Revierförster Claus Schall informierte über verschiedene Hölzer du ihre Qualität in der Verarbeitung. Foto: Betz
Bad Rappenau. (ibe) Kinder sollen im Elternhaus aufwachsen. Das gelte auch für junge Eichen, erklärte Artur Hofmann. Der Bad Rappenauer Revierförster im Ruhestand führte zusammen mit seinem Nachfolger Claus Schall und Martin Rüter von der Eppinger Außenstelle des Forstamts Heilbronn durch das Waldstück an der Kreisstraße 2142 zwischen Kirchardt und Bad Rappenau.
Unter dem Thema "300 Jahre Nachhaltigkeit - Zusammenhänge bei der Waldnutzung" unternahmen die Forstleute und rund 60 Teilnehmer einen Rundgang über den Submissionsplatz.
"Die Natur arbeitet kostenlos und sie arbeitet besser", zeigte Artur Hofmann auf die Naturverjüngung bei den Eichen. Nach dem Eichelmastjahr 2007 ist hier eine große Kinderstube für Eichen entstanden. Damit der Nachwuchs genug Licht abbekommt, wurde etwas ausgelichtet. Wachsen müssen die Schösslinge nun selbst.
Der frühere Förster wies auch auf die Bedeutung von Totholz als Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten hin. Für die Eiche, so Hofmann, sei nachhaltiges Wirtschaften besonders wichtig, denn: Würden zu viele gefällt, habe man "ganz schnell mal eine Lücke von 200 Jahren". Nicht mehr schlagen als auch nachwächst - damit brachten die Experten das Prinzip der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft auf den Punkt. Der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz hatte in einer Zeit, als Holz die wichtigste Energiequelle und viele Wälder größtenteils abgeholzt waren, dieses Prinzip vorangetrieben und auch in einem Fachbuch veröffentlicht. "Vor 20 Jahren galt Nachhaltigkeit noch als eine Art Geheimtipp", erinnerte sich Claus Schall, doch heute ist davon auf jeder Rolle Toilettenpapier etwas zu lesen.
"300 Jahre - das sind gerade mal zwei Eichengenerationen", lenkte er das Augenmerk der Besucher auf die Verantwortung für kommende Generationen. Stamm an Stamm bringen die Eichen auf dem Submissionsplatz schon ein paar Tausend Jahre zusammen.
"Hier war um 1830 eine bitterarme Gegend", gab Schall zu bedenken und verwies auf ein knapp 200 Jahre altes Exemplar. Er verglich die naturnahe Forstwirtschaft mit einer Art Förderband, auf das jede Generation auflege und für die auch stets etwas herabfalle - jedoch meist nicht das, was aufgelegt wurde. "Sechs bis acht Ochsen hätte man da schon gebraucht", schätzte Martin Rüter und strich stolz über den Rücken des teuersten Wertholzstammes, einer Eiche, die bei der Submission 1469 Euro pro Festmeter Holz erbracht hat. "Erklärtes Ziel ist es, so nachhaltig zu wirtschaften, dass es in jedem Jahr einen solchen Baum gibt."
Furnierbetriebe stellten aus einem Kubikmeter solchen Holzes Furnier von der Fläche eines Fußballfeldes her, veranschaulichte Rüter. "Splitterverdacht" stehe noch oft auf Stämmen zu lesen. Nicht nur durch die Jahresringe, sondern auch in sie eingewachsene Dinge wie Splitter von Granaten lassen Bäume zu Zeugen der Geschichte werden.
"Der Zweite Weltkrieg wird uns wohl noch ein paar Generationen begleiten", stellte der Eppinger Forstamtsleiter fest. Doch für die Holz verarbeitenden Betriebe seien solche Informationen sehr wichtig: "Wenn solch ein Splitter ins Hobelmesser gerät, sind schon mal Tausende Euros dahin."