TSG Hoffenheim

Hertha-Spiel für Hoeneß "etwas Besonderes" (Update)

Hoffenheim-Coach Sebastian Hoeneß war selbst Spieler in Berlin. "Wir fahren dahin, um zu gewinnen", sagte er.

18.01.2021 UPDATE: 18.01.2021 14:41 Uhr 3 Minuten, 38 Sekunden
Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß. Foto: Sascha Meiser/APF

Von Achim Wittich

Zuzenhausen. "Ich hab noch einen Koffer in Berlin." Marlene Dietrich und Hildegard Knef besangen einst ihre Liebe zur Geburtsstadt. Es ist kaum anzunehmen, dass der 38-jährige Fußball-Trainer Sebastian Hoeneß allzu viel mit den beiden "Grandes Dames" anfangen kann, aber der gebürtige Münchner hat ebenfalls eine ganz besondere Beziehung zur größten deutschen Metropole. Während seiner aktiven Zeit spielte Hoeneß von 1999 bis 2006 und von 2007 bis 2010 bei der zweiten Mannschaft von Hertha BSC. Papa Dieter gar war von 1997 bis 2009 Manager beim kommenden TSG-Gegner.

"Für mich wird es etwas Besonderes sein, im Olympiastadion zu sitzen. Ich habe jahrelang für Hertha gespielt und lange in Berlin gelebt. Ich kenne noch ziemlich viele Leute da", sagte Hoeneß einen Tag vor der Partie an diesem Dienstag gegen die ebenfalls schwächelnde "Alte Dame" (20.30 Uhr/Sky).

Nicht nur aus persönlich historischen Gründen wird die Rückkehr für Hoeneß zu einer ganz besonderen, hoffentlich nicht schmerzhaften, Mission. Nach der neuerlichen Enttäuschung gegen Arminia Bielefeld (0:0) und dem aktuell 14. Tabellenplatz würde eine Niederlage seine Jobaussichten im Kraichgau nicht verbessern.

"Wir fahren dahin, um zu gewinnen", sagte Hoeneß mit fester Stimme und setzt darauf, dass das erste Bundesliga-Saisonspiel ohne Gegentor gegen den Aufsteiger nicht gleichzeitig das letzte gewesen sein soll. Vielmehr hofft er dadurch auf einen Stabilitätsgewinn im Defensivbereich und zudem darauf, dass seine Offensivabteilung die herausgespielten Chancen endlich mit der nötigen Konsequenz verwertet.

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Mithelfen dabei darf diesmal wieder Christoph Baumgartner nach seiner Gelbsperre, was Hoeneß gerne nutzen dürfte. Der Österreicher ist zum festen Bestandteil der Stammfraktion geworden und hat sich mit seinen gerade einmal 21 Lenzen zum Leistungsträger entwickelt.

Weiter hinten allerdings hat Hoeneß ein weiteres Sorgenkind dazubekommen. Als wäre er nicht schon genug von Verletzungsausfällen und Corona-Erkrankungen geplagt, hat sich Abwehrorganisator Kevin Vogt gegen den Aufsteiger eine Kapselverletzung am Daumen zugezogen und musste zur Halbzeit ausgewechselt werden. "Es wird sich kurzfristig entscheiden", beantwortete Hoeneß die Frage, ob Vogt in der altehrwürdigen Arena mit dabei ist.

Die Mannschaft von Kollege Bruno Labbadia erwartet er im Angriffsmodus. Der selbst ernannte "Big City Club" ist von seinem Anspruch ungefähr so weit entfernt, wie der Kurfürstendamm vom Sinsheimer Technik Museum. "Sie werden ihr Heil in der Offensive suchen, früh attackieren und den Weg nach vorne antreten", glaubt Hoeneß und versprach: "Wir werden darauf vorbereitet sein."

Labbadia gab auf der Berliner Pressekonferenz zu Protokoll, dass er an einen zwar angeschlagenen, aber dennoch starken Kontrahenten glaubt. "Sie sind sicher auch hinter den Erwartungen geblieben", sagte der 54 Jahre alte gebürtige Darmstädter. "Von daher erwarte ich, dass sie von den letzten Mannschaften, gegen die wir gespielt haben, die beste sein werden."

