Im Job-Rennen hat Waibstadt Vorsprung
Waibstadt/Helmstadt. Die Entwicklung in den Gemeinden verläuft sehr unterschiedlich
Die Insolvenz des Metallwerks MWH war für Helmstadt-Bargen ein schwerer Schlag: Innerhalb der letzten Jahre verschwanden mit dem einst größten Arbeitgeber im nördlichen Kraichgau 40 Prozent der Arbeitsplätze. Aktuell zählt man vor Ort gerade noch 513 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und hat damit - gemessen an der Einwohnerzahl - die schlechteste Job-Quote in der Region. Hoffnungen, dass sich dies schnell ändern könnte, hat Bürgermeister Wolfgang Jürriens nicht so recht, zumal neben dem MWH-Areal auch noch der Gewerbepark Wolf auf eine Belebung wartet. Andererseits hat man kleine Zuwächse, verweist Jürriens auf die MWH-Logistik und auf den Gartenmöbelverkauf im Dorf. Die Verwertung der MWH-Flächen und die Gewerbe-Akquise sind für den Rathauschef "eine große Herausforderung", um eine Trendwende zu schaffen. Jetzt hat man den erfahrenen Projektentwickler Zapf eingeschaltet, der dabei helfen soll, Brachflächen zu vermarkten. Dabei geht es auch um Geld: Seit dem Verlust des einst mit Abstand größten Gewerbesteuerzahlers ist diese Einnahmeposition um etwa ein Drittel abgerutscht. Wenigstens hat die MWH-Pleite nicht gravierend auf die Arbeitslosenzahl in der Gemeinde durchgeschlagen: Mit aktuell 93 Arbeitssuchenden liegt Helmstadt-Bargen im Landesdurchschnitt. Das ist ein Indiz dafür, dass viele frühere MWH-Beschäftigte wieder eine Stelle gefunden haben - in der Regel aber wohl andernorts.
Zu den Verlierern im Job-Ranking zählt auch Neckarbischofsheim. Dem Städtchen, das bereits in den 80-er und 90-er Jahre mit dem Aus für die Strumpffabrik und mit dem Abschwung in der quarzverarbeitenden Industrie einen schweren Aderlass bei den Arbeitsplätzen zu verkraften hatte, kamen in den letzten zehn Jahren weitere 22 Prozent der Vor-Ort-Jobs abhanden und ist inzwischen unter die 1000er-Marke gerutscht, während gleichzeitig bei jenen, die ihre Brötchen auswärts verdienen, mit aktuell 1100 Personen ein Höchststand verzeichnet wird. Zu besseren Zeiten standen im Ort über 2000 Menschen in Lohn und machten Neckarbischofsheim zu einem Job-Schwergewicht im nördlichen Kraichgau.
Epfenbach war mit Arbeitsplätzen schon immer schwach bestückt. Das ist allerdings kein Hinderungsgrund dafür, dass die Beschäftigtenzahl vor Ort in den letzten zehn Jahren um weitere 16 Prozent absackte und derzeit unter 300 liegt - niedriger als im benachbarten kleineren Reichartshausen. Reichartshausen verzeichnete ein kleines Plus, ebenso Zuzenhausen, das die Leifheit-Krise jobmäßig überwunden zu haben scheint, oder Eschelbronn, das auf dem Arbeitsmarkt eine seit Jahren bestehende Konstanz an den Tag legt. Leichte Arbeitsplatzverluste im Fünf-Prozent-Bereich wurden für Angelbachtal und Neidenstein bilanziert, wobei Angelbachtal unter allen Gemeinden der Region den höchsten Auspendler-Saldo aufweist.
Es gibt aber auch einen klaren Gewinner - und der heißt Waibstadt. In der 5700-Einwohner-Stadt gibt es exakt ein Viertel Arbeitsplätze mehr als noch vor zehn Jahren, womit diese Zuwachsrate auch das benachbarte Sinsheim (plus zehn Prozent) klar übertrifft. Mit derzeit 1533 Arbeitsplätzen gibt es zumindest theoretisch für drei von vier Waibstadter Erwerbstätigkeiten innerhalb der eigenen Gemeindegrenzen einen Job. In der Realität fahren allerdings 1600 Waibstadter nach auswärts zum Geldverdienen, während 1200 einpendeln. Die günstige Entwicklung hat für Bürgermeister Joachim Locher mehrere Gründe: zum einen lockte das Gewerbegebiet "Bruch" nach zunächst verhaltenem Start eine Reihe von Betrieben an, darunter beispielsweise das Fördertechnikunternehmen CCI, zum anderen hat man im alten Gewerbegebiet einen bunten Firmen-Mix, der gegenüber konjunkturellen Schwankungen wenig anfällig zu sein scheint. Und dann kommt noch der anhaltende Boom beim Fruchtsafthersteller Emig hinzu, der sich mit inzwischen rund 300 Beschäftigten zum größten Arbeitgeber im nördlichen Kraichgau emporschwang. Locher ist zuversichtlich, dass Waibstadt seine Position halten wird: Man könne nach wie vor Flächen für Neuansiedlungen vorweisen.