Die Realschule Waibstadt und das Adolf-Schmitthenner-Gymnasium Neckarbischofsheim erinnerten an die Reichspogromnacht vor 75 Jahren. Foto: Jäger
Waibstadt. (aj) Das schlechte Wetter waren für die Verantwortlichen Anlass, die von der Realschule Waibstadt und dem Adolf-Schmitthenner-Gymnasium Neckarbischofsheim im Rahmen der Projekte "Judentum im Kraichgau" ausgerichtete alljährliche Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht und der Deportation badischer Juden nach Gurs vom Dr. Hermann-Weil-Denkmal (Mausoleum) im Mühlbergwald in die Aula der Realschule zu verlegen. Neben den Schülern beider Schulen hatten sich auch einige Einwohner, darunter auch Bürgermeister Joachim Locher, zur Gedenkveranstaltung eingefunden.
Erstmals hielt Bürgermeisterin Tanja Grether (Neckarbischofsheim) die Gedenkansprache. Sie bezeichnete eingangs den 9. November als einen geschichtsträchtigen Tag in Deutschland. In diesem Jahr jährt sich die Reichspogromnacht zum 75. Mal. "Die Erinnerung an diesen Tag und diese Nacht und an die drauf folgenden Tage zeigen uns, wohin Rassen- und Religionshass fügen können", betonte sie. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 seien in ganz Deutschland etwa 1400 Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört und geplündert und außerdem jüdische Friedhöfe demoliert worden. Die sadistische Brutalität mussten viele jüdische Familien erfahren. Die öffentliche Erinnerung an die Pogrome sei daher eine sehr wichtige Angelegenheit. die Erinnerung an diese Vergangenheit sei gleichzeitig eine Mahnung für die Zukunft. Eine Mahnung, besonders wachsam zu sein gegenüber Diskriminierung, Hass und Rassismus. "Jeder Einzelne ist aufgerufen, hieran mitzuwirken", betonte Bürgermeisterin Grether. Sie schloss mit dem jüdischen Sprichwort, das sie in Deutsch übersetzte. "Wer erinnert sich: Wer, wenn nicht wir? Wo, wenn nicht hier?" und "Wann, wenn nicht jetzt?"
Umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung von Schülern mit Liedern und Musikstücken sowie Lesetexten zu den Erlebnissen von Mascha Rolikaite aus einem Ghetto, einer szenischen Lesung zum Verlauf der Judenverfolgung, mit Fürbitten und dem Entzünden von sechs Gedenkkerzen zur Erinnerung an die ermordeten Juden und zur Mahnung.