Tatsächlich – keine Uhr: Blick von Osten über Daisbach mit seinem Kirchturm. Foto: Winfried Glasbrenner
Waibstadt-Daisbach. (wig) Nanu, wundert sich der Spaziergänger beim Blick über das Dorf, wo ist denn die Kirchenuhr geblieben? Sie fehlt einfach, denn der Turm der evangelischen Kirche Daisbach hat nur an drei Seiten – im Süden, im Norden und im Westen – eine markante Uhr. An der Ostseite fehlt sie. Warum ist das eigentlich so?
Aus der Baugeschichte der Kirche ist zu entnehmen, dass diese in den Jahren 1786/87 ohne Turm errichtet wurde. Die Glocke wurde in einem Dachreiter untergebracht, der auf dem Dachgiebel aufgesetzt war. Erst im Jahr 1934 stellte der damalige Pfarrer Gottlob Hees erstmals Überlegungen an, den Dachreiter durch einen richtigen Glockenturm zu ersetzen. Dieser Turm sollte möglichst hoch werden", um ihn in dem hügeligen und mit hohen Bäumen verdeckten Dorf überhaupt zur Geltung zu bringen. "Ziel ist ein Turm, der Glocken und Uhr soweit es geht in die Höhe bringt", wird der Pfarrer in den Kirchenakten zitiert.
Die Finanzierung der Baukosten in Höhe von rund 14.000 Reichsmark stellte die kleine Kirchengemeinde vor große Probleme, konnte aber letztlich geschultert werden. Im März 1937 begannen die Bauarbeiten, am 26. September 1937 konnte der rund 30 Meter hohe Turm eingeweiht werden.
Die Kirchenuhr mit einem Durchmesser des Ziffernblatts von rund zwei Metern wurde nur an drei Seiten angebracht. Auf die vierte Uhr wurden verzichtet, die Kosten dafür eingespart. Laut Überlieferung war man der Meinung, diese Uhr sei unnötig, weil in östlicher Richtung kaum Wohnhäuser standen und somit die Uhr auch nicht gesehen werden konnte.
Und die Bauern konnten sich während ihrer Feldarbeit schließlich durch den Viertelstundenschlag und das Läuten der Kirchenglocken über die Uhrzeit erkundigen.