Für Labbadia und Hoeneß steht viel auf dem Spiel. Zum Hinrundenende könnte eine Niederlage unangenehme berufliche Folgen für sie haben.

Update: Montag, 18. Januar 2021, 19.58 Uhr


Zuzenhausen. (dpa) Der Begriff Hertha BSC zauberte ein Lächeln auf das Gesicht von Sebastian Hoeneß. Der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim steht derzeit mächtig unter Druck bei den kriselnden Kraichgauern, doch die Rückkehr nach Berlin weckt bei dem 38-Jährigen positive Assoziationen. "Für mich wird es etwas Besonderes sein, im Olympiastadion zu sitzen. Ich habe jahrelang für Hertha gespielt und lange in Berlin gelebt. Ich kenne noch ziemlich viele Leute da", sagte Hoeneß vor der Partie in der Fußball-Bundesliga gegen den Hauptstadtclub am Dienstag (20.30 Uhr/Sky). Vor allem sein Vater wird vor dem Fernseher genau hinschauen.

Dieter Hoeneß war von 1997 bis 2009 Manager bei Hertha. Filius Sebastian begann zwar mit dem Kicken beim VfB Stuttgart, wo der Papa als Direktor 1992 zum Gewinn der deutschen Meisterschaft beitrug. Berlin prägte jedoch seine aktive Karriere: Von 1999 bis 2006 und von 2007 bis 2010 spielte er in Herthas zweiter Mannschaft, dazwischen ein Jahr in Hoffenheim. Als Jugendcoach war seine erste Stadion auch eine Berliner Hertha - aber Zehlendorf. Danach arbeitete Sebastian Hoeneß im Nachwuchsbereich von RB Leipzig und in München, wo er im vergangenen Jahr mit dem FC Bayern II Drittliga-Meister wurde.

"Als er hier war, war er ein junger Kerl, der in den Nachwuchsteams von Hertha gespielt hat - zum Schluss dann in der U23 - und sich von hieraus seine nächsten Stationen in der Trainerlaufbahn aufgebaut hat", sagte Manager Michael Preetz, der unmittelbare Nachfolger von Dieter Hoeneß.

Sebastian Hoeneß erlebte mit, wie sein Vater bei Hertha nach zwölf Jahren entlassen wurde - und regte sich damals ziemlich darüber auf. "Natürlich ist es so, dass man da als Sohnemann mit lebt und mit fiebert. Da war ich vielleicht ein bisschen zu emotional", sagte der Neffe von Uli Hoeneß. Dass Dieter Hoeneß die Berliner nach so langer Zeit verlassen musste, wühlte damals offenbar die gesamte Familie auf. So war Uli Hoeneß jahrelang eng mit Hertha-Präsident Werner Gegenbauer verbunden, diese Freundschaft soll dadurch aber mächtig gelitten haben.

"Natürlich habe ich damals vieles hautnah miterlebt und tiefe Einblicke in das Fußballgeschäft bekommen", sagte Hoffenheims Chefcoach bei seinem Amtsantritt bei der TSG zu seiner Familiengeschichte. Im Gegensatz zu seinem Vater Dieter und zu Uli Hoeneß gilt Sebastian Hoeneß jedoch nicht als Poltergeist: "Irgendwas öffentlichkeitswirksam rauszuhauen", sagte er einmal, "das bin ich nicht."

Mit Besonnenheit versucht der Vater einer 2020 geborenen Tochter, die seit Monaten "sehr herausfordernde Situation" in Hoffenheim zu bewältigen. Nach vielen coronabedingten Ausfällen im Herbst kämpft er nun mit zahlreichen Verletzten - und um seinen Job. Das 0:4 auf Schalke und das 0:0 gegen Arminia Bielefeld haben seine Stellung nicht gerade gestärkt. Am Samstag geht es für die kriselnden Kraichgauer gegen den 1. FC Köln. Von einer Woche der Wahrheit wollte Hoeneß aber nichts wissen: "Das sind wichtige Spiele, unabhängig vom Gegner oder von meiner Person."

Update: Montag, 18. Januar 2021, 15.57 Uhr

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