief entlang des Betonwegs noch eine Furche, die das Wasser in einen in Richtung Bernau verlaufenden Graben lenkte. Nach Arbeiten am Abwassersystem war die Rinne verschwunden, die Stadt ließ die Bankette schottern, der Straßenverkehr verdichtete den Streifen. Seitdem hat das Regenwasser kein Hindernis mehr auf dem Weg zu Bopps Grundstück.

Eine Aufschüttung parallel zur Straße würde als Sofortmaßnahme zunächst genügen, meint Roland Bopp. Und tatsächlich schickte die Stadt einen Mitarbeiter, um die Situation zu begutachten. Dass dieser zur Erkenntnis gekommen sei, die Straße sei "hundertprozentig in Ordnung", wie Bopp ihn zitiert, bringt den pensionierten Oberamtsrat auf die Palme: "Man braucht kein Sach- und Fachwissen, um zu sehen, dass diese Straße eben nicht in Ordnung ist." Was die Kommune mache, sei eine "Farce".

Vor 14 Jahren zogen die Bopps aus Mannheim aufs Land - und geraten seitdem immer wieder mit dem örtlichen Rathaus aneinander: mal wegen der Schlaglöcher im Heidäcker-Weg, mal wegen durchrasender Autos, mal wegen Lärms vom nahen Schützenhaus. Doch diesmal ist es Roland Bopp, der sich selbst als "Revoluzzer" bezeichnet, bitterernst: "Wir sind jetzt schon zwei Mal abgesoffen. Ich fordere, dass etwas gemacht wird."

Solange nichts gemacht wird, zahle er keine Grundsteuer mehr, kündigte er dem Rathaus auch schriftlich an. Und wenn bei Starkregen abermals sein Stall unter Wasser stehe, seien Schadenersatzforderungen überlegenswert.

"Wir haben viele Straßen, die längst saniert werden müssten", räumt Bürgermeisterin Tanja Grether ein. Auch der Gemeindeverbindungsweg aus den 1960er Jahren stehe auf einer kommunalen Maßnahmenliste, die abgearbeitet werden solle. Aber einen Zeitplan dafür gebe es nicht. Nach Bopps geharnischtem Protest werde man die Situation vor Ort aber nochmals genauer bewerten, kündigte die Bürgermeisterin an.

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