Momentan können Besucher des Schlossparks nicht die ganze „Champs-Élysées“ Neckarbischofsheims entlang flanieren und müssen einen kleinen Umweg machen – die etwa 250 Jahre alte Brücke, die zum Prachttor führt, ist einsturzgefährdet. Foto: Friedemann Orths
Von Friedemann Orths
Neckarbischofsheim. Ihre Bedeutung ist groß. Sie überspannt den Mühlbach, der ein paar Meter weiter in den Krebsbach mündet. Und der Weg, der über sie führt, läuft schnurstracks durch das renaissancezeitliche Prachttor aus dem Jahr 1590, am Schlossteich und schließlich am Alten Schloss vorbei direkt auf das Neue Schloss zu. Ein alteingesessener Neckarbischofsheimer bezeichnet den Pfad durch den Schlosspark aufgrund seiner geraden Linie sogar als "Champs-Élysées Neckarbischofsheims" – wenn auch mit einem Augenzwinkern. Doch jetzt ist die alte Brücke, die Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, gesperrt, die "Prachtstraße" also unterbrochen, zwei Warngitter an beiden Enden weisen Spaziergänger darauf hin. Die Brücke ist einsturzgefährdet.
"Wenn man einen Stein herauszieht, könnte alles einbrechen", erklärt Bürgermeister Thomas Seidelmann. Er berichtet vom Brücken-Tüv, dem die Mängel an dem historischen Bauwerk bei einer Prüfung aufgefallen sind, spricht von einem "Vulkankrater" in dem Gemäuer, den er gesehen hat, als er selbst unter die Brücke kroch. Er beschreibt, wie sich wohl Regenwasser von oben durch den Mörtel, der die Steine zusammenhält, jahrzehntelang hindurchgefressen haben muss. Jetzt muss die Gemeinde, die die Verkehrssicherungspflicht hat, erst mal dafür sorgen, dass sich niemand verletzt – also die Brücke sperren. "Für die nächsten paar Wochen wird die Brücke zu sein", sagt der Bürgermeister.
Derzeit erörtere man die Möglichkeiten, erklärt Seidelmann. Fachleute sollen kommen, sich die Brücke anschauen und für Klarheit sorgen, auch was eine mögliche Reparatur kosten wird. Klar ist aber schon jetzt: Das Denkmalamt muss mit ins Boot geholt werden, denn die Brücke ist denkmalgeschützt. Das Amt war noch nicht da; jetzt muss die Stadt warten. "Verschiedene Stimmen" sagen, was geht oder was nicht geht, ob man die Brücke von oben reparieren, ob man sie von unten abstützen kann – noch ist nichts geklärt: "Jeder sagt was anderes." Man müsse eben "das Ganze gewichten", sobald Fachleute und Denkmalamt ein Urteil gefällt haben, sagt Seidelmann.
"Natürlich wollen wir die Brücke gerne behalten", beteuert der Bürgermeister. Die Brücke sei "wunderschön für das Gesamtbild" des Schlossparks, den er als "absolutes Schmuckstück" für Neckarbischofsheim bezeichnet. Man wolle den Park mit seinem Schlosshotel und Restaurant sowieso noch mehr nutzen, für Hochzeiten und für Touristen, Seidelmann verweist auf die erste Freilufttrauung, die kürzlich im Park stattgefunden hat. Jetzt wolle man "das Bild nicht kaputtmachen". Doch um das Bild zu erhalten, wird man wohl eine sechsstellige Summe bezahlen müssen, sagt Seidelmann. Das hat er von den Tüv-Prüfern erfahren, Genaueres wird sich aber erst noch herausstellen. Er kann sich aber auch nicht vorstellen, dass die Gemeinde einen sechsstelligen Betrag, egal wie hoch oder niedrig der letztendlich sein wird, so einfach bereitstellen kann, bei der bescheidenen finanziellen Lage der Stadt und "mit Corona im Nacken". So oder so wird sich dann auch der Gemeinderat mit dem Thema beschäftigen und eine Entscheidung treffen müssen.
Manche Bürger hätten sich zudem schon beschwert, dass nun der Zugang zum dahinterliegenden Bitzweg nicht mehr gewährleistet sei, was natürlich nicht stimme: Circa 50 Meter in beide Richtungen gibt es weitere Übergänge.
Seidelmann berichtet auch von Bürgern, die ihm gleich verschiedene Brückenoptionen per E-Mail geschickt haben, von der Stahl- bis zur Holzkonstruktion sei alles dabei gewesen. Das freut den Bürgermeister zwar, aber: "Eine schnelle Lösung ist nicht absehbar", sagt er.