"Wenn zwölf Tonnen rutschen, ist nichts mehr zu halten"

Epfenbach/Waibstadt. Bei Palatina-Bus ärgert man sich nicht zum ersten Mal über ungeräumte Straßen. Die Hälfte der Busse steckte am Mittwoch im Schnee fest

17.01.2013 UPDATE: 17.01.2013 06:14 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
An der Steigung von Spechbach nach Epfenbach verweilte die Linie 796 zwischen Sinsheim und Reichartshausen lange. Zwei Busse liefen auf, weil ein Lkw stecken geblieben war. Foto: Barth
Epfenbach/Waibstadt. (cba) Verkehrschaos auch mit den "Öffentlichen" am frühen Morgen: Zwölf Mal sind am Mittwoch die Palatina-Busse an Steigungen stecken geblieben, im gesamten Liniennetz kam es zu erheblichen Verspätungen. Teils 15 Zentimeter Neuschnee - und viele Strecken weder gestreut noch geträumt: Verärgert gibt man sich in der Waibstadter Geschäftsstelle des Busunternehmens. Auf Nachfrage bei den Gemeinden oder bei der Straßenmeisterei habe es geheißen (so berichtet Palatina): Überrascht worden sei man vom Schnee. Dieses Argument für die späte Räumung will man bei Palatina nicht akzeptieren. Überraschend sei Schneefall im Juli, aber nicht im Januar. Auch das Argument, sparen zu müssen, will man bei Palatina nicht gelten lassen, wenn der Sparzwang auf Kosten der Sicherheit gehe.

Bis 9 Uhr waren knapp 23 Busfahrten absolviert wurden, davon hatte die Hälfte erhebliche Probleme, ihr Ziel zu erreichen. Im Sinsheimer Stadtgebiet habe es kaum Beeinträchtigungen gegeben, behindert war der Busverkehr jedoch im gesamten Verbindungsnetz der umliegenden Landgemeinden. Gegen 8.30 Uhr beispielsweise strandete die Linie 796 zwischen Sinsheim und Reichartshausen in Spechbach kurz vor der Steigung Richtung Epfenbach, und das gleich mehrfach. Ein Lkw war stecken geblieben. Auch für den Bus, der vorwiegend Schüler beförderte, gab es kein Weiterkommen mehr. Viele Jugendlichen machten sich schließlich auf den Weg zurück zur Bushaltestelle und warteten dort weiter. Als Bus und Lkw die Steigung endlich fast geschafft hatten, war weiter oben wieder Endstation. Mittlerweile hatte sich ein weiterer Bus in die Schlange eingereiht. Auch in Flinsbach war ein stecken gebliebener Lkw der Grund, dass drei Palatina-Busse aufliefen und nicht weiter kamen.

Zahlreiche Beschwerden seien im Unternehmen eingegangen, war von Palatina zu hören. "Den Schuldigen sucht man dann bei uns, nicht in der Straßenmeisterei", so ein Mitarbeiter, der nicht mit Namen genannt werden möchte. Frühmorgens sei er die Strecke zwischen Sinsheim und Reichartshausen mit dem Auto abgefahren, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen, an der Spechbacher Steigung sei er jedoch wieder umgekehrt, weil "zu gefährlich".

Nicht zum ersten Mal habe man nun den Ärger mit ungeräumten Straßen. "Grob fahrlässig" lautet der Kommentar bei Palatina. Besonders ärgerlich vor allem auch deshalb, weil man beobachtet habe, dass Radwege zwar durchaus gestreut und geräumt seien, während auf den Straßen noch dichter Schnee liege. Das Argument, das man auf Nachfrage zu hören bekomme, sei dann: Für Unfälle auf den Radwegen sei die Gemeinde haftbar, auf den Straßen zahlt die Kfz-Versicherung, so berichtet der Palatina-Mitarbeiter weiter. Haarsträubend finde er dies. Glücklicherweise habe es hier noch nie einen Vorfall mit Personenschaden gegeben, "aber wenn zwölf Tonnen rutschen, ist nichts mehr zu halten". Dies sei besonders brenzlig, wenn man an die Fahrgäste denkt: "Wenn die zwölf Tonnen, in denen 70 Kinder sitzen, kippen, fragt doch keiner mehr, ob die Straße geräumt war oder nicht, dann geben die Eltern dem Busunternehmen die Schuld."

Die Verantwortung, wie sie auf gefährliche Straßenverhältnisse reagieren, sei den Fahrern selbst überlassen. "Das sind alles ausgebildete Kraftfahrer, die selbst entscheiden können", heißt es. Auch, ob die Gäste aussteigen dürfen, wenn der Bus stecken bleibt, liege in der Entscheidung des Fahrers - und in der des Gastes: "Es kann sogar sicherer sein, wenn die Gäste dann auf der Straße warten, bis es weitergeht, falls ein weiteres Fahrzeug reinrauscht".

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