Sinsheim: Frühzeitig gegen intolerante Tendenzen aktiv werden

In der Kleinen Grabengasse erinnert ein erneuertes Denkmal an den Standort der Synagoge

11.11.2013 UPDATE: 11.11.2013 05:00 Uhr 1 Minute, 4 Sekunden
Zum 75. Jahrestag der 'Reichskristallnacht' zündeten Schüler vor dem Mahnmal am Standort der ehemaligen Synagoge in der Kleinen Grabengasse Lichter an. Foto: Becker
Sinsheim. (abc) Die von den Nationalsozialisten zur "Reichskristallnacht" verklärten November-Pogrome haben sich am Samstag zum 75. Male gejährt. Begangen worden ist dieses unrühmliche Jubiläum mit einer Gedenkfeier am Standort der ehemaligen Synagoge in der "Kleinen Grabengasse", wo gleichzeitig ein neu geschaffenes Denkmal enthüllt wurde.

Verantwortlich für dessen Entstehung war unter anderem der Besitzer des Areals, Manfred Hütter. Hierfür dankten ihm gleich zu Beginn der ökumenischen Gedenkfeier der evangelische Dekan Hans Scheffel sowie Pfarrer Wolfgang Oser von der katholischen Seelsorgeeinheit. Unterstützt wurden beide musikalisch vom Posaunenchor sowie der katholischen Schuldekanin Jutta Stier und einigen ihrer Eleven. Nach kurzer Eröffnung durch den Dekan und einem gemeinsamen Lied rief Pfarrer Oser die Anwesenden anhand des Psalms 130 dazu auf, aktuell auch an der Elsenz immer stärker werdenden antisemitischen und ausländerfeindlichen Tendenzen entgegenzuwirken. Bedauerlicherweise habe es diese, so Oberbürgermeister Jörg Albrecht, wenige Tage zuvor am Rande der Eröffnung der Ausstellung "Demokratie stärken" in der Kraichgau-Realschule gegeben.

Dekan Scheffel forderte die Schaffung einer "Erinnerungskultur" an die Gräueltaten der Nationalsozialisten. Gerade an einem mehrfachen Schicksalstag wie dem 9. November sei dies nötig: sowohl die Ausrufung der Republik 1918, die Pogromnacht 1938 sowie der Fall der Berliner Mauer 1989 fielen auf diesen Tag. Neuesten Erkenntnissen zufolge habe der 9. November 1938 als "Test" gedient, inwieweit die Bevölkerung im Sinne der Nationalsozialisten zu instrumentalisieren sei. Konsequenz des Ganzen sei die Shoa gewesen, zu der man entweder schweigen, oder an sie erinnern könne. "Nie wieder Krieg, nie wieder Rassenverfolgung" folgerte der Dekan, um schließlich daran zu erinnern, dass auch aus christlicher Sicht Israel nach wie vor Gottes erwähltes Volk bleibe. Um an dieses zu erinnern, gebe es mit dem nun eingeweihten Denkmal auch in der Elsenzstadt einen würdigen Ort.

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