Unterschriftenaktion für kürzere Vollsperrung der L600

Leimener OB macht über 2000 Bürgern wenig Hoffnung

Bürgerinitiative brachte Listen ins Rathaus- Reinwald hält halbes Jahr für realistisch

21.03.2018 UPDATE: 22.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Krisengespräch mit (v.l.) Oberbürgermeister Hans D. Reinwald und Stadtsprecher Michael Ullrich: Bodo Seydler von der Bürgerinitiative für eine verkürzte Baustellendauer auf der L 600 hatte einen Ordner voller Unterschriften mitgebracht. Foto: A. Dorn

Von Agnieszka Dorn

Leimen/Gaiberg. Die Zahl ist beachtlich: Über 2000 Unterzeichner haben sich in kürzester Zeit an der Unterschriftenaktion einer Bürgerinitiative beteiligt, die eine kürzere Vollsperrung der Landesstraße L600 zwischen Leimen und Gaiberg fordert. Die Unterschriften sind in einem Aktenordner ordentlich abgeheftet. Den hatte Bodo Seydler dabei, als er sich im Leimener Rathaus mit Oberbürgermeister Hans D. Reinwald traf. "Jeder, der unterschrieben hat, glaubt, dass die Vollsperrung in der geplanten Zeit von Juni bis November nicht fertig sein wird", sagte Seydler, der diese Initiative angestoßen hatte.

Pendler sowie Geschäftstreibende aus der Region hatten mit ihrer Unterschrift die Aktion unterstützt. Die Bürgerinitiative fordert, die geplante Vollsperrung in nur drei Monaten anstatt in sechs Monaten durchzuziehen - wegen der drastischen Auswirkungen auf das Umland. Diese Befürchtung spiegelt sich bei den Unterzeichnern wider: Etwa 60 Bürger aus Lingental, nahezu 400 aus Gauangelloch sowie über 1000 Einwohner aus Gaiberg machten mit; hinzu kommen Unterzeichner aus Bammental, Wiesenbach, Mauer und auch aus Heidelberg.

Eigentlich wollte Seydler den Unterschriftenordner dem Leimener OB übergeben. Doch im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass eher das Land Baden-Württemberg die richtige Anlaufstelle für die Unterschriftenaktion ist. Der Ordner soll deshalb - neben den Wahlkreisabgeordneten - dem Regierungspräsidium in Karlsruhe vorgelegt werden. Denn die L600 ist eine Landesstraße und somit ist das Land zuständig.

Das Land plant, die Straßendecke von Leimen bis zum Manfred-Lautenschläger-Kreisel in Gaiberg komplett zu erneuern. Die Stadt Leimen hingegen erneuert die Kanäle sowie die Infrastruktur unter der Straßendecke.

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Insgesamt benutzen täglich bis zu 14.000 Pendler die Strecke zwischen Leimen und Gaiberg. Sie werden schon bald lange und umständliche Umleitungen in Kauf nehmen müssen. Die Geschäfte auch in den umliegenden Orten hingegen befürchten einen hohen wirtschaftlichen Schaden - denn ohne Durchgangsverkehr geht wohl auch der Umsatz teilweise massiv zurück. Geplanter Baubeginn ist der 4. Juni.

Man fürchte, dass die Baustelle nicht sechs Monate, sondern länger dauern könnte als geplant, sagte Bodo Seydler. Die meisten Baustellen verzögern sich bekanntlich. Viele Pendler und Geschäftstreibende fürchten sogar, dass sich die Baustelle noch bis ins nächste Frühjahr hinziehen könnte.

Er nehme diese Sorgen sehr ernst, sagte Hans D. Reinwald. Der OB betonte nochmals, dass die Stadt Leimen alles tun werde, um die Maßnahme so kurz wie möglich zu halten. Allerdings lässt die finanzielle Situation der Großen Kreisstadt nicht zu, die Baumaßnahme im Zuge von Nacht- sowie Wochenendbaustellen zu beschleunigen - so hatte es die Bürgerinitiative gefordert. Laut OB Reinwald würden die Kosten dann bis auf das Vierfache ansteigen. Ganz zu schweigen von der Lingentaler Bevölkerung: Die Einwohner müssten rund um die Uhr jeden Tag über Monate den Baulärm ertragen - auch nachts. Das sei nicht zumutbar, so Reinwald.

Auch die Sperrung immer nur einer Straßenhälfte sei laut Reinwald nicht möglich, da die Straße dafür nicht breit genug ist und die gesetzlichen Vorgaben somit nicht erfüllt werden. Die geplante Dauer der Vollsperrung von einem halben Jahr hielt der OB für realistisch - sofern nichts dazwischen komme. Sollte man etwa auf teerhaltiges Material bei Tiefbauarbeiten stoßen, das fachgerecht entsorgt werden muss, dann sei die zeitliche Planung natürlich nichtig.

Um die Wogen ein wenig zu glätten, schlug Hans D. Reinwald folgendes vor: Jemand Fachkundiges seitens der Bürgerinitiative, zum Beispiel ein Ingenieur, könnte die Besprechungen zu den laufenden Maßnahmen begleiten und den Fortschritt vor Ort mitverfolgen.

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