1899 Hoffenheim

Weltmeister-Trainer Jogi Löw im Stadion zu Gast

Können "Hoffes" Serge Gnabry oder gar Nico Schulz noch in den WM-Kader rücken?

16.04.2018 UPDATE: 17.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Haben den Vorwärtsgang eingelegt: Hoffenheims Serge Gnabry (r.) und Nico Schulz (l.o. im Laufduell mit dem HSVler Filip Kostic). Beim unterhaltsamen 2:0 der TSG über den HSV schaute Bundestrainer Joachim Löw (l.u.) interessiert zu. Am 15. Mai benennt der Bundes-Jogi seinen vorläufigen Nationalmannschaftskader für die WM in Russland. Fotos: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Bundestrainer Joachim Löw (58) stammt aus dem Südschwarzwald und hat seit einigen Jahren einen Zweitwohnsitz am Potsdamer Platz in Berlin. Am Samstag schaute sich der Bundes-Jogi die Bundesliga-Partie zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem Hamburger SV (2:0) als Kiebitz an. Der smarte Löw blieb exakt 58 Minuten lang in einer Loge, exakt zum gleichen Zeitpunkt wurde "Hoffes" Stürmer Serge Gnabry (22) wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel aus Vorsichtsgründen ausgewechselt. Und Löw verließ just wieder die Rhein-Neckar-Arena. Nur Zufall? Oder eher doch eine Form von individueller Beobachtung?

Natürlich weiß fast niemand, ob der Weltmeister-Trainer "nur" den Hochgeschwindigkeitskicker Gnabry live inspizieren wollte. Aber die Vermutung liegt doch sehr nahe, dass die Nummer 28 der TSG im Hinblick auf die bevorstehende WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) auf dem Notizzettel steht und in Löws Überlegungen eine ernsthafte Rolle spielt. Am 15. Mai wird Löw seinen vorläufigen WM-Kader nominieren - Gnabry ist beim DFB schließlich kein Unbekannter. Der Spross einer Schwäbin und eines Ivorers, in der Stuttgarter Peripherie aufgewachsen, durchlief mehrere Stationen des Verbandes (U 16, U 17, U 18, U 19), holte 2016 mit der deutschen Olympia-Auswahl in Rio de Janeiro die Silbermedaille und wurde 2017 U 21-Europameister in Polen. Bei den "Löwlingen" debütierte er am 4. November 2016 gegen San Marino (8:0) und markierte gleich mal drei Treffer. Eineinhalb Wochen später durfte der 1,73-Meter große Modellathlet gegen Italien (0:0) ran.

Keine Frage: Gnabry ist ein Hochbegabter, darin sind sich alle Experten einig. "Bei den vergangenen Nominierungen waren immer wieder Überraschungen dabei, die vorher nicht auf dem Zettel waren. Vielleicht ist es ja diesmal Serge", sagte TSG-Manager Alexander Rosen. Alle seine aktuellen Teamkollegen trauen dem künftigen Bayern-Spieler Gnabry das Noch-Aufspringen auf den WM-Zug zu. Er ist in Galaform: Sechs Tore in den letzten sechs Spielen für "Hoffe" sowie 15 Torbeteiligungen in 20 Partien sind ein Empfehlungsschreiben. "Serge hat einen Lauf. Er ist in der Box quirlig und gefühlt mit dem Ball noch schneller als ohne", beschrieb Kapitän Kevin Vogt den Deutsch-Ivorer.

Vogts Positionskollege Benjamin Hübner glaubt fest daran, dass Gnabry eine Option für Löw ist. In der momentanen Verfassung hätte es die Offensivkraft laut Hübner verdient, "auch wenn wir in Deutschland einen brutalen Kader haben."

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Leicht genervt vom Dauerthema Gnabry war in erster Linie Cheftrainer Julian Nagelsmann. Ständig wird der 30-Jährige nach seinen Einschätzungen gefragt. Nagelsmann ungewohnt schroff: "Ob er ein Kandidat ist, bewertet der Trainer, der ihn nominiert. Da interessiert meine Meinung wenig bis gar nicht." Sowie ablehnend bei der offiziellen Pressekonferenz nach dem HSV-Spiel: "Es ist atemberaubend, wieviele Fragen zu Serge Gnabry gestellt werden. Als ob wir nur aus Serge Gnabry bestehen würden."

Nein, dies tut Hoffenheim gewiss nicht. Denn Linksverteidiger Nico Schulz (25) spielt sich fortwährend ins Rampenlicht. Er glänzt mit außergewöhnlicher Präsenz und Power auf der Außenbahn. "Nico ist in Topverfassung. Die Position ist ja nicht gerade überbesetzt. Vielleicht bekommt er auf Dauer seine Chance", ordnete Hübner die Lage ein. Schulz selbst stand mit einem netten Grinsen in der Mixed Zone und blieb beim Après mit den Medien bescheiden. "Herr Löw ist unser Bundestrainer und ich bin Deutscher. Wenn er mich anruft, freue ich mich darüber, aber fünf, sechs gute Spiele reichen vermutlich nicht", so Schulz realistisch.

Nach "Hoffes" Demonstration der Stärke gegen den HSV war sogar Frotzeln gestattet. Adam Szalai sagte spaßhaft: "Ich bin noch kein deutscher Nationaltrainer. Seitdem Nico mein Nachbar geworden ist, ist er noch athletischer." Offenbar sind Szalai und Schulz ziemlich beste Freunde ...

Nicht ausgeschlossen, dass Gnabry und womöglich Schulz wie einige RB-Akteure am Samstag (15.30 Uhr) in Leipzig erneut unter Beobachtung stehen. Ob vom Bundes-Jogi oder von einem seiner Ersatz-Spione, ist nebensächlich.

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